LETHAL WEAPON 3 – DIE
PROFIS SIND ZURÜCK
(Lethal Weapon 3)
USA 1992
Dt. Erstaufführung: 27.08.1992
Regie: Richard Donner
USA 1992
Dt. Erstaufführung: 27.08.1992
Regie: Richard Donner
Der Vorwurf, unverhohlen staatlich
legitimierte Gewalt zu zelebrieren, begleitet die Lethal Weapon-Reihe seit ihrem ersten Teil aus dem Jahre 1987. Nun
gehört dies bis zu einem gewissen Grad zum Actiongenre, der sonntägliche Tatort-Zuschauer will ja auch nicht
Polizeiarbeit sehen, wie sie in der Realität funktioniert. Die Protagonisten in
diesem Genre sind immer auch eine Verlängerung einer dem Menschen
wahrscheinlich innewohnenden Law &
Order-Mentalität: wenn jemand etwas getan hat, dass die Mehrheit als
verwerflich ansieht, dann dürfen die Helden diesen Schurken auch verdammt
nochmal bestrafen, ohne dass ihre grundsätzliche Integrität angetastet wird. So
geht es für den Zuschauer in Ordnung, wenn Murtaugh am Ende des zweiten Teils
einen Diplomaten erschießt, wenn dieser seine Immunität aufs gröbste
missbraucht hat. Das ist zunächst eher weniger mit einem Rechtssaat in Einklang
zu bringen, wirkt aber im Kontext des Films. Das Actionkino befriedigt den
zugegebenermaßen reichlich archaischen Wunsch nach schneller Rechtsprechung,
ja, nach Selbstjustiz. Die Kunst dabei ist, die involvierten Figuren nicht in einem
schlechten Licht dastehen zu lassen, sie dürfen erst im Showdown rohe Gewalt
anwenden, weil man als Zuschauer ja miterlebt hat, dass zuvor alle Bemühungen
um eine friedlichere Lösung gescheitert sind. Der Tod des Schurken ist die
Katharsis, die uns den Glauben an eine grundlegende Gerechtigkeit zurückgibt.
Es wäre schön, wenn auch Lethal Weapon 3
unter diesen Gesichtspunkten gesehen werden könnte, aber in diesem Fall gilt
der Ausspruch „Aller guten Dinge sind Drei“ nicht. Die Reihe verliert diesmal
nicht nur an erzählerischer Relevanz, sondern auch die Hauptfiguren büßen
bemerkbar Sympathiepunkte ein. Lethal
Weapon 3 ist eher Rückentwicklung denn Evolution.
Nachdem sie ihre eigenen Kompetenzen weit überschritten
haben, werden Martin Riggs (Mel Gibson) und der kurz vor der Pensionierung
stehende Roger Murtaugh (Danny Glover) zum Streifendienst geschickt, bei dem
sie natürlich sofort in neue Schwierigkeiten geraten. Ein versuchter Bankraub
führt sie so auf die Spur des Ex-Polizisten Jack Travis (Stuart Wilson), der
sich nun mit dem illegalen Verkauf von Waffen beschäftigt. Zusammen mit der
taffen Lorna Cole (Rene Russo) und immer wieder unterbrochen von Scharmützeln
mit dem nun als Immobilienmakler tätigen Leo Getz (Joe Pesci) machen die Zwei
sich daran, Travis das Handwerk zu legen.
Riggs und Murtaugh sind hier mehr Karikaturen als jemals
zuvor. Wenn man Scherze auf Kosten Murtaughs Alter noch durchwinken mag,
zeichnen sich beide aber auch durch eklatante Dummheit (vor allem zu Beginn des
Films) und offensivem Amtsmissbrauch aus, während Riggs‘ sich zu seinem
Nachteil wieder der Figur aus Teil Eins annähert. Die Charaktere profitieren
nicht mehr so voneinander, wie sie es noch in Lethal Weapon 2 getan haben, Riggs will wieder seinen Süchten
frönen und wirkt über weite Teile erneut so unkonzentriert und unberechenbar
wie am Beginn der Serie. Und dann wäre da eben die Sache mit der
allgegenwärtigen Gewalt gegen alles und jeden. Murtaugh und Riggs scheinen kein
Problem mehr damit zu haben, wirklich jeden, der ihnen in irgendeiner Form
nicht passt, Kraft ihres Amtes in die Knie zu zwingen. Regisseur Richard Donner
möchte, dass wir darüber lachen, doch meistens wirken diese Szenen eher
unangenehm, zumal die Motivation mitunter einfach nur Vergnügungssucht auf
Kosten anderer ist. Erfreuliche Gesellen werden die beiden Hauptfiguren dadurch
nicht, man bekommt eher Probleme, ihren Dramen, vor allem Murtaughs Entsetzen
darüber, dass er einen Jugendlichen in Notwehr getötet hat, gebührend zu
würdigen. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass Murtaugh aus dem
Schlamassel, das der dritte Teil darstellt, besser hervorgeht als Riggs. Dessen
Beziehung mit der neuen Figur Lorna Cole wirkt dann auch noch forciert und
reichlich mäßig legitimiert. Nicht nur, dass Riggs‘ verstorbene Ehefrau nicht
weiter erwähnt wird, die plakativ als Hass-Liebe eingeführte Beziehung zwischen
Cole und Riggs wechselt die Ebenen, wann immer dem Drehbuch von Jeffrey Boam
und Robert Mark Kamen danach ist. Immerhin hat man den Einsatz des Plappermauls
Leo Getz zurückgefahren, auch wenn Joe Pesci auf dem Filmplakat erwähnt wird.
Anstrengend ist seine Figur immer noch, sorgt aber wenigstens für ein paar gute
Gags, als er einem Paar versucht, das Haus der Murtaughs zu verkaufen.
Letztlich muss man auch sagen, dass die Story um einen
abtrünnigen Polizisten, der mit Waffen handelt, nach der Apartheids-Geschichte
aus Teil Zwei weit weniger relevant daherkommt, verstärkt nur noch durch die
Tatsache, dass sie auch recht lustlos inszeniert wurde. Es gibt immer noch viel
Action in Lethal Weapon 3, die aber
weniger mitreißt als in den Vorgängern und selbst in der besten Sequenz, einer
Verfolgungsjagd ziemlich zu Beginn, die eigene Relevanz durch den Einsatz der
unglaublich furchtbaren Klischeefigur Delores (Delores Hall) beständig
torpediert. Das Stereotyp der frechen, street-wise
schwarzen „Mamma“ – dies ging den Autoren durch den Kopf, als sie darüber
nachdachten, wie sie die Sequenz interessanter machen könnten? Das muss ein wenig
erquicklicher Tag in der Schreibstube gewesen sein.
Lethal Weapon 3
ist Genre-Standardware durch und durch, ziemlich unkreativ in der Ausführung,
routinemäßig in der Regie und dank des schwachen Drehbuchs auch nicht
sonderlich unterhaltsam. Nie hat man das Gefühl, dass der Film irgendwo
ankommt, als würde er sich beständig um sich selbst drehen. Hier zeigt es sich,
dass selbst das Duo Riggs/Murtaugh zu nicht mehr als Durchschnitt fähig ist,
wenn man ihnen nicht zumindest ansatzweise interessantes Material zum
abarbeiten an die Hand gibt.
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