Montag, 19. Mai 2014

Lethal Weapon 3 - Die Profis sind zurück (1992)




LETHAL WEAPON 3 – DIE PROFIS SIND ZURÜCK
(Lethal Weapon 3)
USA 1992
Dt. Erstaufführung: 27.08.1992
Regie: Richard Donner

Der Vorwurf, unverhohlen staatlich legitimierte Gewalt zu zelebrieren, begleitet die Lethal Weapon-Reihe seit ihrem ersten Teil aus dem Jahre 1987. Nun gehört dies bis zu einem gewissen Grad zum Actiongenre, der sonntägliche Tatort-Zuschauer will ja auch nicht Polizeiarbeit sehen, wie sie in der Realität funktioniert. Die Protagonisten in diesem Genre sind immer auch eine Verlängerung einer dem Menschen wahrscheinlich innewohnenden Law & Order-Mentalität: wenn jemand etwas getan hat, dass die Mehrheit als verwerflich ansieht, dann dürfen die Helden diesen Schurken auch verdammt nochmal bestrafen, ohne dass ihre grundsätzliche Integrität angetastet wird. So geht es für den Zuschauer in Ordnung, wenn Murtaugh am Ende des zweiten Teils einen Diplomaten erschießt, wenn dieser seine Immunität aufs gröbste missbraucht hat. Das ist zunächst eher weniger mit einem Rechtssaat in Einklang zu bringen, wirkt aber im Kontext des Films. Das Actionkino befriedigt den zugegebenermaßen reichlich archaischen Wunsch nach schneller Rechtsprechung, ja, nach Selbstjustiz. Die Kunst dabei ist, die involvierten Figuren nicht in einem schlechten Licht dastehen zu lassen, sie dürfen erst im Showdown rohe Gewalt anwenden, weil man als Zuschauer ja miterlebt hat, dass zuvor alle Bemühungen um eine friedlichere Lösung gescheitert sind. Der Tod des Schurken ist die Katharsis, die uns den Glauben an eine grundlegende Gerechtigkeit zurückgibt. Es wäre schön, wenn auch Lethal Weapon 3 unter diesen Gesichtspunkten gesehen werden könnte, aber in diesem Fall gilt der Ausspruch „Aller guten Dinge sind Drei“ nicht. Die Reihe verliert diesmal nicht nur an erzählerischer Relevanz, sondern auch die Hauptfiguren büßen bemerkbar Sympathiepunkte ein. Lethal Weapon 3 ist eher Rückentwicklung denn Evolution.

Nachdem sie ihre eigenen Kompetenzen weit überschritten haben, werden Martin Riggs (Mel Gibson) und der kurz vor der Pensionierung stehende Roger Murtaugh (Danny Glover) zum Streifendienst geschickt, bei dem sie natürlich sofort in neue Schwierigkeiten geraten. Ein versuchter Bankraub führt sie so auf die Spur des Ex-Polizisten Jack Travis (Stuart Wilson), der sich nun mit dem illegalen Verkauf von Waffen beschäftigt. Zusammen mit der taffen Lorna Cole (Rene Russo) und immer wieder unterbrochen von Scharmützeln mit dem nun als Immobilienmakler tätigen Leo Getz (Joe Pesci) machen die Zwei sich daran, Travis das Handwerk zu legen.

Riggs und Murtaugh sind hier mehr Karikaturen als jemals zuvor. Wenn man Scherze auf Kosten Murtaughs Alter noch durchwinken mag, zeichnen sich beide aber auch durch eklatante Dummheit (vor allem zu Beginn des Films) und offensivem Amtsmissbrauch aus, während Riggs‘ sich zu seinem Nachteil wieder der Figur aus Teil Eins annähert. Die Charaktere profitieren nicht mehr so voneinander, wie sie es noch in Lethal Weapon 2 getan haben, Riggs will wieder seinen Süchten frönen und wirkt über weite Teile erneut so unkonzentriert und unberechenbar wie am Beginn der Serie. Und dann wäre da eben die Sache mit der allgegenwärtigen Gewalt gegen alles und jeden. Murtaugh und Riggs scheinen kein Problem mehr damit zu haben, wirklich jeden, der ihnen in irgendeiner Form nicht passt, Kraft ihres Amtes in die Knie zu zwingen. Regisseur Richard Donner möchte, dass wir darüber lachen, doch meistens wirken diese Szenen eher unangenehm, zumal die Motivation mitunter einfach nur Vergnügungssucht auf Kosten anderer ist. Erfreuliche Gesellen werden die beiden Hauptfiguren dadurch nicht, man bekommt eher Probleme, ihren Dramen, vor allem Murtaughs Entsetzen darüber, dass er einen Jugendlichen in Notwehr getötet hat, gebührend zu würdigen. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass Murtaugh aus dem Schlamassel, das der dritte Teil darstellt, besser hervorgeht als Riggs. Dessen Beziehung mit der neuen Figur Lorna Cole wirkt dann auch noch forciert und reichlich mäßig legitimiert. Nicht nur, dass Riggs‘ verstorbene Ehefrau nicht weiter erwähnt wird, die plakativ als Hass-Liebe eingeführte Beziehung zwischen Cole und Riggs wechselt die Ebenen, wann immer dem Drehbuch von Jeffrey Boam und Robert Mark Kamen danach ist. Immerhin hat man den Einsatz des Plappermauls Leo Getz zurückgefahren, auch wenn Joe Pesci auf dem Filmplakat erwähnt wird. Anstrengend ist seine Figur immer noch, sorgt aber wenigstens für ein paar gute Gags, als er einem Paar versucht, das Haus der Murtaughs zu verkaufen.

Letztlich muss man auch sagen, dass die Story um einen abtrünnigen Polizisten, der mit Waffen handelt, nach der Apartheids-Geschichte aus Teil Zwei weit weniger relevant daherkommt, verstärkt nur noch durch die Tatsache, dass sie auch recht lustlos inszeniert wurde. Es gibt immer noch viel Action in Lethal Weapon 3, die aber weniger mitreißt als in den Vorgängern und selbst in der besten Sequenz, einer Verfolgungsjagd ziemlich zu Beginn, die eigene Relevanz durch den Einsatz der unglaublich furchtbaren Klischeefigur Delores (Delores Hall) beständig torpediert. Das Stereotyp der frechen, street-wise schwarzen „Mamma“ – dies ging den Autoren durch den Kopf, als sie darüber nachdachten, wie sie die Sequenz interessanter machen könnten? Das muss ein wenig erquicklicher Tag in der Schreibstube gewesen sein.

Lethal Weapon 3 ist Genre-Standardware durch und durch, ziemlich unkreativ in der Ausführung, routinemäßig in der Regie und dank des schwachen Drehbuchs auch nicht sonderlich unterhaltsam. Nie hat man das Gefühl, dass der Film irgendwo ankommt, als würde er sich beständig um sich selbst drehen. Hier zeigt es sich, dass selbst das Duo Riggs/Murtaugh zu nicht mehr als Durchschnitt fähig ist, wenn man ihnen nicht zumindest ansatzweise interessantes Material zum abarbeiten an die Hand gibt.



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