RAZORBACK –
KAMPFKOLOß DER HÖLLE
(Razorback)
Australien 1984
Dt. Erstaufführung: April 1986 (Video-Premiere)
Regie: Russell Mulcahy
Dt. Erstaufführung: April 1986 (Video-Premiere)
Regie: Russell Mulcahy
Wenn man sich den deutschen Untertitel
von Razorback so anschaut, kann man
ganz wehmütig ob der Einfallslosigkeit der heutigen Verleiher werden. Es wird
einfach weniger solch ehrlich-bekloppter Lyrik fabriziert als noch in den
1980er Jahren, gerade, wenn der Film hierzulande nur für den Heimkinomarkt ausgewertet
wurde. In der Poetik des Schwachsinns liegt aber auch eine Falle: Kampfkoloß der Hölle kann Erwartungen
wecken, die der Film nicht zu decken imstande ist. Denn der titelgebende
„Kampfkoloß“ steht, streng genommen, hauptsächlich in der Gegend herum, weil
die Puppe sich nur für Close-Ups eignete. Das ist als Umstand unfreiwillig
komisch und dennoch unterhält der Film nur dann, wenn das titelgebende Tier in
Aktion tritt. Razorbacks sind verwilderte Hausschweine, wie man sie in den USA
und in Australien, dem Schauplatz dieses Films, findet und dementsprechend hat
man es dann auch noch mit dem ganz besonders dummen Subgenre des Tierhorrors zu
tun. Anders als beispielsweise Der weiße
Hai findet Razorback immerhin
eine leidliche Erklärung für den vom Tier ausgehendem Horror: es ist halt ein
ganz besonders großes Schwein. Wer fragt, warum dieser Umstand allein mit einer
erhöhten Aggressivität und Menschenfresserei einhergeht, der ist im Genre
allgemein und bei Razorback im
Speziellen wohl fehl am Platz.
Die amerikanische Journalistin Beth Winters (Judy Morris)
reist nach Australien, um dort über die illegale Känguruhjagd zu berichten. Als
sie im Outback verschwindet, reist ihr Mann Carl (Gregory Harrison) bald nach,
um seine Frau zu suchen. Er entdeckt, dass Beth von einem riesigen verwilderten
Schwein, einem sogenannten Razorback, getötet wurde und versucht, es zur
Strecke zu bringen. Den gleichen Plan verfolgt Jake Cullen (Bill Kerr), dessen
kleiner Enkel dereinst von dem Monster getötet wurde und er sich in den Augen
der Justiz und seines Umfelds nie ganz von dem Vorwurf des Mordes freimachen
konnte…
Mit Razorback
konnte der australische Regisseur Russell Mulcahy international auf sich
aufmerksam machen und bekam als nächstes die Verantwortung für Highlander – Es kann nur einen geben
übertragen. Das ist schön für Mulcahy, verwunderlich aber dahingehend, warum
sein Malen-nach-Zahlen-Horror ihn für den Job empfahl. Denn bemerkenswert sind
an Razorback bestenfalls eine psychedelische
Traumsequenz und seine Verweigerungshaltung gegenüber seinen Figuren. Eine Katharsis
wird ihnen größtenteils vorenthalten. Jake Cullen ist jahrelang auf der Suche
nach dem Ungetüm, das in der effektivsten Angriffsszene des ganzen Films seinen
Enkel tötet, nur um dann seiner Rache beraubt zu werden. Ebenso kommt das
Schwein Carl zuvor, als dieser einen Outback-Redneck (David Argue) stellt, der
sehr viel mehr zum Tod von Beth beigetragen hat als das lediglich seine Chancen
nutzende Tier. Überhaupt gerät der titelgebende Eber im Vergleich mit den
menschlichen Antagonisten zusehends ins Hintertreffen. Die Rednecks sind
grausam, ebenso das Umfeld des gebeutelten Cullens, so dass das Riesenschwein
streckenweise wie ein zweitrangiger Drehbucheinfall wirkt. Es ist eher die
Fähigkeit zu perfiden Plänen, die erschreckend ist, weniger der Razorback –
kein allzu guter Ausgangspunkt für einen Tierhorrorfilm.
Wie erwähnt, mangelt es der verwendeten Puppe an
Bewegungsmöglichkeiten. Dieses Manko wird teilweise durch den Schnitt wett
gemacht. William M. Anderson schafft eine sehr suggestive Montage, die den
Zuschauer glauben lässt, er habe mehr gesehen als wirklich da war. Bei genauerem
Hinsehen wird das Tier eben hauptsächlich in Nahaufnahmen und verschämten
Schwenks gezeigt, wenn es sich bewegt, tut man das nötigste, um die
Unzulänglichkeiten der Animatronic zu kaschieren. Der Kampfkoloß ist ziemlich
träge, wenn es drauf ankommt.
Unterm Strich ist Razorback
ein ungemein trashiges B-Movie, das sich allzu viele Nachfragen nach Sinn und
Unsinn des Ganzen verbietet. Unterhaltsam wird es immer dann, wenn das
titelgebende Tier einen Auftritt hat und manchmal gelingt es gar, ein paar
interessante Kamerapositionen und dementsprechende Bilder zu finden, sogar den ein oder anderen humorvollen Einfäll
lässt sich Mulcahy nicht nehmen. Außerdem
eignet sich das australische Outback ungemein gut für jegliche Filme dieser
Art. Die menschlichen Figuren sind austauschbar und ihre Dramen werden, mit
Ausnahme jenem von Cullen, überraschend wenig ausgespielt. Wer knapp 90 Minuten
ziemlich genügsame Unterhaltung sucht, der könnte bei Razorback sogar fündig werden. Und wer nur wegen des deutschen
Untertitels nach ihm greift – wer könnte ihm/ihr das verübeln?
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