Montag, 19. Mai 2014

Monsterland (2009)



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MONSTERLAND
Deutschland 2009
Dt. Erstaufführung: 29.03.2009 (TV-Film)
Regie: Jörg Buttgereit

Wer glaubt, der deutsche Regisseur Jörg Buttgereit könne nur Horror-Exploitation wie die berühmt-berüchtigten Nekromantik-Filme oder Der Todesking drehen, der irrt. Monsterland ist ein Film über die Liebe – die Liebe zu (Film-)Monstern. Buttgereit, der selbst nicht in Aktion tritt und auch auf eine Kommentarspur verzichtet, bereist die Welt (in erster Linie Japan und die USA) und interviewt Regisseure, Künstler, Autoren und Darsteller über ihre Passion für die Kreaturen, die menschliche Urängste in Filmen kanalisieren und repräsentieren.

Jeder, der sich bereits näher mit der Geschichte und Entwicklung von Monstern im Film auseinandergesetzt hat, wird in Monsterland nicht viel neues Material finden. Vielmehr werden die üblichen Standpunkte der Filmwissenschaft und der Rezeptionsgeschichte wiedergebeben. Godzilla ist als Symbol für das Trauma der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki zu werten und als Platzhalter für eine entfesselte Natur, deren Gewalt der Mensch kaum etwas entgegenzusetzen hat. Westliche Monstren sind körperlicher als asiatische, sie bewegen sich sehr viel mehr in den Grenzen der Naturwissenschaft und somit der Realität. Die menschlichen Ungeheuer wie Michael Myers aus Halloween - Die Nacht des Grauens sind eine Reaktion auf eine zunehmend gewalttätigere Welt, in der der wahre Horror nur von einem alltäglichen Gesicht ausgehen kann. Und die als „Torture Porn“-bekannten Filme wie Saw und Hostel sind Spiegelbilder einer von Registratoren und Überschreitungen geprägten Welt nach dem 11. September 2001.

Monsterland ist eine klassische Dokumentation zu einem Film-Sujet. „Talking Heads“ wechseln sich mit Filmausschnitten und suggestiven Einschüben ab, die als Illustrierung von Statements dienen (so z.B. zur gleichzeitigen Faszination und Unbehagen gegenüber der allumfassenden Technik der Neuzeit). Dies alles wird weder geordnet noch in einen größeren diskursiven Kontext gebracht, schaut sich in seiner Episodenhaftigkeit aber recht flott. So wechselt der Film zwischen Interviews mit Menschen vor der „Godzilla“-Statue in Japan und Darstellern der Monster in den Kaiju-Filmen und Ausflügen in die Fankultur wie einer Covention für Fans des Genres hin und her, lässt Regisseure wie John Carpenter und Joe Dante zu Wort kommen, befragt den Schöpfer des Alien, H.R. Giger und versucht durch die Aussagen der Menschen eine Art Erklärung für das Phänomen „Monster“ zu liefern. Warum lieben die Zuschauer (oder zumindest ein gewisser Prozentsatz von ihnen) garstige Ungeheuer und blutrünstige Maskenmörder? Die Erklärungen (beispielsweise als Realitätsflucht und gleichzeitige Auseinandersetzung mit der harschen Wirklichkeit) sind recht allgemein. Neue oder überraschende Gedanken werden in Monsterland nicht artikuliert, bringen Standpunkte der Filmwissenschaft aber immerhin, wie erwähnt, in ein auch für den zufälligen Zuschauer interessantes Gewand. Monsterland ist ein Film, der beim zufälligen Zappen (immerhin wurde er „nur“ fürs Fernsehen produziert) zum hängenbleiben animiert.

Letztlich ist Monsterland ein unspektakulärer, aber eben auch liebevoll gemachter Dokumentarfilm, der weder formal noch inhaltlich bemerkenswertes bietet, dem man die Zuneigung zum diskutierten Gegenstand aber in jeder Minute abnimmt. Es hat etwas gemütliches, wenn Menschen mit unbestreitbarem Talent über ein Thema wie Filmmonster diskutieren, dabei zwar nichts neues sagen, aber unbestreitbar mit Sachkenntnis und Elan dabei sind. Monsterland ist ein Liebesbrief – und wer erwartet da schon tiefschürfende Analysen?


 

[Kein Trailer vorhanden]


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