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MONSTERLAND
Deutschland 2009
Dt. Erstaufführung: 29.03.2009 (TV-Film)
Regie: Jörg Buttgereit
Dt. Erstaufführung: 29.03.2009 (TV-Film)
Regie: Jörg Buttgereit
Wer glaubt, der deutsche Regisseur
Jörg Buttgereit könne nur Horror-Exploitation wie die berühmt-berüchtigten Nekromantik-Filme oder Der Todesking drehen, der irrt. Monsterland ist ein Film über die Liebe
– die Liebe zu (Film-)Monstern. Buttgereit, der selbst nicht in Aktion tritt
und auch auf eine Kommentarspur verzichtet, bereist die Welt (in erster Linie
Japan und die USA) und interviewt Regisseure, Künstler, Autoren und Darsteller
über ihre Passion für die Kreaturen, die menschliche Urängste in Filmen
kanalisieren und repräsentieren.
Jeder, der sich bereits näher mit der Geschichte und
Entwicklung von Monstern im Film auseinandergesetzt hat, wird in Monsterland nicht viel neues Material
finden. Vielmehr werden die üblichen Standpunkte der Filmwissenschaft und der
Rezeptionsgeschichte wiedergebeben. Godzilla
ist als Symbol für das Trauma der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki zu
werten und als Platzhalter für eine entfesselte Natur, deren Gewalt der Mensch
kaum etwas entgegenzusetzen hat. Westliche Monstren sind körperlicher als
asiatische, sie bewegen sich sehr viel mehr in den Grenzen der
Naturwissenschaft und somit der Realität. Die menschlichen Ungeheuer wie
Michael Myers aus Halloween - Die Nacht
des Grauens sind eine Reaktion auf eine zunehmend gewalttätigere Welt, in
der der wahre Horror nur von einem alltäglichen Gesicht ausgehen kann. Und die
als „Torture Porn“-bekannten Filme wie Saw
und Hostel sind Spiegelbilder einer
von Registratoren und Überschreitungen geprägten Welt nach dem 11. September
2001.
Monsterland ist
eine klassische Dokumentation zu einem Film-Sujet. „Talking Heads“ wechseln
sich mit Filmausschnitten und suggestiven Einschüben ab, die als Illustrierung
von Statements dienen (so z.B. zur gleichzeitigen Faszination und Unbehagen
gegenüber der allumfassenden Technik der Neuzeit). Dies alles wird weder
geordnet noch in einen größeren diskursiven Kontext gebracht, schaut sich in
seiner Episodenhaftigkeit aber recht flott. So wechselt der Film zwischen
Interviews mit Menschen vor der „Godzilla“-Statue in Japan und Darstellern der
Monster in den Kaiju-Filmen und Ausflügen in die Fankultur wie einer Covention
für Fans des Genres hin und her, lässt Regisseure wie John Carpenter und Joe
Dante zu Wort kommen, befragt den Schöpfer des Alien, H.R. Giger und versucht
durch die Aussagen der Menschen eine Art Erklärung für das Phänomen „Monster“
zu liefern. Warum lieben die Zuschauer (oder zumindest ein gewisser Prozentsatz
von ihnen) garstige Ungeheuer und blutrünstige Maskenmörder? Die Erklärungen (beispielsweise
als Realitätsflucht und gleichzeitige Auseinandersetzung mit der harschen
Wirklichkeit) sind recht allgemein. Neue oder überraschende Gedanken werden in Monsterland nicht artikuliert, bringen
Standpunkte der Filmwissenschaft aber immerhin, wie erwähnt, in ein auch für
den zufälligen Zuschauer interessantes Gewand. Monsterland ist ein Film, der beim zufälligen Zappen (immerhin
wurde er „nur“ fürs Fernsehen produziert) zum hängenbleiben animiert.
Letztlich ist Monsterland
ein unspektakulärer, aber eben auch liebevoll gemachter Dokumentarfilm, der
weder formal noch inhaltlich bemerkenswertes bietet, dem man die Zuneigung zum
diskutierten Gegenstand aber in jeder Minute abnimmt. Es hat etwas gemütliches,
wenn Menschen mit unbestreitbarem Talent über ein Thema wie Filmmonster
diskutieren, dabei zwar nichts neues sagen, aber unbestreitbar mit Sachkenntnis
und Elan dabei sind. Monsterland ist
ein Liebesbrief – und wer erwartet da schon tiefschürfende Analysen?
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