THE STRANGERS
USA 2008
Dt. Erstaufführung: 20.11.2008
Regie: Bryan Bertino
Dt. Erstaufführung: 20.11.2008
Regie: Bryan Bertino
The
Strangers ist kein schönes Erlebnis. Warum sollte es auch, es ist ein
Horrorfilm, könnte man nun ins Feld führen. Soll uns dieses Genre etwa ein
warmes, gemütliches Gefühl im Magen verursachen? Wohl kaum. Es ist auch gar
nicht so sehr der Nihilismus und der Sadismus des Films, den man noch als
Ausdruck einer tiefen Angst vor seinen Mitmenschen interpretieren kann. Der sauer
aufstößt. Es ist vielmehr die Weigerung von Regiedebütant Bryan Bertino (der
seit seinem Erstling keinen Film mehr gedreht hat, aber zwei inzwischen laut
IMDB in Produktion hat), uns mehr zu geben als ein paar billige und ein, zwei
wirklich effektive Schocks.
Es ist ein klarer Fall von „Das war wohl nichts“: James
(Scott Speedman) und Kristen (Liv Tyler) kehren von der Hochzeit einer Freundin
zurück, auf der Scott Kristen einen Antrag gemacht hat. Sie lehnte ab.
Frustriert fahren sie zusammen in das isoliert gelegene Ferienhaus von James‘
Familie. Dort haben sie nicht lange Zeit, über den Stand ihrer Beziehung
nachzudenken, denn drei maskierte Fremde tauchen auf, terrorisieren das Paar
und haben augenscheinlich den Plan, die beiden umzubringen.
Der Beginn von The
Strangers verspricht Großes: eine melancholische Atmosphäre und das
ehrliche Interesse daran, was zwischen den beiden Protagonisten schief gelaufen
ist. Eine Antwort bekommt man nicht, vielmehr wird eine sehr US-Film-typische
diffuse Angst vor Bindungen impliziert. So weit, so blöd. Darüber hinaus
schaffen es weder Speedman noch Tyler, ihren Abziehcharakteren Leben
einzuhauchen. James und Kristen sind hauchdünne Stand-Ins und so routiniert wie
langweilig. Wenn der Film seinen eigenen Nihilismus untergraben möchte, so
macht er dies durch sein Desinteresse an den Figuren wieder zunichte. Die
Killer haben keine erkennbare Motivation jenseits von „mal ausprobieren“, was
als gruseliges Motiv durchgeht – was wir nicht verstehen können, ist
furchterregend. Aber wenn dieser Nihilismus auf Seiten der Antagonisten nicht
durch irgendeine Art von Sympathie auf Seiten der „Helden“ wieder aufgefangen
wird, gerät der ganze Film in jene Gewässer, in denen The Strangers dümpelt. Das Leben, so scheint es Bertino uns
mitteilen zu wollen, ist nichts wert, der Tod auch nicht, aber Hauptsache, ihr habt
euch unterwegs vor ein paar schwer atmenden Maskenmördern erschrecken lassen.
Und selbst das Motiv des plötzlich aus dem Alltag hereinbrechenden Horrors wird
nicht durchgehalten. Am Ende verwehrt der Film konsequent den Blick in die
Gesichter der Mörder und schafft ihnen so eine mystische Aura, die sie nicht
verdient haben. Wenn The Strangers
uns Angst davor machen will, dass potenziell jeder, der an der Tür klingelt,
ein Killer sein kann, dann verwässert er auch dies, indem er den Blick in banale
Allerweltsgesichter verstellt.
Zugute halten kann man Bertino immerhin die saubere
Inszenierung und ein Gespür dafür, wo sich eine Kamera im Raum aufhalten
sollte, um eine Szene effektiv zu gestalten. Die oft völlig unnötig eingesetzte
Wackelkamera ist zwar etwas enervierend, aber man kann The Strangers nicht vorwerfen, zumindest einen hervorragend unheimlichen
Moment zu beinhalten. Dies ist der Stoff, aus dem Alpträume sind. Schade, dass
dies durch die Werbung, auch und gerade das Filmposter, geradezu omnipräsent
ist. Ferner hält sich der Film mit allzu blutrünstigen Exzessen zurück und die
Kamera zieht sich eher zurück als das jedes Detail, dass Eli Roth bestimmt
genussvoll ausgekostet hätte, auf der Leinwand erscheint.
Wären die Charaktere nicht so hemmungslos langweilig, The Strangers hätte sich zumindest auf
das Niveau des ein Jahr zuvor erschienenen Motel
retten können. Dies in Verbindung mit dem allzu genüsslich zelebrierten
Nihilismus macht aus Bertinos Debüt einen gekonnt inszenierten, letztlich aber
völlig leeren Horrorfilm aus dem Home-Invasion-Subgenre. Etwas mehr
Charakterentwicklung darf auch in diesem Genre sein.
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