Donnerstag, 5. September 2013

The Strangers (2008)




THE STRANGERS
USA 2008
Dt. Erstaufführung: 20.11.2008
Regie: Bryan Bertino

The Strangers ist kein schönes Erlebnis. Warum sollte es auch, es ist ein Horrorfilm, könnte man nun ins Feld führen. Soll uns dieses Genre etwa ein warmes, gemütliches Gefühl im Magen verursachen? Wohl kaum. Es ist auch gar nicht so sehr der Nihilismus und der Sadismus des Films, den man noch als Ausdruck einer tiefen Angst vor seinen Mitmenschen interpretieren kann. Der sauer aufstößt. Es ist vielmehr die Weigerung von Regiedebütant Bryan Bertino (der seit seinem Erstling keinen Film mehr gedreht hat, aber zwei inzwischen laut IMDB in Produktion hat), uns mehr zu geben als ein paar billige und ein, zwei wirklich effektive Schocks.

Es ist ein klarer Fall von „Das war wohl nichts“: James (Scott Speedman) und Kristen (Liv Tyler) kehren von der Hochzeit einer Freundin zurück, auf der Scott Kristen einen Antrag gemacht hat. Sie lehnte ab. Frustriert fahren sie zusammen in das isoliert gelegene Ferienhaus von James‘ Familie. Dort haben sie nicht lange Zeit, über den Stand ihrer Beziehung nachzudenken, denn drei maskierte Fremde tauchen auf, terrorisieren das Paar und haben augenscheinlich den Plan, die beiden umzubringen.

Der Beginn von The Strangers verspricht Großes: eine melancholische Atmosphäre und das ehrliche Interesse daran, was zwischen den beiden Protagonisten schief gelaufen ist. Eine Antwort bekommt man nicht, vielmehr wird eine sehr US-Film-typische diffuse Angst vor Bindungen impliziert. So weit, so blöd. Darüber hinaus schaffen es weder Speedman noch Tyler, ihren Abziehcharakteren Leben einzuhauchen. James und Kristen sind hauchdünne Stand-Ins und so routiniert wie langweilig. Wenn der Film seinen eigenen Nihilismus untergraben möchte, so macht er dies durch sein Desinteresse an den Figuren wieder zunichte. Die Killer haben keine erkennbare Motivation jenseits von „mal ausprobieren“, was als gruseliges Motiv durchgeht – was wir nicht verstehen können, ist furchterregend. Aber wenn dieser Nihilismus auf Seiten der Antagonisten nicht durch irgendeine Art von Sympathie auf Seiten der „Helden“ wieder aufgefangen wird, gerät der ganze Film in jene Gewässer, in denen The Strangers dümpelt. Das Leben, so scheint es Bertino uns mitteilen zu wollen, ist nichts wert, der Tod auch nicht, aber Hauptsache, ihr habt euch unterwegs vor ein paar schwer atmenden Maskenmördern erschrecken lassen. Und selbst das Motiv des plötzlich aus dem Alltag hereinbrechenden Horrors wird nicht durchgehalten. Am Ende verwehrt der Film konsequent den Blick in die Gesichter der Mörder und schafft ihnen so eine mystische Aura, die sie nicht verdient haben. Wenn The Strangers uns Angst davor machen will, dass potenziell jeder, der an der Tür klingelt, ein Killer sein kann, dann verwässert er auch dies, indem er den Blick in banale Allerweltsgesichter verstellt.

Zugute halten kann man Bertino immerhin die saubere Inszenierung und ein Gespür dafür, wo sich eine Kamera im Raum aufhalten sollte, um eine Szene effektiv zu gestalten. Die oft völlig unnötig eingesetzte Wackelkamera ist zwar etwas enervierend, aber man kann The Strangers nicht vorwerfen, zumindest einen hervorragend unheimlichen Moment zu beinhalten. Dies ist der Stoff, aus dem Alpträume sind. Schade, dass dies durch die Werbung, auch und gerade das Filmposter, geradezu omnipräsent ist. Ferner hält sich der Film mit allzu blutrünstigen Exzessen zurück und die Kamera zieht sich eher zurück als das jedes Detail, dass Eli Roth bestimmt genussvoll ausgekostet hätte, auf der Leinwand erscheint.

Wären die Charaktere nicht so hemmungslos langweilig, The Strangers hätte sich zumindest auf das Niveau des ein Jahr zuvor erschienenen Motel retten können. Dies in Verbindung mit dem allzu genüsslich zelebrierten Nihilismus macht aus Bertinos Debüt einen gekonnt inszenierten, letztlich aber völlig leeren Horrorfilm aus dem Home-Invasion-Subgenre. Etwas mehr Charakterentwicklung darf auch in diesem Genre sein.



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