KATZENMENSCHEN
(Cat People)
USA 1982
Dt. Erstaufführung: 26.08.1982
Regie: Paul Schrader
Dt. Erstaufführung: 26.08.1982
Regie: Paul Schrader
cinema, damals
noch Europas größte Filmzeitschrift untertitelt,
brachte es mit einem Cover mit der lasziv dreinschauenden Natassja Kinski auf den Punkt: das
Remake von Katzenmenschen ist ein
Film der Pseudo-erotischen Schauwerte, nicht mehr. Und mit Pseudo-Erotik ist
gemeint, dass es doch recht unattraktive Umstände sind, in denen der Film
weibliche Nacktheit zeigt. Eine Prostituierte schleppt sich mit aufgerissenem
Bein die Treppe hinunter, unten platzt ihr der BH auf. Auf eine Sexszene folgt
einmal eine blutige Jagd auf ein Kaninchen, einmal eine unheimliche
Verwandlungssequenz, einmal ein Blutbad in einem Hotelzimmer. Und eine der
Hauptfiguren drängt ständig auf ein inzestuöses Verhältnis. Es wäre
interessant, mal jemanden zu treffen, der sich von Katzenmenschen angemacht fühlt. Andererseits, vielleicht doch
lieber nicht.
Irena (Natasssja Kinski) wurde als Kind von ihrem Bruder
Paul (Malcolm McDowell) und ihren Eltern getrennt und wuchs in verschiedenen
Pflegeheimen auf. Mit Anfang 20 holt sie ihr Bruder zu sich nach New Orleans,
wo die schüchterne Frau nicht nur eine Anstellung im örtlichen Zoo findet,
sondern sich auch in den Direktor Oliver (John Heard) verliebt. Doch Irenas
Familie trägt ein düsteres Geheimnis mit sich: sie sind die Nachfahren einer Liaison
zwischen Schwarzen Panthern und Urmenschen und verwandeln sich nach dem Sex mit
einem normalen Menschen in eine reißende Großkatze, die töten muss, um wieder
menschliche Form anzunehmen. Nur innerhalb ihrer eigenen Familie können sie „gefahrlos“
Sexualität leben. Doch Irene will weder mit ihrem unheimlichen Bruder schlafen
noch Oliver in Gefahr bringen…
Der originale Katzenmenschen,
entstanden 40 Jahre vor diesem sehr losen Remake, war ein spannender Film Noir
mit starkem Mysteryelement und einigen definierenden Szenen. Zudem ließ der
Film die wahre Natur der Katzenmenschen über weite Teile im Dunkeln – war ihre
Verwandlungsfähigkeit Fakt oder nur psychopathischer Ausdruck von unterdrückter
Sexualität? Das vergleichsweise plumpe Remake von Paul
Schrader (Ein Mann für gewisse Stunden)
hält sich mit solchen Subtilitäten gar nicht erst auf. Hier sind die
Katzenmenschen unumkehrlicher Fakt und sind eher mit Werwölfen verwandt als
Ausdruck des sexuellen Zeitgeistes. Dies führt letztlich dazu, dass der Film
für sich genommen ein leidlich interessanter Horrorfilm wird, im Vergleich mit
dem Original aber auf so gut wie jeder Ebene den Kürzeren zieht.
Die Entstehungsgeschichte der Katzenmenschen, die der Film
ziemlich deutlich erzählt, ist albern, im Fantasyrahmen aber vollkommen okay.
Die Inszenierung, in der Leoparden und Menschen in einer ganz offensichtlichen
Kuntswelt á la Die Zeit der Wölfe
zusammentreffen, kann eine unheimliche Atmosphäre generieren, das Artifizielle
des Sets wird dazu perfekt genutzt. Auch die Verwandlung Irenas in einen Panther
ist ein deftiger, gelungener Effekt, ebenso die Autopsie eines Katzenmenschen
in seiner Tierform, die einen hübschen Schockeffekt beinhaltet. Darüber hinaus ist
der Film aber zu sehr den Statuten des damals gültigen Creature-Features untergeordnet. Wirkliche Spannung kommt nicht
auf, weil Schrader nichts der Vorstellungskraft des Zuschauers überlässt,
sondern sich ständig zur Erklärung genötigt sieht. Und seine Re-Kreation der
berühmten Schwimmbadszene des Originals scheitert schon daran, dass das Remake
in Farbe gedreht wurde. So bleibt nichts von den hervorragenden Bildern übrig,
geschweige denn von dem ebenso brillanten Timing. Schraders Version dieser
Sequenz wirkt wie ein dilettantischer Versuch eines Regiefachabsolventen.
Aus der kodifizierten Sexualität des 1942er Films wird hier
platter Sex. Katzenmenschen
demonstriert ein anything goes, das
der Geschichte nicht gut zu Gesicht steht. Der Inzest-Subplot ist überflüssig
und da Malcolm McDowells Paul nicht allzu lange in der Geschichte verweilt,
kann man dem Film schnell eine gewisse Furcht vor weiblicher Sexualität
unterstellen, die gebändigt werden muss. Das Wörtchen „gewisse“ kann man zum
Schluss dann auch ganz streichen, wenn Irenas Sexualität durch ans Bett fesseln
wirklich im Zaum gehalten werden muss. Während das Original die Gefahren eher
in der Unterdrückung des sexuellen Triebes sah, wird Sex hier per se zur potentiellen
Bedrohung. Man kann dies als Reaktion auf die kurz vor dem Filmstart als
eigenständige Krankheit anerkannte Erkrankung AIDS sehen, aber womöglich ist
das zu viel Lob für einen Film, der sich in erster Linie für Kinskis nackten
Körper interessiert.
So ist Katzenmenschen
denn am Ende des Tages ein Remake, dass das Original noch besser aussehen lässt
als es das ohnehin schon tut. Als Film für sich ist es ein kruder,
gescheiterter Versuch, der Geschichte neues Leben einzuhauchen. Immerhin, aus
diesem Film stammt der Song Putting Out
Fire (Theme from Cat People) von David Bowie, den Quentin Tarantino in Inglourious Basterds so herrlich
anachronistisch einsetzen konnte. Wenigstens dafür war Paul Schraders Katzenmenschen gut.
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