Mittwoch, 11. September 2013

Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben (2013)




STIRB LANGSAM – EIN GUTER TAG ZUM STERBEN
(A Good Day to Die Hard)

USA 2013
Dt. Erstaufführung: 14.02.2013
Regie: John Moore

US-Kritiker wissen: was die Studios im Frühjahr ins Kino bringen, dem wird nicht allzu viel Potenzial zugesprochen. Im Sommer laufen die Blockbuster und im Herbst/Winter die Oscarkandidaten. Was auch immer man von dieser formelhaften Programmierung halten mag, der Starttermin ist in den USA ein Indiz dafür, wie sehr das produzierende Studio von dem Endprodukt überzeugt ist. Dementsprechend ist es wohl kein gutes Zeichen, dass der inzwischen fünfte Teil der Stirb langsam-Reihe im Februar ins Kino kommt, entgegen der Blockbuster-Programmierung aller Vorgänger. Der weltweite Starttermin am Valentinstag mag man noch als ironischen Kommentar verstehen, aber nach Ansicht muss man sich eingestehen: manchmal ist an der Erzählung von mangelhaften Filmen, die vermehrt im Frühjahr das Licht der Leinwand erblicken, etwas dran.

John McClane (Bruce Willis) ist in die Jahre gekommen und so langsam macht er sich über die Verfehlungen seines Lebens Gedanken. Dazu zählt sein ihm entfremdeter Sohn Jack (Jai Courtney). Als er erfährt, dass Jack wegen eines ihm nicht näher bekannten Verbrechens in Moskau vor Gericht gestellt werden soll, reist er nach Russland. Dort wird er nicht nur darüber informiert, dass Jack ein CIA-Agent ist, sondern auch, dass er dem Oppositionellen Komarov (Sebastian Koch) hilft, der einen gefährlichen Machtwechsel in der russischen Regierung verhindern soll. Unversehens gerät das Vater-Sohn-Gespann in die übliche McClane-Situation: umzingelt von Schurken heißt es, sich den Weg freizuschießen und nebenbei noch die Welt zu retten.

Ein guter Tag zum Sterben ist nur ein Schatten des ersten Teils, er reicht noch nicht einmal an den ähnlich enttäuschenden vierten Teil heran. Bruce Willis hat ein oder zwei witzige Oneliner, der Rest ist nicht einmal für ein müdes Schmunzeln gut. Die erste Actionszene hat ihre involvierenden Elemente, leidet aber auch an der mitunter wirren Fotografie. Und leider hat Regisseur John Moore den unpassend-monochromen Look von seinem Vorgänger Len Wiseman übernommen. Mit der Atmosphäre der ersten zwei Teile und den herrlich sonnendurchfluteten Bildern des dritten Beitrags hat auch Teil 5 nichts mehr zu tun. Dies ist nur ein Element, dass den Film wie einen Reißbrett-Thriller wirken lässt und weniger wie einen Film aus dem Stirb langsam-Universum. Und auch wenn Bruce Willis durchaus Spaß zu haben scheint, die fehlende Chemie mit seinem Filmsohn ist ein weiteres solches Element.

Wesentlich zum Misserfolg trägt das uninspirierte Drehbuch von Skip Woods bei, der auch schon so unerträglichen Actionmüll wie Passwort: Swordfish zu Papier brachte. Man nehme John McClane heraus und man hat kein Alleinstellungsmerkmal mehr, sogar Stirb langsam 4.0 war mit seiner Gegenüberstellung des reaktionären Cops und der modernen Technikwelt cleverer. Hinzu kommen so lachhafte Ideen wie die Radioaktivitäts-Neutralisierer, die eher in die spleenige Science-fiction-Welt der TV-Trash-Serie Ijon Tichy: Raumpilot passen als in einen Actionfilm, der sich selbst durchaus ernstnimmt. Ansonsten ist das Drehbuch ein Potpourri aus Klischees des Genres, die Moore dann auch noch ziemlich lustlos inszeniert. Alles schreit generisch in diesem Film. Wie gesagt, die Autoverfolgungsjagd über die Moskauer Straßen ist durchaus unterhaltsam, aber McClane kann sich noch so oft entschuldigen, wenn er über Autos fährt und die Insassen wahrscheinlich tötet oder schwer verletzt, es bleibt auch ein fader Beigeschmack, wenn diese Sequenz nach den Regeln des „neuen“ Actionfilms funktioniert: Unschuldige Oper sind zu verkraften. Genrefilme alter Schule, zu denen der erste Stirb langsam inzwischen auch zählt, waren oft sehr bedacht darauf, die Todesfälle unter unschuldigen Hintergrund- und Komparsencharakteren nicht ausufern zu lassen. Ein guter Tag zum Sterben hält sich nicht mehr daran, Unschuldige zu quälen macht ihm im Gegenteil augenscheinlich Spaß. Natürlich erwartet man von einem Actionfilm keine ausgesprochene Menschenfreundlichkeit, aber die unangenehme Tendenz, aus dem Leid von Unbeteiligten Kapital und falsche Anteilnahme zu schlagen, wird auch mit Ein guter Tag zum Sterben weitergeschrieben.

Vielleicht muss man nun einfach erkennen, dass dem Franchise die Puste ausgegangen ist. John McClane sollte sich endlich zur Ruhe setzen, sonst drohen weitere Fortsetzungen nur noch weiter zur Leichenfledderei zu werden. Nach drei hervorragenden bis guten Teilen und einem missglückten Versuch, die Serie zu vitalisieren ist dies der bisherige Tiefpunkt. Und wenn ich „bisherig“ sage, dann mag man darin durchaus Resignation erkennen. Bisher hat der Film, zumindest in den USA, seine Produktionskosten noch nicht eingespielt. Sollten aber die Überseeergebnisse und die Home Video-Zahlen solide sein, dann dürfte es aus Produzentensicht keinen Grund geben, die Cash Cow Stirb langsam nicht so lange weiter zu melken, bis sie tot dahinschwindet.



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