Montag, 9. September 2013

Jack and the Giants (2013)




JACK AND THE GIANTS
(Jack the Giant Slayer)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 14.03.2013
Regie: Bryan Singer

Es ist etwas anachronistisch, da ich Jack and the Giants nach dem Abflauen der Blockbuster-Saison 2013 gesehen habe, aber trotzdem: Hurra, ein weiterer Möchtegern-Kassenschlager, der sich als Sturm im Wasserglas herausstellt. Die Actionvariante des englischen Märchens Hans und die Bohnenranke ist ein aufgeblasener Ballon, mit kaum etwas weiterem gefüllt als zweitklassigen Effekten und unterforderten Darstellern.

Als Kinder haben sowohl Bauernsohn Jack (Nicholas Hoult) als auch Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson) die Geschichte von der Bohnenranke gehört, die dereinst die Menschenwelt mit dem mystischen, irgendwo jenseits der Wolken verordneten Land der Riesen verband. Dem desaströsen Krieg zwischen den beiden Parteien konnte nur eine aus einem Riesenherz hergestellte magische Krone Einhalt gebieten. Die Ranke wurde gekappt und mit ihr jede Verbindung zwischen den Welten, die letzten Bohnen, die wieder zur Ranke heranwachsen könnten, nahm der König Erik der Große mit ins Grab. Doch nun hat der schmierige Verlobte der Prinzessin, Roderick (Stanley Tucci), die Bohnen exhumiert und will mit Hilfe der Riesen, die er mit der ebenfalls aus dem Grab gestohlenen Krone zu kontrollieren gedenkt, das Königreich von König Brahmwell (Ian McShane) an sich reißen. Doch über Umwege geraten nicht nur die Bohnen in Jacks Besitz, auch die rebellische Prinzessin findet sich in seinem Bauernhaus wieder, just in dem Moment, in dem eine der Bohnen ausversehen Wasser abbekommt, was ein sofortiges Wachstum nach sich zieht. Mitsamt Haus wird Isabelle in die Höhe getragen, Jack bleibt auf der Erde zurück und macht sich zusammen mit Roderick, Elmont (Ewan McGregor), der rechten Hand des Königs und einigen red shirts auf den Weg, die Prinzessin zu retten. Leider ist nicht nur die Bohnenranke bittere Realität, sondern auch die Riesen, die zwischen Himmel und Erde hausen. Und die riechen sehr schnell Menschenfleisch und die Chance, ihre vor Jahren begangene Invasion der Erde zu Ende zu bringen…

Ähnlich wie Snow White and the Huntsman verbindet Jack and the Giants Märchen mit Action und „veredelt“ das Ergebnis mit jeder Menge Spezialeffekten, die in diesem Fall aber alles andere als gelungen sind. Die Riesen sind, trotz einiger hübscher Designideen, von ausgesprochener Künstlichkeit, was auch für viele der digitalen Sets gilt. Jack and the Giants ertrinkt mitunter in CGI-Bildern, die die Schauspieler aus Fleisch und Blut wie Fremdkörper in einem Videospiel wirken lassen. Dies ist nicht die Fantasy-Künstlichkeit, die Filmen wie Die Zeit der Wölfe ihre unnachahmbare Atmosphäre verliehen, dies ist diese Art von Künstlichkeit, die den Fluss des Films stört, weil die verschiedenen Elemente nie ganz zueinander filmen. Und dass man die Möglichkeiten der Computeranimation für den exzessiven Einsatz von ansonsten unmöglichen Kamerafahrten nicht überstrapazieren sollte, hat sich bei Regisseur Bryan Singer (Die üblichen Verdächtigen) offensichtlich noch nicht herumgesprochen.

Die Schauspielerriege tut derweil alles in ihrer Macht stehende, um ihren einem Cartoon entsprungenen Figuren Leben einzuhauchen. Der Film scheint nach der Devise zu funktionieren, man drehe ja ein Märchen, also kann man sich ungeniert an den Figurenkonstellationen des Disney-Märchen-Trickfilms bedienen. Roderick, den Stanley Tucci in einer Manier spielt, die John Turturro im Transformers-Modus zur Ehre reicht, hat einen dumpfen Gehilfen namens Wicke (Ewen Bremner) und die beiden wirken wie das Duo Gaston/LeFou aus Disneys Die Schöne und das Biest. Und wenn Schauspieler agieren wie Cartoonfiguren, ist das eine Hit-and-Miss-Angelegenheit. Hier wird das Ziel verfehlt, zu artifiziell wirken die Charaktere. McGregors Elmont ist edel, Nicholas Hoult durchlebt die klassische Heldenreise und Eleanor Tomlinson ist die emanzipierte Prinzessin. Abgesehen davon gibt es keine definierenden Eigenschaften, die Figuren bleiben noch mehr Stereotype als die Helden aus Krieg der Sterne und sind dementsprechend langweilig. Dabei merkt man den Akteuren ihren Spaß durchaus an, aber selbst McGregor kann den Fluch eines leidlich entwickelten Charakters nicht brechen. Auch die Riesen, wenn auch als Individuen gezeichnet, sind als Protagonisten nicht interessanter.

Letztlich läuft es im Film ohnehin auf die Invasion der Riesen hinaus. Als Actionsequenz für sich genommen durchaus unterhaltsam, leidet aber auch sie letztlich daran, dass der Film keine wirkliche Idee davon hat, was er eigentlich will. Er will ein großes Gefecht zwischen Menschen und Riesen inszenieren, aber wenn es soweit ist, kann der Film gar nicht schnell genug zum Ende kommen. Wenn er endlich im Land der Riesen angekommen ist, will er schnell wieder verschwinden. Jack and the Giants kommt niemals irgendwo an, er springt von Szenerie zu Szenerie, rastlos und wenig involvierend. Hin und her gerissen zwischen Fantasy und Action, zwischen albernen Humorversuchen und brutalen Kämpfen versucht Singer, die Seelenlosigkeit seines Produkts zu übertünchen. Jack and the Giants ist ein Film, der vieles versucht, aber nichts zu Ende bringt, der seine gnadenlos unterforderten Figuren gegen computergenerierte Ungeheuer aus der zweiten Reihe antreten lässt und bei all dem streckenweise ja in seiner Banalität durchaus unterhaltsamen Spektakel vergisst, dass er auch noch ein Publikum hat, das vielleicht mehr sehen will als etwas, dass wie die Vorstellung eines Achtjährigen von großem Kino aussieht. Gegen den Eskapismus, den Filme wie Jack and the Giants anbieten, ist nichts zu sagen. Aber auch dieser sollte mit mehr inhaltlichen und gestalterischen Elan betrieben werden.



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