JACK AND THE GIANTS
(Jack the Giant Slayer)
(Jack the Giant Slayer)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 14.03.2013
Regie: Bryan Singer
Dt. Erstaufführung: 14.03.2013
Regie: Bryan Singer
Es ist etwas anachronistisch, da ich Jack and the Giants nach dem Abflauen
der Blockbuster-Saison 2013 gesehen habe, aber trotzdem: Hurra, ein weiterer
Möchtegern-Kassenschlager, der sich als Sturm im Wasserglas herausstellt. Die
Actionvariante des englischen Märchens Hans
und die Bohnenranke ist ein aufgeblasener Ballon, mit kaum etwas weiterem
gefüllt als zweitklassigen Effekten und unterforderten Darstellern.
Als Kinder haben sowohl Bauernsohn Jack (Nicholas Hoult) als
auch Prinzessin Isabelle (Eleanor Tomlinson) die Geschichte von der Bohnenranke
gehört, die dereinst die Menschenwelt mit dem mystischen, irgendwo jenseits der
Wolken verordneten Land der Riesen verband. Dem desaströsen Krieg zwischen den
beiden Parteien konnte nur eine aus einem Riesenherz hergestellte magische
Krone Einhalt gebieten. Die Ranke wurde gekappt und mit ihr jede Verbindung
zwischen den Welten, die letzten Bohnen, die wieder zur Ranke heranwachsen
könnten, nahm der König Erik der Große mit ins Grab. Doch nun hat der
schmierige Verlobte der Prinzessin, Roderick (Stanley Tucci), die Bohnen
exhumiert und will mit Hilfe der Riesen, die er mit der ebenfalls aus dem Grab
gestohlenen Krone zu kontrollieren gedenkt, das Königreich von König Brahmwell
(Ian McShane) an sich reißen. Doch über Umwege geraten nicht nur die Bohnen in
Jacks Besitz, auch die rebellische Prinzessin findet sich in seinem Bauernhaus
wieder, just in dem Moment, in dem eine der Bohnen ausversehen Wasser
abbekommt, was ein sofortiges Wachstum nach sich zieht. Mitsamt Haus wird
Isabelle in die Höhe getragen, Jack bleibt auf der Erde zurück und macht sich
zusammen mit Roderick, Elmont (Ewan McGregor), der rechten Hand des Königs und
einigen red shirts auf den Weg, die
Prinzessin zu retten. Leider ist nicht nur die Bohnenranke bittere Realität,
sondern auch die Riesen, die zwischen Himmel und Erde hausen. Und die riechen
sehr schnell Menschenfleisch und die Chance, ihre vor Jahren begangene Invasion
der Erde zu Ende zu bringen…
Ähnlich wie Snow White
and the Huntsman verbindet Jack and
the Giants Märchen mit Action und „veredelt“ das Ergebnis mit jeder Menge
Spezialeffekten, die in diesem Fall aber alles andere als gelungen sind. Die
Riesen sind, trotz einiger hübscher Designideen, von ausgesprochener
Künstlichkeit, was auch für viele der digitalen Sets gilt. Jack and the Giants ertrinkt mitunter in CGI-Bildern, die die
Schauspieler aus Fleisch und Blut wie Fremdkörper in einem Videospiel wirken
lassen. Dies ist nicht die Fantasy-Künstlichkeit, die Filmen wie Die Zeit der Wölfe ihre unnachahmbare Atmosphäre
verliehen, dies ist diese Art von Künstlichkeit, die den Fluss des Films stört,
weil die verschiedenen Elemente nie ganz zueinander filmen. Und dass man die
Möglichkeiten der Computeranimation für den exzessiven Einsatz von ansonsten
unmöglichen Kamerafahrten nicht überstrapazieren sollte, hat sich bei Regisseur
Bryan Singer (Die üblichen Verdächtigen)
offensichtlich noch nicht herumgesprochen.
Die Schauspielerriege tut derweil alles in ihrer Macht
stehende, um ihren einem Cartoon entsprungenen Figuren Leben einzuhauchen. Der
Film scheint nach der Devise zu funktionieren, man drehe ja ein Märchen, also
kann man sich ungeniert an den Figurenkonstellationen des
Disney-Märchen-Trickfilms bedienen. Roderick, den Stanley Tucci in einer Manier
spielt, die John Turturro im Transformers-Modus
zur Ehre reicht, hat einen dumpfen Gehilfen namens Wicke (Ewen Bremner) und die
beiden wirken wie das Duo Gaston/LeFou aus Disneys Die Schöne und das Biest. Und wenn Schauspieler agieren wie
Cartoonfiguren, ist das eine Hit-and-Miss-Angelegenheit.
Hier wird das Ziel verfehlt, zu artifiziell wirken die Charaktere. McGregors
Elmont ist edel, Nicholas Hoult durchlebt die klassische Heldenreise und
Eleanor Tomlinson ist die emanzipierte Prinzessin. Abgesehen davon gibt es
keine definierenden Eigenschaften, die Figuren bleiben noch mehr Stereotype als
die Helden aus Krieg der Sterne und sind
dementsprechend langweilig. Dabei merkt man den Akteuren ihren Spaß durchaus
an, aber selbst McGregor kann den Fluch eines leidlich entwickelten Charakters
nicht brechen. Auch die Riesen, wenn auch als Individuen gezeichnet, sind als
Protagonisten nicht interessanter.
Letztlich läuft es im Film ohnehin auf die Invasion der
Riesen hinaus. Als Actionsequenz für sich genommen durchaus unterhaltsam,
leidet aber auch sie letztlich daran, dass der Film keine wirkliche Idee davon
hat, was er eigentlich will. Er will ein großes Gefecht zwischen Menschen und
Riesen inszenieren, aber wenn es soweit ist, kann der Film gar nicht schnell genug
zum Ende kommen. Wenn er endlich im Land der Riesen angekommen ist, will er
schnell wieder verschwinden. Jack and the
Giants kommt niemals irgendwo an, er springt von Szenerie zu Szenerie,
rastlos und wenig involvierend. Hin und her gerissen zwischen Fantasy und
Action, zwischen albernen Humorversuchen und brutalen Kämpfen versucht Singer,
die Seelenlosigkeit seines Produkts zu übertünchen. Jack and the Giants ist ein Film, der vieles versucht, aber nichts
zu Ende bringt, der seine gnadenlos unterforderten Figuren gegen
computergenerierte Ungeheuer aus der zweiten Reihe antreten lässt und bei all
dem streckenweise ja in seiner Banalität durchaus unterhaltsamen Spektakel
vergisst, dass er auch noch ein Publikum hat, das vielleicht mehr sehen will
als etwas, dass wie die Vorstellung eines Achtjährigen von großem Kino
aussieht. Gegen den Eskapismus, den Filme wie Jack and the Giants anbieten, ist nichts zu sagen. Aber auch dieser
sollte mit mehr inhaltlichen und gestalterischen Elan betrieben werden.
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