DEAD MAN DOWN
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 04.04.2013
Regie: Niels Arden Oplev
Dt. Erstaufführung: 04.04.2013
Regie: Niels Arden Oplev
Es ging ein Däne nach Hollywood… Niels
Arden Oplev, nach einem der besten Kinderfilme aller Zeiten, Der Traum, und der stilsichern
Verfilmung von Verblendung,
inszenierte mit Dead Man Down seinen
ersten englischsprachigen Film. Mit unbedingten Willen zur stilistischen
Inszenierung und einem verworren konstruierten Plot, der vom Zuschauer mehr
Aufmerksamkeit verlangt als der durchschnittliche Rache-Thriller ist er ein
passables, düsteres Vergnügen geworden, in seiner Unentschlossenheit zwischen
genussvoller Zelebrierung seiner Twists und konventionellem Actionfilm aber
auch etwas enervierend.
Victor (Colin Farrell) ist ein ungarischer Einwanderer, der
sich nach einer Rettung in letzter Sekunde zu den wichtigsten Männern rund um
den kriminellen Immobilienhai Alphonse (Terrence Howard) zählen darf. Dieser
bekommt nämlich seit einiger Zeit mysteriöse Briefe und Zeichen, gern auch
schon mal in der Hand eines ermordeten Handlangers, zugestellt, die auf seine Vergangenheit
hindeuten. Zudem entpuppt sich das Date mit der nach einem Unfall entstellten
Beatrice (Noomi Rapace) nur als Vorwand, um ihn zu erpressen, ist Beatrice doch
im Besitz eines kompromittierenden Smartphonevideos von Victor. Ihr Anliegen:
er soll den Mann töten, der dereinst betrunken ihren Wagen rammte, für ihre
Verletzungen verantwortlich ist und mit nur drei Monaten Gefängnis davonkam.
Victor wird also an mehreren Fronten gleichzeitig gefordert, obwohl er doch
selbst eine geheime Agenda verfolgt, die seit zwei Jahren darauf wartet, in die
Tat umgesetzt zu werden…
Rache ist das zentrale Motiv des Films. Dabei lässt der Film
zunächst nicht zu, dass es in dieser Hinsicht allzu plump zugeht sondern
inszeniert Rache als Konzept, dass letztlich kaum Aussicht darauf hat, inneren
Frieden zu stiften. Dass der Film letztlich doch den Rachegelüsten auch und
gerade seiner Zuschauer nachkommt, wenn auch in einer Form, die Victor als
Charakter nicht beschädigt, ist dann wohl eher den cineastischen Konventionen
geschuldet. Es ist eine sowohl im übertragenden wie wahrsten Sinne des Wortes
düstere Welt, die Oplev nach dem Drehbuch von J.H. Wyman (TV’s Fringe – Grenzfälle des FBI) auf die
Leinwand bringt, in der ein Mord auch schon mal als einzig humaner Ausweg aus
einer Situation daherkommt. Moralisch bleibt der Film stets auf der Seite von
Victor und Beatrice und leuchtet die ambivalenten Gräben weniger aus als dass
er sich für die Beziehung zwischen zwei Gebrochenen interessiert. Dies hat
seinen ganz eigenen Charme und fast geht es zu schnell, dass sich die Beiden in
einem Restaurant treffen, hat ihre Kommunikation von Balkon zu Balkon doch
einen hübschen Reiz.
Während Victors Agenda nachvollziehbar ist, ist Beatrice der weitaus weniger erfolgreiche Charakter. Ihre „Entstelltheit“ ist eher hollywoodtauglicher, kosmetischer Natur, Noomi Rapaces herber Schönheit steht sie nicht im Weg, was die Reaktionen der Umwelt nur noch überzogener wirken lassen. Ein paar Narben im Gesicht und alle Welt ist von Beatrice abgestoßen? Es muss wohl im Dunkeln bleiben, wie sehr die ästhetischen Erwartungen an eine weibliche Hauptrolle hier eine Rolle gespielt haben, aber durch diese vornehme Zurückhaltung wird auch Beatrices Racheplan verwässert. Natürlich ist der Unfallverursacher schuldig und seine Strafe zu gering, aber das, was wir an äußeren Schäden sehen rechtfertigt kaum einen Mord. Und von den seelischen Schäden ist weniger die Rede, vielmehr kreist Beatrice um die „Er hat mein Gesicht zerstört“-Agenda. So verwundert es kaum, dass eine fahrig geschriebene Figur wie Beatrice am Ende plötzlich zu einer Actiontypischen damsel in distress wird, die dumme Fehler begeht. Noomi Rapace ist derweil mit mehr Herzblut bei ihrer Rolle als das Drehbuch es verdient, während Colin Farrell zwischen melancholischem Getriebenem und eiskalt planendem Killer oszilliert, was auf Dauer auch etwas anstrengend wird. Und dass der ungarische Wehrdienst nach der Logik des Films bestens auf ein Leben als rechte Hand eines Gangsters vorbereitet, ist ein Detail ganz für sich allein.
Während Victors Agenda nachvollziehbar ist, ist Beatrice der weitaus weniger erfolgreiche Charakter. Ihre „Entstelltheit“ ist eher hollywoodtauglicher, kosmetischer Natur, Noomi Rapaces herber Schönheit steht sie nicht im Weg, was die Reaktionen der Umwelt nur noch überzogener wirken lassen. Ein paar Narben im Gesicht und alle Welt ist von Beatrice abgestoßen? Es muss wohl im Dunkeln bleiben, wie sehr die ästhetischen Erwartungen an eine weibliche Hauptrolle hier eine Rolle gespielt haben, aber durch diese vornehme Zurückhaltung wird auch Beatrices Racheplan verwässert. Natürlich ist der Unfallverursacher schuldig und seine Strafe zu gering, aber das, was wir an äußeren Schäden sehen rechtfertigt kaum einen Mord. Und von den seelischen Schäden ist weniger die Rede, vielmehr kreist Beatrice um die „Er hat mein Gesicht zerstört“-Agenda. So verwundert es kaum, dass eine fahrig geschriebene Figur wie Beatrice am Ende plötzlich zu einer Actiontypischen damsel in distress wird, die dumme Fehler begeht. Noomi Rapace ist derweil mit mehr Herzblut bei ihrer Rolle als das Drehbuch es verdient, während Colin Farrell zwischen melancholischem Getriebenem und eiskalt planendem Killer oszilliert, was auf Dauer auch etwas anstrengend wird. Und dass der ungarische Wehrdienst nach der Logik des Films bestens auf ein Leben als rechte Hand eines Gangsters vorbereitet, ist ein Detail ganz für sich allein.
Als Thriller, dessen überkonstruierte Handlung sich langsam
entfaltet, auch wenn der Zuschauer manchmal schneller als die Figuren ist, ist Dead Man Down ein unterhaltsamer
Zeitvertreib, der immerhin nicht langweilig wird. Darüber hinaus stören die
fahrige Figurenzeichnung, einige sehr schlechte Dialoge und die
offensichtlichen Zugeständnisse an (angenommene) Sehgewohnheiten des Publikums,
auch wenn die Plotkonstruktion den durchschnittlichen Jason-Stathem-Fan wohl vor
Herausforderungen stellt, an dessen Filmen wie The Transporter und Crank
sich Oplev im letzten Drittel zu sehr orientiert. Wirklich im Gedächtnis bleibt
die Tatsache, dass die Ereignisse in Dead
Man Down im Grunde von einer Gentrifizierung eines Stadtteils angeschoben werden.
Nicht Drogen oder Waffen, nein Immobilien sind im tiefsten Kern der Stein des
Anstoßes. Niels Arden Oplev ist zuzutrauen, dass dies eine der Subversivitäten
ist, die nicht dem Zwang zur Konvention zum Opfer gefallen ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen