Dienstag, 10. September 2013

Das Schwergewicht (2012)




DAS SCHWERGEWICHT
(Here Comes the Boom)
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 08.11.2012
Regie: Frank Coraci

Das Schwergewicht ist ein schlechter Film, weil er sein Publikum nicht ernst nimmt. Niemals. Dies ist Filmschaffen auf unterstem Niveau, weniger wegen eines obszönen Plots oder besonders schlechter Schauspieler, sondern weil der Film nicht eine einzige Sekunde seiner Laufzeit versucht, ein guter, ein überraschender oder wenigstens ein witziger Zeitvertreib zu sein. Für Werke wie dieses wurde der Ausdruck paint by numbers affair augenscheinlich erfunden.

Die Schule des wenig motivierten Biologielehrers Scott Voss (Kevin James) ist in finanziellen Schwierigkeiten und gedenkt, alle nicht nötigen Aktivitäten vom Lehrplan zu streichen. Dies würde vor allem den Musikunterricht des verschroben-liebenswerten Marty (Henry Winkler) treffen. In einem Anflug von Übermut verspricht Scott gegenüber dem Rektor (Greg Germann), bis zum Ende des Schuljahres genug Geld aufgetrieben zu haben, um Martys Stelle und den Musikunterricht zu retten – 48.000 Dollar, um genau zu sein. Da man als Nachhilfelehrer für einwanderungswillige Ausländer aber nicht genug verdient, kommt Scott auf die Idee, als Mixed-Martial-Arts-Kämpfer in den Ring zu steigen, wo bereits für das Verlieren große Gewinne winken.

Paint by numbers heißt bei uns Malen nach Zahlen und ist ein jegliche Kreativität erdrückendes Pseudo-Kunst-Spielzeug. Nach Das Schwergewicht weiß man, warum dieser Vergleich nicht hinkt. Dies ist ein frustrierend massenkompatibler Film, der sich und seinen Zuschauern nichts zutraut. Alles ist in Watte gepackt, Konflikte werden innerhalb weniger Minuten gelöst, damit ja keine innere Spannung aufkommt, die Figuren sind die üblichen Verdächtigen und eine Portion Patriotismus wird auch noch hinein gemixt. Genügsam weit über die Schmerzgrenze hinaus ist der Film, der sich Komödie schimpft, auch noch nicht in einer Minute witzig. Es sei denn, ein unmotivierter Kotz-Gag reicht dem geneigten Zuschauer. Ansonsten versucht der Film aus der Darstellung von naiv-dümmlichen Einwanderern und der Tatsache, dass ein feingeistiger Musiklehrer und ein dicker Biologielehrer in die Kampfsportwelt drängen, humoristisches Kapital zu schlagen, was ebenfalls grandios scheitert. Nicht einmal auf diesem Gebiet versucht der Film von Frank Coraci (Klick) irgendetwas Innovatives oder gar unvorhergesehenes.

Kevin James, an sich ein sympathischer Zeitgenosse, hat nach Der Zoowärter einen weiteren Fehlgriff getan und die Zeiten der TV-Serie King of Queens und Rollen wie in Hitch – Der Date Doktor geraten so gefährlich in Vergessenheit. Salma Hayek muss sich mit einer undankbaren Rolle als love interest begnügen, Bas Rutten gibt den „nützlichen Immigranten“, aber wie alle Figuren sind auch sie schnell vergessen.
Scott findet seine Motivation als Lehrer wieder und zum Schluss muss er den entscheidenden Kampf gewinnen, weil ein Problem mit dem bisher erwirtschafteten Geld aufgetaucht ist. Aber auch diese Aspekte gehen in dem völlig unmotiviert inszenierten Film unter. Das Schwergewicht ist nicht witzig, nicht spannend, nicht involvierend, es Unterhaltung zu nennen wäre zu verkennen, dass dieser Film im Grunde keinerlei Unterhaltungswert hat. Dass man ein solches Werk bereits vielfach gesehen hat, ist eine Sache. Aber dass eine dramaturgische Nullnummer dann auch noch so grauenhaft lustlos und letztlich für den Zuschauer in ihrer völligen Apathie beleidigend daherkommend in Szene gesetzt wurde, ist unentschuldbar.



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