DIE FANTASTISCHE WELT
VON OZ
(Oz the Great and
Powerful)
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 07.03.2013
Regie: Sam Raimi
Dt. Erstaufführung: 07.03.2013
Regie: Sam Raimi
In einer filmischen Landschaft, in der
die kreativen Neu- und Eigenschöpfungen immer mehr zur aussterbenden Spezies zu
gehören scheinen, ist Die fantastische
Welt von Oz nur ein weiteres Beispiel für diesen ungesunden Trend. Als
Prequel zum Klassiker Der Zauberer von Oz
ist er ebenso ungewollt wie sinnlos, kann er der Fantasiewelt des Landes
jenseits von Kansas doch erschreckend wenig hinzufügen und vergeudet die Zeit
der Zuschauer zwei Stunden mit einem teilweise kaum auszuhaltenden
CGI-Overkill.
Oscar, genannt Oz (James Franco) ist ein windiger Zauberer
mit zweifelhafter Moral, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf US-Jahrmärkten
mehr schlecht als recht sein Geld verdient. Nach einer missglückten Vorstellung,
in der ein Mädchen im Rollstuhl (Joey King) ihn bittet, sie per Magie wieder
laufen zu lassen, gerät Oz bei der Flucht vor einem aufgebrachten
Artistenkollegen per Heißluftballon in einen Wirbelsturm, der ihn in ein
sagenhaftes Land bringt, dass seinen Namen trägt. Dort sieht man ihn als
Erfüllung einer Prophezeiung, dass einst ein Zauberer vom Himmel steigen wird
und den Machtkampf zwischen zwei Hexen beendet. Mit der Aussicht auf Reichtum
willigt der Taschenspieler ein, ohne zu wissen, dass er sich auf einen innenpolitischen
Konflikt einlässt, der ebenso windig ist wie seine Tricks…
Die fantastische Welt
von Oz ist ein ebenso missglückter Versuch wie Tim Burtons Alice im Wunderland, eine altbekannte
Vorlage eines Lands jenseits des Regenbogens auf die Leinwand zu bringen.
Ähnlich wie Burton verheddert sich Regisseur Sam Raimi (Spider-Man) in den
Verlockungen der technisch Machbaren, ohne am Ende diese wirklich klug zu
nutzen. Sein Oz ist eine größere Kunstwelt als in allen vorangegangenen
Verfilmungen, ein schmerzlich-offensichtliches Computerprodukt, dem jeglicher
Charme abhanden gekommen ist. Die für jeden ziemlich sichtbar vor einer
Greenscreen agierenden Schauspieler sind verloren in einer gleichzeitig
opulenten und tristen Wüste aus kitschigen Farben und einer bemerkenswerten
Ideenlosigkeit. Oz ist ein Land, in dem alles möglich zu sein scheint. Indem
Raimi es fast komplett im Rechner erschafft, nimmt er ihm die Körperlichkeit,
die Erfahrbarkeit und löscht so jeden Bezug zur Realität aus. Die 1939er
Filmversion, auf die sich Raimi bezieht, wurde zwar größtenteils auch auf einer
unschwer zu enttarnenden Bühne gedreht, mit einer Umwelt aus Holz, Kunststoff
und Pappmaché, aber eben dies machte den Charme aus: die Figuren bewegten sich
theatergleich in einer Umwelt, die zwar künstlich, aber haptisch war. Manchmal
funktionieren diese vollkommen am Rechner erzeugten Welten (die Star Wars-Prequels oder die King Kong-Neuverfilmung wären da beispielhaft),
bei Die fantastische Welt von Oz sind
sie sehr viel mehr irritierend als bezaubernd.
Dementsprechend farblos geistern die Darsteller durch die
Szenerie. James Franco als Oz ist derartig nichtssagend, dass seine Wandlung
vom Saulus zum Paulus kaum jemanden interessieren dürfte und Zach Braff schafft
es, sogar als computeranimierter fliegender Affe in Bedeutungs- und
Ausdruckslosigkeit zu versinken. Von den Darstellerinnen kann immerhin Mila
Kunis (Black Swan) in der zweiten
Filmhälfte überzeugen, da sie augenscheinlich sehr viel Spaß damit hat, eine
popkulturelle Ikone zu spielen. Ansonsten hat Joey King, die in Oz in der Form
eines Porzellanmädchens auftritt, ein paar Gags auf ihrer Seite. Darüber hinaus
empfiehlt sich der Film nicht gerade für eine Filmpreisnominierung in den
Darstellerkategorien.
Die fantastische Welt
von Oz versagt als eskapistischer Spaß, weil er zwar eine fantastische Welt
proklamiert, sie sich aber als seelenlose Bits-und-Bytes-Oberfläche entpuppt.
Man wird hier nicht verzaubert, weder von den Bildern und auch nicht von den
Figuren oder Geschehnissen. Viel eher zerstört der Film die Magie der anderen
Oz-Inkarnationen als dass er ihnen etwas Neues hinzufügt. Weder ist der Film so
entwaffnend-herzlich wie Der Zauberer von
Oz von 1939, noch so spannend und involvierend wie die interessante,
düstere, aber relativ unbekannte Fortsetzung Oz – Eine fantastische Welt von 1985. Letztlich muss man ohnehin
fragen, ob es nötig war, dem Zauberer von Oz und Theodora der Hexe eine
Pseudo-romantische Vergangenheit anzudichten. Dieser Film schafft es
tatsächlich, dass man der gelben Ziegelsteinstraße nicht folgen möchte. Und das
ist ebenso ärgerlich wie todtraurig.
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