GELD HER ODER AUTSCH’N!
Deutschland 2013
Dt. Erstaufführung: 05.09.2013
Regie: René Marik & Johan Robin
Deutschland 2013
Dt. Erstaufführung: 05.09.2013
Regie: René Marik & Johan Robin
ACHTUNG! Der letzte Absatz dieser Besprechung enthält Spoiler zum Filmende. Wer das (noch) nicht erfahren will, weiß, was zu tun ist.
Jeder, der sich mit Hand- und Bauchrednerpuppen in die Öffentlichkeit wagt, muss sich fast schon zwangsläufig mit Jim Hensons Muppets vergleichen lassen. Durch Charisma, Anarchismus und Lebensfreude haben sich Kermit, Miss Piggy, Gonzo & Konsorten längst einen Platz im kulturellen Gedächtnis vieler Menschen gesichert und so ist es nur natürlich, dass sich sofort geistige Parallelen aufbauen, sobald sich jemand auf der Bühne oder im Fernsehen ins Zwiegespräch mit einer Puppe begibt. Die momentan erfolgreichsten Puppenspieler aus Deutschland sind auch noch allesamt in einer Zeit geboren worden, in der die Muppets ihren Erfolgszug um den Globus exzessiv voranpuschten. René Marik, der Kopf hinter Geld her oder Autsch’n! ist mit dem Jahr 1970 auf der Geburtsurkunde schon der Älteste, andere Stars des Metiers wie Sascha Grammel (*1974), Martin Reinl (*1975) oder Michael Hatzius (*1982) wurden noch mehr in den Muppet-Boom der 1970er und 1980er Jahre hinein geboren. Alle haben eigene Wege gefunden, um sich von den Vorbildern zu emanzipieren; Reinl ist derjenige, der am offensten mit der großen Inspirationsquelle umgeht. Seine Wiwaldi Show ist unbestreitbar der Versuch, eine deutsche Version der Muppet Show zu etablieren. Schaut man Geld her oder Autsch’n! an, bekommt man fast unbändige Lust, davon ein paar Folgen am Stück zu begutachten. Denn es ist ausgerechnet Marik, derjenige mit den unkreativsten, unlustigsten Kreaturen im Schlepptau, der es geschafft hat, per Crowdfunding einen Kinofilm auf die Beine zu stellen. Würde man nur diesen Film kennen, man würde der deutschen Puppencomedy-Szene auch nur das minimalste Existenzrecht absprechen.
Jeder, der sich mit Hand- und Bauchrednerpuppen in die Öffentlichkeit wagt, muss sich fast schon zwangsläufig mit Jim Hensons Muppets vergleichen lassen. Durch Charisma, Anarchismus und Lebensfreude haben sich Kermit, Miss Piggy, Gonzo & Konsorten längst einen Platz im kulturellen Gedächtnis vieler Menschen gesichert und so ist es nur natürlich, dass sich sofort geistige Parallelen aufbauen, sobald sich jemand auf der Bühne oder im Fernsehen ins Zwiegespräch mit einer Puppe begibt. Die momentan erfolgreichsten Puppenspieler aus Deutschland sind auch noch allesamt in einer Zeit geboren worden, in der die Muppets ihren Erfolgszug um den Globus exzessiv voranpuschten. René Marik, der Kopf hinter Geld her oder Autsch’n! ist mit dem Jahr 1970 auf der Geburtsurkunde schon der Älteste, andere Stars des Metiers wie Sascha Grammel (*1974), Martin Reinl (*1975) oder Michael Hatzius (*1982) wurden noch mehr in den Muppet-Boom der 1970er und 1980er Jahre hinein geboren. Alle haben eigene Wege gefunden, um sich von den Vorbildern zu emanzipieren; Reinl ist derjenige, der am offensten mit der großen Inspirationsquelle umgeht. Seine Wiwaldi Show ist unbestreitbar der Versuch, eine deutsche Version der Muppet Show zu etablieren. Schaut man Geld her oder Autsch’n! an, bekommt man fast unbändige Lust, davon ein paar Folgen am Stück zu begutachten. Denn es ist ausgerechnet Marik, derjenige mit den unkreativsten, unlustigsten Kreaturen im Schlepptau, der es geschafft hat, per Crowdfunding einen Kinofilm auf die Beine zu stellen. Würde man nur diesen Film kennen, man würde der deutschen Puppencomedy-Szene auch nur das minimalste Existenzrecht absprechen.
Dem „Theater der Freude“ steht das Wasser bis zum Hals: Weil
der Kaspar die Pacht nicht zahlte, steht das marode Gebäude nun kurz vorm
Abriss und die abgehalterte Puppentheater-Schar mit einem Bein auf der Straße.
Wie gut, dass das Krokodil ein alter Studienfreund von Kalle, dem Eisbären ist,
der zusammen mit dem Maulwurf und dem pedantischen Frosch Falkenhorst fast
jeden Abend in ausverkauftem Haus auftritt. Kurzerhand wird Kalle entführt und
Lösegeld verlangt. Dies stellt nicht nur seine Freunde vor eine
Herausforderung, sondern ruft auch Kalles gemeingefährliche Drogenquelle Spec
(Christoph Maria Herbst) auf den Plan…
Das Beste an Mariks TV-Auftritten war stets, dass sie
meistens in überschaubarer Zeit wieder vorbei waren. Die Auftritte des blinden
Maulwurfes mit Sprachfehler oder des derben Kalles waren weder sonderlich
witzig noch handwerklich gut umgesetzt. Mariks Wesen sind keine elaborierten
Puppen und selbst die „komplizierteren“ Charaktere wie Falkenhorst haben so gut
wie kein Ausdrucksvermögen, was wohl auch damit zusammenhängt, dass sich Mariks
Texte oft so anhören, als würde er sie sich gerade in diesem Moment ausdenken.
Entsprechend niedrig ist die Trefferquote bei den zwangslustigen Einlagen. Der
manchmal aufkommende Vergleich mit den Darbietungen Helge Schneiders hinkt
deshalb auch. Schneider beherrscht die Kunst der Improvisation und seine
wahnwitzigen, oftmals zunächst wirren Anekdoten kommen irgendwann zu einem (wie
auch immer gearteten) Ende. Maulwurf und Co. drehen endlose Achten. Warum
offensichtlich genug Menschen dies auch noch im Kino sehen wollten, bleibt ein
Rätsel. Dass sie für ihre Unterstützung mit einer allgemeinen Erwähnung abgespeist
und nicht mit einer namentlichen Nennung wie kürzlich beim ebenfalls durch Fans
finanzierten Stromberg – Der Film
geehrt wurden, ist nur eine von vielen Beleidigungen, die Geld her oder Autsch’n! offeriert.
Die Welt der Muppets wurde bis heute nicht erklärt, man muss
ich damit abfinden, dass in dieser alternativen Realität Menschen neben anderen
Lebensformen, die sich kollektiv Muppets nennen, existieren. Nach einem
ähnlichen Prinzip funktioniert auch Geld
her oder Autsch’n! Am interessantesten ist noch das Konzept, dass der Film
die gängigen Handpuppen des klassischen Kasperle-Theaters als autonome Wesen
begreift, aus der Prämisse, dass lebende Puppen in einer Mischwelt Puppen
spielen, aber wenig macht. Zumal es neben den drei Protagonisten aus den
Bühnenprogrammen und der überschaubaren Anzahl Kasperle-Holzköpfen keine
anderen Puppen in dieser Welt zu geben scheint. Man sieht einmal zwei Mäuse im
Hintergrund und Michael Hatzius‘ Echse hat einen sehr kurzen Cameoauftritt,
aber ansonsten wird die Chance, dieses spezifische Universum zu erweitern,
ebenfalls nicht genutzt. So muss man sich ständig mit den ausdruckslosen
Figuren herumplagen, die den Film bevölkern, die Illusion wird nie zur
gefühlten Realität. Während es Martin Reinl ähnlich wie Jim Henson gelingt,
hinter seinen Figuren zu verschwinden, vergisst man in Geld her oder Autsch’n! nie den Puppenspieler, der nur mühsam aus
dem Bild gehalten werden kann.
Nun könnte man all die fehlende Raffinesse vielleicht noch
vergessen, wenn der Film, für den Marik zusammen mit Thomas Brussig (Sonnenallee, sowohl Roman als auch
Drehbuch) das Script verfasste, wenigstens einigermaßen unterhaltsam oder
witzig wäre. Solche Hoffnungen zerschlagen sich sehr schnell. Geld her oder Autsch’n! zieht sich über
seine knapp 90 Minuten Spielzeit wie zäher Kaugummi, Ausflügen ins Badezimmer
bei einer DVD-Sichtung muss nicht die Betätigung der Pause-Taste vorangehen.
Man wird nichts verpassen. Der Plot, der sich grob an Die Muppets von 2011 anlehnt, ist voller überflüssigem,
unerträglich langgezogenem Füllmaterial, es gibt praktisch keine guten oder
überraschenden Gags und wenn der Film sich durch den Drogenkonsum von Kalle
oder das Betatschen menschlicher Frauen durch Puppen einen subversiven Anstrich
verpassen möchte, bleibt er auf der einen Seite dennoch geradezu erschreckend
zahm, auf der anderen verkennt er, dass Peter Jackson diese im vorliegenden
Fall nur behauptete Dekonstruktion der Muppet
Show schon 1989 mit Meet the Feebles
vornahm. So kann sich der Film stilistisch nie entscheiden und wirft mit Spec
lieber einen überraschend gewalttätigen Schurken ins Rennen, anstatt sich um
seine tonalen Probleme zu kümmern. Geld
her oder Autsch’n! macht schlicht und einfach keinen Spaß, wohl auch, weil
das Endprodukt oft so lieblos zusammengeschustert wirkt.
Womöglich ist lieblos genau das richtige Wort. René Marik
zieht sich vom Puppenspiel zurück, es wird keine neuen Shows mit den Kreaturen
geben, Geld her oder Autsch’n! ist
quasi der Abschluss dieses Lebenskapitels. Angesichts der Qualität von Maulwurf
und Co. kann man diese Entscheidung nur begrüßen, aber man sollte doch meinen,
dass Marik im letzten großen Auftritt seiner Figuren mehr investieren würde.
Man hat ständig das Gefühl, dass alle Beteiligten das Unterfangen nur schnell über
die Bühne bringen wollten, sogar die Outtakes im Abspann kann man dahingehend
interpretieren. So ist es sicherlich der größte Coup des Films, Falkenhorst am
Ende sterben und den Maulwurf von einem Traktor überfahren zu lassen. Damit
kann er zumindest diejenigen unter den Zuschauern befriedigen, die der
gnadenlos unwitzigen Bande schon die ganze Zeit den Tod wünschten, dürfte aber
viele Fans eher irritieren. Der leblos auf einem gefrorenen Acker liegende
Maulwurf – wer hätte schon mit solch einem Ende gerechnet? Es ist nichts
anderes als ärgerlich, dass diese Kompromisslosigkeit nicht den ganzen Film
prägte. Geld her oder Autsch’n! ist vergeudetes
Geld und vergeudete Lebenszeit.
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