LAST PASSENGER – ZUG INS
UNGEWISSE
(Last Passenger)
Großbritannien 2013
Dt. Erstaufführung: 17.01.2014 (DVD-Premiere)
Regie: Omid Nooshin
Dt. Erstaufführung: 17.01.2014 (DVD-Premiere)
Regie: Omid Nooshin
Ich gehöre ja gern zu den Leuten, die
den Actionfilmen der vergangenen Dekaden nachtrauern. Stirb langsam, die Reihe, die in den 1980ern so grandios startete,
ist inzwischen zu einer kaum noch zu ertragenen Witzfigur verkommen.
Stattdessen wird das Publikum mit The
Expendables oder Wanted belästigt
oder gleich mit einem neuen Michael-Bay-Film. Roland Emmerich, auch so ein
notorischer Fachmann für das kinotaugliche zerstören von allem, was sich ihm in
den Weg stellt, versuchte es letztes Jahr mit White House Down, legte dabei aber vor allem die stoffeligen
Elemente des Genres neu auf, während sein Konkurrenzprodukt Olympus Has Fallen .- Die Welt in Gefahr
einfach nur den Zuschauer beleidigte. Ferner bietet vor allem die nicht enden
wollende Flut an Superheldenfilmen viel Raum für generischen Bombast.
Regienewcomer Omid Nooshin hat nun etwas geschafft, an dem so viele scheitern: er hat einen im besten Sinne altmodischen Actionfilm gedreht. Sein Last Passenger, hierzulande nur auf DVD ausgewertet, ist unterhaltsam, flott inszeniert und hebt sich vor allem durch seine angenehm ausführliche Exposition von der Konkurrenz ab. Nooshin sind seine Figuren (größtenteils) nicht egal und er verzichtet auch auf die ganz großen Albernheiten, mit denen der Actionfilm sonst gerne aufwartet (das schlitternde Auto aus Wanted und R.E.D. 2 gefällig?).
Regienewcomer Omid Nooshin hat nun etwas geschafft, an dem so viele scheitern: er hat einen im besten Sinne altmodischen Actionfilm gedreht. Sein Last Passenger, hierzulande nur auf DVD ausgewertet, ist unterhaltsam, flott inszeniert und hebt sich vor allem durch seine angenehm ausführliche Exposition von der Konkurrenz ab. Nooshin sind seine Figuren (größtenteils) nicht egal und er verzichtet auch auf die ganz großen Albernheiten, mit denen der Actionfilm sonst gerne aufwartet (das schlitternde Auto aus Wanted und R.E.D. 2 gefällig?).
An Bord eines alten Zuges, der sich durch das nächtliche
London nebst Vororten bewegt, befinden sich am Ende eines langen Tages nur noch
eine Handvoll Passagiere: Arzt Lewis (Dougray Scott), sein siebenjähriger Sohn
Max (Joshua Kaynama), die freundliche Sarah (Kara Tointon), der Tagelöhner Jan
(Iddo Goldberg), der unsympathische Peter (David Schofield) und Elaine (Lindsay
Duncan), die auf dem Weg zu ihren Enkeln ist. Als der Zug anfängt, nicht mehr
in den Stationen zu halten und der Schaffner (Samuel Geker-Kawle) unauffindbar
bleibt, dämmert der Schicksalsgemeinschaft schließlich, dass ihr Zug von einem
Unbekannten gekapert wurde, der nun mit Höchstgeschwindigkeit und sabotieren
Notbremsen dem Endpunkt entgegen rast. Viel Zeit bleibt den Passagieren nicht,
um einen Weg aus ihrer brenzligen Situation zu finden…
Nooshins Vorbild war augenscheinlich Jan de Bonts
meisterhafter Speed. Man ersetzte den
Bus nur durch einen Zug von schon hat man eine ähnliche Prämisse, nur dass sich
der Regisseur, der zusammen mit Andy Love das Drehbuch schrieb, weniger für den
charismatischen Schurken, damals dargestellt von Dennis Hopper, interessiert.
Vielmehr gar nicht, denn der Zugentführer, seine Identität und seine Motive
sollen verborgen bleiben. Nooshin lässt seine Figuren etwas spekulieren, hält
sich aber ansonsten so bedeckt, wie es der Situation wohl angemessen ist. Kein
Polizist ist an Bord, es gibt kaum Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme mit der
Außenwelt und der Schurke ist nicht von jener selbstgefälligen Art, die ihre
Pläne kurz vor der finalen Konfrontation noch ausführlich erklären will. So
geht es in Last Passenger schlicht um
die Lösung der Misere und Nooshin bleibt ganz bei seinen Charakteren.
Diese sind ohnehin das große Plus des Films. Aus den
gängigen Stereotypen werden innerhalb des mit 90 Minuten ziemlich ökonomisch
inszenierten Films Figuren jenseits des Klischees, einzig mit Lindsay Duncans
Elaine kann der Film so wenig anfangen, dass man sich wundert, warum sie nicht
ganz aus dem Drehbuch gestrichen wurde. Ansonsten ist Last Passenger gut darin, dem Zuschauer sympathische Figuren an die
Hand zu geben, die so gar nichts vom das Genre sonst so gern bewohnenden
Kanonenfutter haben. Dougray Scott (der aussieht wie der Bruder von Clive Owen)
bleibt zwar der Held, Iddo Goldberg und David Schofield gelingt es aber, ihre
Rollen des Unruhestifters und des steifen, autoritätshörigen älteren Herren mit
individuellen Zügen auszustatten. Kara Tointons Rolle wird gar um einen
ambivalenten Part erweitert, der zwar am Ende vergessen wird, aber nicht
unerheblich zur Atmosphäre beiträgt, da man sich nicht sicher sein kann, ob sie
nicht ein doppeltes Spiel spielt.
So rast Last Passenger
wie sein Zug dahin, lässt sich jedoch Zeit, seine Figuren einzuführen und zu
entwickeln und versinkt auch danach nicht in Übertreibungen. Nooshin inszeniert
seinen Actionthriller spannend und selbstredend nicht ohne brenzlige
Situationen, aber macht daraus nicht eine bemühte Leistungsschau wie der
ebenfalls von einem außer Kontrolle geratenen Zug handelnde Unstoppable. Natürlich hat auch er seinen
Anteil an hinterfragungswürdigen Umständen, aber einen Genrefilm wie diesen auf
seine absolut wasserdichte Logik abzuklopfen ist ein ziemlich müßiges
Unterfangen. Last Passenger hat
genügend Tempo, Spannung und Charakter, dass dies nicht ins Gewicht fällt. Wer
dann auch noch mit dem gesichtslosen Schurken leben kann, der bestenfalls als
Projektionsfläche für eigene Spekulationen herzuhalten vermag, den erwartet ein
gelungener Genrebeitrag, für den sich ein Trip zu Videothek auf jeden Fall lohnt.
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