DIE MUPPETS
(The Muppets)
USA 2011
Dt. Erstaufführung: 19.01.2012
Regie: James Bobin
Dt. Erstaufführung: 19.01.2012
Regie: James Bobin
Zwölf Jahre war es verhältnismäßig
still um die Muppets, jene einst von Jim Henson erdachten Figuren, geworden.
Der letzte Kinofilm, Muppets aus dem All,
blieb hinter den Erwartungen zurück und markierte einen rapiden
Qualitätsverlust im Franchise, der bei der ebenfalls durchgefallenen, aber
immerhin sehr unterhaltsamen TV-Show Muppets
Tonight noch nicht absehbar war. Es schien fast so, als sollte sich das
bewahrheiten, was in diesem von James Bobin (TVs Flight oft he Conchords) inszenierten Reboot so oft ironisch
zitiert wird: die Muppets waren antiquiert, Relikte aus einer analogen Welt,
die nicht mehr in den Kosmos des computergenerierten Bombast passen wollten. So
sehr dies eine maßlose Übertreibung war, so sehr musste man dennoch
feststellen, dass die Muppets Kinder der 70er und 80er Jahre waren. Zwölf Jahre
sind eine lange Zeit für nachwachsende Generationen und ihre
Mediensozialisation und wie sollte die Kinder des Jahrtausendwende Hensons
Kreationen kennenlernen, wenn ihnen eine größere Medienaufmerksamkeit verwehrt
blieb? Tot waren die Puppen nicht, wohl aber aus dem popkulturellen Gedächtnis
an den Rand gedrängt. So funktioniert Die
Muppets sowohl als Neueinstieg für Novizen als auch als hemmungslose
Nostalgie-Orgie für Fans der ersten Stunde und ihre unmittelbaren Nachfolger.
Jason Segel, Drehbuchautor, Initiator und bekennender Muppets-Fanboy hat mit
allen Beteiligten einen charmanten Film geschaffen, der sich wieder mehr an dem
anarchischen Spaß orientiert, der mit den Puppen in ihrer Hochphase assoziiert
wurde.
Walter ist ein Muppet, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Zusammen mit seinem Bruder Gary (Jason Segel) lebt er in einer schnuckeligen Gemeinde
und hat eine Art Erweckung, als er in den 1970er Jahren zum ersten Mal Die
Muppet Show sieht. Daraus entwickelt sich eine lebenslange Obsession und als
Walter eines Tages die Chance erhält, mit Gary und dessen Freundin Mary (Amy
Adams) die Muppet-Studios in Los Angeles zu besichtigen, wird ein Traum für ihn
wahr. Am Objekt der Begierde angekommen müssen alle Beteiligten allerdings
feststellen, dass die Studios mitsamt dem alten Theater inzwischen ein
heruntergekommener, trostloser Ort ist, den sich der Tycoon Tex Richman (Chris
Cooper) aneignen will, weil unter dem Grundstück Öl zu fördern ist. Durch
Zufall erfährt Walter, dass den Muppets eine Frist bleibt, in der sie das
Studio für eine Million Dollar zurückkaufen könnten. Doch alle ehemaligen Stars
sind in alle Winde verstreut. Als Gary, Walter und Mary jedoch auf Kermit den
Frosch treffen, beginnt Hoffnung zu keimen…
Die Muppets
verändert das Gefüge der dargestellten Welt etwas. Waren die Puppen bisher als
eigenständige gesellschaftliche Gruppe zu lesen, also alle automatisch Muppets,
muss man (sprich: Walter) sich diesen Status erst noch erarbeiten. Darüber, wie
die Genetik in dieser Welt funktioniert und Walter und Gary Brüder sein können,
denkt man lieber nicht zu angestrengt nach. Man wird zwar als Puppe geboren,
ist aber nicht automatisch ein Muppet. Der Name einer Bevölkerungsgruppe wird
so also zur bloßen Bezeichnung einer Showtruppe.
Nun ist der Film natürlich nicht darauf aus, seine dargestellte Welt in irgendeiner Art wasserdicht erklären zu wollen (oder zu müssen). Die Muppets ist eine herzliche Komödie, die unter dem Nostalgieaspekt noch besser funktioniert denn als eigenständiger Muppet-Film. Denn in erster Linie geht es darum, ein neues Setup für weitere Filme zu schaffen und dabei möglichst viele Verweise auf Muppet Movie unterzubringen. Ermüdend wird dieses „Spot the Reference“ glücklicherweise nicht, da der Film auch viel Wert auf die Rekreation des Auftretens der Figuren legt. Die Muppets mag ein in der Moderne angesiedelter Film sein, er fühlt sich aber sehr viel mehr nach Die Muppet Show an als es die (wunderbaren) Literaturadaptionen oder Muppets aus dem All getan haben. Nicht ganz unschuldig daran sind natürlich auch die Auftritte vieler in den Filmen gar nicht oder nur am Rande auftauchender Charaktere wie Lew Zealand, Marvin Suggs, dem Nachrichtensprecher, Beauregard, Wayne und Wanda.
Nun ist der Film natürlich nicht darauf aus, seine dargestellte Welt in irgendeiner Art wasserdicht erklären zu wollen (oder zu müssen). Die Muppets ist eine herzliche Komödie, die unter dem Nostalgieaspekt noch besser funktioniert denn als eigenständiger Muppet-Film. Denn in erster Linie geht es darum, ein neues Setup für weitere Filme zu schaffen und dabei möglichst viele Verweise auf Muppet Movie unterzubringen. Ermüdend wird dieses „Spot the Reference“ glücklicherweise nicht, da der Film auch viel Wert auf die Rekreation des Auftretens der Figuren legt. Die Muppets mag ein in der Moderne angesiedelter Film sein, er fühlt sich aber sehr viel mehr nach Die Muppet Show an als es die (wunderbaren) Literaturadaptionen oder Muppets aus dem All getan haben. Nicht ganz unschuldig daran sind natürlich auch die Auftritte vieler in den Filmen gar nicht oder nur am Rande auftauchender Charaktere wie Lew Zealand, Marvin Suggs, dem Nachrichtensprecher, Beauregard, Wayne und Wanda.
Wie üblich haben die menschlichen Charaktere kaum etwas
gegen die Muppets auszurichten. Chris Cooper versucht sein Bestes, Tim Curry
als menschgewordene Puppe Konkurrenz zu machen, während der Auftritt von Jack
Black über ein bloßes Cameo weit hinausgeht und Black die Geduld des Zuschauers
durchaus strapaziert. Amy Adams und Jason Segel blenden als durch und durch
knuddeliges Paar in den Hintergrund, während sich ansonsten noch Alan Arkin,
Neil Patrick Harris, Selena Gomez, Whoopi Goldberg, Mickey Rooney, Ken Jeong,
Bill Cobbs und Zach Galifianakis die Ehre geben. Der Auftritt von Jim Parsons
mehr oder minder in seiner Rolle als Sheldon aus der TV-Sitcom The Big Bang Theory ist derweil ein
weiterer Beweis für das ausgeklügelte Marketing, dass dem Film voraus ging und
vor allem durch massenhafte Parodien, Trailer und Trailerparodien im Internet
Aufmerksamkeit erzeugen konnte – bis zum Tag der Uraufführung wurde Parsons
Beteiligung verschwiegen, selbst die IMDB-Seite nahm ihn erst danach in die
Besetzungsliste auf.
Es spricht sehr viel Liebe und Herzblut aus Die Muppets, eine ehrlichem tiefe Freude
darüber, den Helden der Kindheit zu neuem Leben zu verhelfen. Und auch wenn der
Film in erster Linie Setup ist, ist es dennoch ein sehr unterhaltsames,
technisch gewohnt brillantes Setup. Einzig die deutsche Synchronisation hat
sich beispielsweise mit der Neubesetzung Gonzos keinen Gefallen getan – die
Stimme von Moe aus Die Simpsons will
nicht wirklich passen und auch wenn sein Festsprecher aus den Tagen der Muppet Show, Werner Abrolat, 1997
verstorben ist, gilt dies für Gudo Hoegel, seinen Nachfolger, nicht. Ähnliches
kann man auch über Tom Deiniger sagen, dessen Interpretation von Fozzie Bär
zwar näher am Original liegen mag, mit der wunderbaren Leistung von Bruno W.
Pantel aber nichts gemein hat. Und war Andreas von der Meden nicht mehr gut
genug, um Kermit zu sprechen? Die deutschen Versionen der Muppet-Abenteuer
waren stets ein Auf und Ab und die Leistung bei Die Muppets gehört vom Wohlklang aus betrachtet nicht zu den
Besten. Doch in Zeiten der Multitrackdatenträger kann auch dieses Problem
schnell umgangen werden und Die Muppets
in seiner ganzen nostalgischen Herrlichkeit genossen werden. Es bleibt zu
hoffen, dass diesem Auftakt weitere Geschichten folgen werden, die dem Geist
Hensons gerecht werden.
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