MUPPETS AUS DEM ALL
(Muppets From Space)
USA 1999
Dt. Erstaufführung: 16.12.1999
Regie: Tim Hill
Dt. Erstaufführung: 16.12.1999
Regie: Tim Hill
Die Muppets waren über zwei Jahrzehnte
ein Garant für gute Unterhaltung. Die TV-Serie Die Muppet Show war eine herrlich-alberne Angelegenheit, die Sesamstraße erfreute Kinder (und
Erwachsene) in aller Welt, die ersten drei Kinofilme waren allesamt sehenswert.
Nach dem Tod des Muppet-Erfinders Jim Henson näherte man sich immer weiter
Disney an, etwas, dass Henson noch selbst initiiert hatte. Die darauffolgenden
zwei Spielfilme waren liebevolle Adaptionen von Charles Dickens Weihnachtsgeschichte und R.L. Stevensons
Die Schatzinsel. 1996 bis 1998
versuchte man es mit einer nur zwei Staffeln überdauernden Neuauflage der TV-Show,
diesmal unter dem Titel Muppets Tonight,
die durchaus ihre Höhepunkte vorweisen konnte, beim Publikum aber eher
durchfiel. Muppets aus dem All ist
nun einerseits der bemühte Versuch, noch irgendwie aus Muppets Tonight Kapital zu schlagen, ähnlich wie man es mit Muppet Movie in Verbindung mit Die Muppet Show getan hatte,
andererseits ist es eine breiige Mischung aus allem, was zur Entstehungszeit
gerade „in“ war. Das Ergebnis ist der bisherige Tiefpunkt der Muppet-Kinofilme
und der finale Anstoß zu jenem partiellen Niedergang, der im Reboot von 2011 so
selbstironisch kommentiert wurde.
Gonzo, jahrelang in seiner Existenz als „Whatever“ nicht
weiter aufgefallen, befindet sich auf Sinnsuche. Unerwartete Hilfe erhält er
von seinem Captain Alphabet-Frühstücksflocken, durch die jemand versucht,
Kontakt mit ihm aufzunehmen. Schon bald ist ihm klar: er ist ein Außerirdischer
und seine Familie ist auf dem Weg, den verlorenen Sohn zurückzuholen. Da
Subtilität noch nie die Stärke von Gonzo oder sonst einem Muppet war, bekommt
auch der fiese Regierungsbeamte K. Edgar Singer (Jeffrey Tambor) etwas vom
geplanten Erstkontakt mit und lässt Gonzo kurzerhand entführen. Nun ist es an
seinen Freunden Kermit, Fozzie, Rizzo & Co., ihn zu retten und es
rechtzeitig zur Landung des Raumschiffs zu schaffen…
Analysieren wir kurz, wie sehr Muppets aus dem All versucht, ein möglichst breites Publikum
zufriedenzustellen und welche Geschütze er dafür auffährt. Zum einen basiert
das ganze Konzept der Films auf dem Song „I’m Going to Go Back There Someday“
aus Muppet Movie, den Gonzo unter
einem klaren Sternenhimmel sang. So hat man nicht nur eine indirekte Verbindung
zum Urvater der Muppet-Filme, sondern auch eine seltsame Interpretation des
Songs. Dann verweist der Film durch seine Einbindung der diversen Figuren aus Muppets Tonight und wie sie in den Kino-Kanon
der Muppets eingeführt werden ebenfalls auf die Handhabung in Muppet Movie, der als eine Art origin story fungierte. So wird den Figuren
Clifford und Pepe sehr viel Raum eingeräumt, die ohne Kenntnis der Serien Muppets Tonight oder The Jim Henson Hour keinem Zuschauer
bekannt sein dürften. Andere erst durch die neue TV-Show bekannt gewordenen
Charaktere wie Bobo der Bär, Dr. Phil Van Neuter, Johnny Fiama und Sal Minella
haben wenigstens Cameoauftritte. Ob der augenscheinlich erhoffte Effekt („Hey,
die kenne ich doch aus dem Fernsehen!“) beim Großteil des Publikums eingetreten
ist, bleibt fraglich.
Schlussendlich wäre dann natürlich noch der Science-Fiction-Aspekt des Films. Die Muppets sind nicht gerade an erster Stelle der Assoziationen, wenn man an die phantastischen Genres denkt, aber in einer Zeit, in der Aliens als Erklärung für so ziemlich alles herhalten mussten und auch die TV-Serie Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI noch erfolgreich lief, konnte man dieser kruden Verbindung wohl schlicht nicht widerstehen. Über die Sinnhaftigkeit, nun Gonzo als Alien zu erklären, während die Muppets allesamt – wenn nicht Tiere – doch in ihrer Spezies sehr uneindeutige Kreaturen sind, kann gestritten werden. Wenn Gonzo ein Außerirdischer ist, was ist dann Dr. Goldzahn? Oder Scooter? Oder Beaker? Oder Dr. Honigtau-Bunsenbrenner? Oder Sweetums? Die Liste könnte ewig so weitergehen. Die holprige extraterrestrische Erklärung untergräbt ein bisschen den gesamten Muppet-Kosmos, in dem man sich mit der Koexistenz von Menschen, Tieren und eben Muppets sehr gut anfreunden konnte.
Schlussendlich wäre dann natürlich noch der Science-Fiction-Aspekt des Films. Die Muppets sind nicht gerade an erster Stelle der Assoziationen, wenn man an die phantastischen Genres denkt, aber in einer Zeit, in der Aliens als Erklärung für so ziemlich alles herhalten mussten und auch die TV-Serie Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI noch erfolgreich lief, konnte man dieser kruden Verbindung wohl schlicht nicht widerstehen. Über die Sinnhaftigkeit, nun Gonzo als Alien zu erklären, während die Muppets allesamt – wenn nicht Tiere – doch in ihrer Spezies sehr uneindeutige Kreaturen sind, kann gestritten werden. Wenn Gonzo ein Außerirdischer ist, was ist dann Dr. Goldzahn? Oder Scooter? Oder Beaker? Oder Dr. Honigtau-Bunsenbrenner? Oder Sweetums? Die Liste könnte ewig so weitergehen. Die holprige extraterrestrische Erklärung untergräbt ein bisschen den gesamten Muppet-Kosmos, in dem man sich mit der Koexistenz von Menschen, Tieren und eben Muppets sehr gut anfreunden konnte.
Neben den inhaltlichen Schwächen ist Muppets aus dem All auch gestalterisch ein seltsames Unikum. Waren
Songs stets ein wichtiger Part in den Filmen, setzen die Puppen hier nicht zum
Singen an. Stattdessen beherbergt der Soundtrack allerlei Hits der 70er Jahre.
Funk, Aliens und die Muppets – man ist sich wirklich nicht sicher, was die
Macher eigentlich bezwecken wollten. Immerhin ist der Film gewohnt
hervorragend, was die Puppenspielkunst angeht und das Set des Hauses, in dem
all die Kreaturen zusammen wohnen, verströmt Behaglichkeit. In punkto
menschliche Darsteller ist man wieder zum Cameo-Konzept übergegangen, so haben
Andie MacDowell, Ray Liotta, F. Murray Abraham und David Arquette Auftritte,
während Jeffrey Tambor jene Rolle als etwas tumber Beamter spielt, die er in
den Hellboy-Filmen zur Perfektion
bringen sollte. Die Chemie zwischen ihm und seinen fusseligen Co-Stars stimmt
und es ist eine echte Schande, dass die deutsche Synchro, die Muppets – Die Schatzinsel noch zum
Vorteil gereichte, hier keinen Weg findet, den besten Gag des Films zu retten („Bring
me the remote!“ – „The Goat?“).
Muppets aus dem All
beweist vor allem, dass selbst die liebenswerten Puppen des Jim Hensons ohne
ein solides Skript und eine fähige Person auf dem Regiestuhl verlieren können.
Tim Hill, vorher durchaus durch durchgeknallte TV-Serien wie Kablam! aufgefallen, sollte sich auch
nach seinem Spielfilmdebüt mit Alvin und
die Chipmunks und ähnlich gelagerten Familienfilmen als hoffnungsloser
Routinier erweisen. Muppets aus dem All
erzählt keine zeitlose Geschichte, sondern ist zu sehr in der Gegenwart des
Jahres 1999 verhaftet. Außerdem ist die Entscheidung, die Handlung eher auf
Gonzos Sinnsuche denn ein Teamunterfangen der ganzen Truppe aufzubauen,
mindestens genauso irritierend wie die Alien-Prämisse. Muppets aus dem All ist schlicht genügsam-durchschnittliche
08/15-Unterhaltung – eine Bezeichnung, die man nie mit den Muppets in
Verbindung bringen wollte.
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