MUPPETS – DIE SCHATZINSEL
(Muppet Treasure Island)
USA 1996
Dt. Erstaufführung: 11.07.1996
Regie: Brian Henson
Dt. Erstaufführung: 11.07.1996
Regie: Brian Henson
Nachdem Die Muppets Weihnachtsgeschichte, der erste Film mit den quirligen
Puppen nach dem Tod von Erfinder Jim Henson, ein einziges Werk der Liebe
geworden war und auch noch den Geist der Romanvorlage von Charles Dickens
intakt halten konnte, gelang dies bemerkenswerterweise auch mit der nächsten
Adaption. Diesmal wurde Robert Louis Stevensons Abenteuerroman Die Schatzinsel mit Kermit & Co. neu
aufgelegt und wie bei der Weihnachtsgeschichte
sparte man sich die exzessiven Cameoauftritte bekannter menschlicher Stars,
sondern gruppierte die Muppets um einen einzigen Prominenten. Schaffte es
Michael Caine im Vorgänger, auch im Angesicht von sprechenden Fröschen die
Integrität seiner Figur Scrooge nicht dem Spektakel zu opfern, fügt sich hier
Tim Curry als Long John Silver äußerst harmonisch ins Gesamtbild ein. Der Mann,
der selbst wie ein Muppet daherkommt, reißt jede Szene an sich und überstrahlt
oft sogar seine kuscheligen Co-Stars. Allein das ist schon eine ungeheure
Leistung.
Muppets – Die Schatzinsel
bleibt dem Roman recht treu: Jim Hawkins (Kevin Bishop) ist ein Waisenjunge,
der zusammen mit seinen Freunden Gonzo und Rizzo in der Gaststätte von Mrs.
Bluberidge (Jennifer Saunders) arbeitet. Sein Leben ändert sich, als er vom
versoffenen Billy Bones (Billy Connolly) eine Schatzkarte erhält, die angeblich
den Weg zum versteckten Reichtum des legendären Käpt‘n Flints weist. Nachdem
die Echtheit der Karte vom schusseligen Schiffsbauersohn Trewlaney (Fozzie Bär)
bestätigt wurde, finanziert dieser eine Reise hinaus aufs Meer, den Schatz zu
heben. An Bord des unter dem Befehl von Käpt’n Smollett (Kermit der Frosch) und
seiner rechten Hand Mr. Arrows (Sam der Adler) stehenden Schiffs befindet sich
nicht nur eine wenig vertrauenserweckende Crew, sondern auch der einbeinige
Schiffskoch Long John Silver (Tim Curry), mit dem Hawkins sofort eine intensive
Vater/Sohn-Beziehung verbindet. Doch ist es möglich, dass Silver der Einbeinige
ist, vor dem Billy Bones den jungen Hawkins auf dem Sterbebett gewarnt hat?
Brian Henson, Sohn von Jim Henson und Regisseur sowohl
dieses als auch des vorangegangenen Muppet-Films, hat unbestreitbar nicht nur
ein Händchen für die Kreationen seines Vaters, sondern auch für die Geschichten,
in die er sie versetzt. Muppets – Die Schatzinsel
ist eine Literaturverfilmung eines Stoffes, der zwar auch für Kinder
interessant ist, der aber auch seinen Anteil an düsteren Szenarien und
Gewaltdarstellungen hat und Henson zeigt keinerlei Furcht, dies auch zum Teil
der Muppet-Version zu machen. So ist Billy Connolly nicht nur der bis heute
einzige Mensch, der in einem Muppet-Film stirbt, es wird auch Gebrauch von
Schusswaffen gemacht, Piraten im Auftakt gemeuchelt und ihre skelettierten
Leichen später als Landmarken missbraucht. A
pirate’s life for puppets. Dies hört sich womöglich schlimmer an, als es
eigentlich ist, denn im Kern ist Muppets –
Die Schatzinsel natürlich ein sehr fröhliches Unterfangen, aber es sollte
bemerkt werden, dass die Geschichte nicht um jede Ecke und Kante erleichtert
wurde.
Zwei altgediente Figuren des Ensembles trifft es in diesem
Film allerdings besonders hart. Wurde Miss Piggy bereits in der Weihnachtsgeschichte verhältnismäßig
marginalisiert, wird sie hier mit der geschlechtsverdrehten Rolle des Benjamin
Gunn (hier Benjamina Gunn) betraut, die erst im letzten Drittel auftaucht. Fans
des Charakters wird dies vielleicht stören, für alle, denen Piggy oftmals
ohnehin zu enervierend war, ist dies eine klare Wohltat. Weitaus schlimmer hat
es Fozzie erwischt, der hier in eine seltsame Interpretation als Vollidiot
gedrängt wird. Fozzie Bär war nie eine Intelligenzbestie, wohl wahr, aber er
war eher hoffnungslos naiv als aktiv dumm. Hier lässt man ihn mit einem Mr.
Bimbo genannten Männchen, das in seinem Finger haust, sprechen und nimmt dem
Charakter dadurch viel von seinem Charme. Dass die um Dr. Goldzahn formierte Electric Mayhem Band und Rowlf der Hund
keine großen Rollen mehr bekleiden ist auch hier dem alles überschattenden
Fehlens von Jim Henson geschuldet, war er doch maßgeblich für beide Parts
verantwortlich.
Muppets – Die Schatzinsel
ist insgesamt ein weiterer Beweis für den unendlich erscheinenden Charme der
titelgebenden Puppen. Das Produktionsdesign ist hervorragend, kreiert es doch
eine ganz offensichtlich künstliche Welt für Puppen UND Menschen und bleibt
dennoch vollkommen glaubhaft. Die Musik ist gewohnt gut, der Score von Hans
Zimmer nimmt die Piraten-Prämisse besonders ernst und die Songs sind auch
hörenswert, selbst so völlig sinnlose Füllnummern wie „Cabin Fever“. Und auch
wenn es einige anachronistische Referenzen gibt, die auf Disneyland oder die
NBA anspielen, muss man konstatieren, dass die deutsche Synchronisation es
schafft, diese im Kontext womöglich etwas irritierende Einspieler
abzuschwächen, indem sie sich beispielsweise weigert, einen Gag mit den Worten „Shopping
Channel“ sinngemäß zu übersetzen.
Über all diesem thront dann schließlich der bereits erwähnte Tim Curry, der eine helle Freude an der Rolle hat und alles und jeden an die Wand spielt. Vor allem der sehr blasse Kevin Bishop als Jim Hawkins kann da nicht viel ausrichten, auch wenn das Herzstück der Geschichte, die Beziehung zwischen Schiffskoch und Schiffsjungen, dennoch auf abgespeckte Art funktioniert.
Über all diesem thront dann schließlich der bereits erwähnte Tim Curry, der eine helle Freude an der Rolle hat und alles und jeden an die Wand spielt. Vor allem der sehr blasse Kevin Bishop als Jim Hawkins kann da nicht viel ausrichten, auch wenn das Herzstück der Geschichte, die Beziehung zwischen Schiffskoch und Schiffsjungen, dennoch auf abgespeckte Art funktioniert.
So mag Muppets – Die Schatzinsel
nicht der beste Film der Reihe sein und auch nicht an die überbordende
Herzlichkeit der Weihnachtsgeschichte
heranreichen, aber als kurzweiliger, witziger und technisch perfekt umgesetzter
Abenteuerfilm, der zudem die literarische Vorlage nicht verrät, ist er ein
weiterer Gewinn für jedermanns liebste Puppentruppe.
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