Dienstag, 29. April 2014

Höllenbrut (1998)




HÖLLENBRUT
(Progeny)
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 03.01.2000 (Video-Premiere)
Regie: Brian Yuzna

Als Produzent war Brian Yuzna in den 1980er Jahren erfolgreicher als später auf dem Regiestuhl. Zu dem von ihm produzierten Filmen gehören nicht nur Horrorfilme wie Der Re-Animator und C2 – Killerinsekt, sondern kurioserweise auch der Familienfilm Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft. Als Regisseur drehte er Fortsetzungen von Re-Animator, The Dentist, Rottweiler (in dem der titelgebende Hund von kybernetischer Natur war) und eben Höllenbrut, der bemerkenswerterweise auf dem Filmfestival von Cannes seine Uraufführung erlebte. In Deutschland erkannte man das limitierte Potenzial des Low-Budget-Films, im Kino eine nennenswerte Zuschauerzahl anzuziehen und veröffentlichte ihn gleich als Videopremiere. Denn Höllenbrut ist unverkennbarer Trash, allerdings nicht von der Sorte, die sich für einen beschwingten Filmabend eignet. Sicherlich gibt es einige unfreiwillig komische Szenen, der Großteil des Films aber ist ein kalter, nihilistischer Thriller mit einigen wahrlich schauerlichen Einfällen, die trotz der begrenzten handwerklichen Mittel eine gewisse Wirkung entfalten.

Dr. Craig Burton (Arnold Vosloo) und seine Frau Sherry (Jillian McWhirter) haben gerade ihr neues Haus bezogen und versuchen, endlich schwanger zu werden. In einer der ersten Nächte im neuen Heim werden sie beim Sex von einem grellen Licht überrascht, anschließend fehlen ihnen zwei Stunden an Erinnerungen. Die Burtons versuchen, das seltsame Geschehen zu vergessen. Als Sherry schwanger wird, scheint das Glück perfekt, doch die verdrängten Erinnerungen an jene Nacht, die rechnerisch die Nacht der Empfängnis gewesen ist, lassen die Beiden nicht wirklich los. Zunächst mithilfe der Psychologin Dr. Susan Lamarche (Lindsay Crouse), dann mit Unterstützung des Parawissenschaftlers Dr. Clavell (Brad Dourif) gelangen immer mehr Details zurück in die aktive Erinnerung: Sherry wurde in jener Nacht von Außerirdischen entführt und vergewaltigt und was nun in ihrem Bauch wächst, ist alles andere als menschlich…

Höllenbrut wartet mit den üblichen Zutaten des Alien-Entführungsfilms auf. Die fremden Wesen entführen unbedarfte Menschen und missbrauchen sie für ihre (etwas nebulösen) Zwecke, die Opfer können sich zunächst an nichts erinnern und wenn sie anfangen, der Geschichte auf den Grund zu gehen, demonstrieren die Aggressoren beeindruckende Fähigkeiten in der Manipulation von menschlicher Technik wie Ultraschallgeräten und Herzschrittmachern (mit sowjetischen Videobändern scheinen sie hingegen Probleme zu haben, anders lässt sich die Existenz einer aufschlussreichen Aufnahme im Besitz von Dr. Clavell kaum erklären). Das ist alles wenig originell noch sonderlich spannend, auch wenn der Gedanke an die Existenz eines Videos, dass die „Geburt“ eines Aliens zeigt, durchaus für einen wohligen Schauer sorgen kann. Die Ausführung lässt zwar zu wünschen übrig, aber das tun die meisten Effekte in diesem Film. Mag man über die klischeehaften, ganz offensichtlich künstlichen Kreaturen anfangs noch geschmunzelt haben, dekliniert Höllenbrut gegen Ende einen Gedanken durch, der bereits 1989 in dem Christopher-Walken-Vehikel Die Besucher anklang: das Bild, dass man gemeinhin vom 08/15-Außeridischen hat (großer Kopf, kleiner Körper, riesige, mandelförmige schwarze Augen), ist ein Trugbild, eine Maskerade, weil das Gehirn mit dem wahren Grauen hinter der Fassade kaum umzugehen weiß. Wenn sich die Gummialiens am Ende in ein vergleichsweise aufwendiges Monster verwandeln, dass sich auf möglichst inhumane Weise an der Protagonistin vergeht, dann ist das ein durchaus erschreckende Vorstellung, die so gar nichts von den wohlmeinenden Kreaturen eines Steven Spielbergs hat. Es ist nur fraglich, ob jeder Zuschauer bis zu diesem Punkt durchhält, denn auch wenn Höllenbrut einige erschreckende Horrorbilder transportiert, muss man sich auch durch viel Mumpitz durchschlagen.

Es sind vor allem die schauspielerischen Leistungen, die abfallen. Vosloo und McWhirter geben ihr Bestes, kommen aber nicht über das übliche B-Movie-Niveau hinaus. Wilford Brimley holt sich stillschweigend seinen Gehaltsscheck ab und Brad Dourif ist eben Brad Dourif. Sein Dr. Clavell ist nur dazu da, Erklärungen in Richtung Publikum loszulassen und zieht sich am Ende schlicht aus der Handlung heraus. Für jemanden, der die Chance hat, ein Jahrtausendereignis auf Film zu bannen, ist er ziemlich flatterig. Hinzu kommen noch hölzerne Dialoge und diverse weniger gelungene visuelle Spielereien. Mit 2,5 Millionen Dollar Budget kann der Film seine bescheidenen Produktionsstandards kaum verbergen.

Am Ende ist Höllenbrut redlich um eine unheimliche Atmosphäre bemüht, was ihm zeitweise auch gelingt. Auf der einen Seite ein ehrlicher, no-nonsense B-Film, auf der anderen Seite durch die Beschränkungen der Produktion eben nicht no-nonsense, sondern albern, kommt der Film nie ganz zu einem kohärenten Ganzen zusammen. Es gibt Ideen und Ansätze in Höllenbrut, die es wert wären, sie weiterzuverfolgen – nur mit mehr Budget und weniger Trash.



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