HÖLLENBRUT
(Progeny)
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 03.01.2000 (Video-Premiere)
Regie: Brian Yuzna
USA 1998
Dt. Erstaufführung: 03.01.2000 (Video-Premiere)
Regie: Brian Yuzna
Als Produzent war Brian Yuzna in den
1980er Jahren erfolgreicher als später auf dem Regiestuhl. Zu dem von ihm
produzierten Filmen gehören nicht nur Horrorfilme wie Der Re-Animator und C2 –
Killerinsekt, sondern kurioserweise auch der Familienfilm Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft.
Als Regisseur drehte er Fortsetzungen von Re-Animator,
The Dentist, Rottweiler (in dem der titelgebende Hund von kybernetischer Natur
war) und eben Höllenbrut, der
bemerkenswerterweise auf dem Filmfestival von Cannes seine Uraufführung
erlebte. In Deutschland erkannte man das limitierte Potenzial des
Low-Budget-Films, im Kino eine nennenswerte Zuschauerzahl anzuziehen und
veröffentlichte ihn gleich als Videopremiere. Denn Höllenbrut ist unverkennbarer Trash, allerdings nicht von der
Sorte, die sich für einen beschwingten Filmabend eignet. Sicherlich gibt es
einige unfreiwillig komische Szenen, der Großteil des Films aber ist ein
kalter, nihilistischer Thriller mit einigen wahrlich schauerlichen Einfällen,
die trotz der begrenzten handwerklichen Mittel eine gewisse Wirkung entfalten.
Dr. Craig Burton (Arnold Vosloo) und seine Frau Sherry
(Jillian McWhirter) haben gerade ihr neues Haus bezogen und versuchen, endlich
schwanger zu werden. In einer der ersten Nächte im neuen Heim werden sie beim
Sex von einem grellen Licht überrascht, anschließend fehlen ihnen zwei Stunden
an Erinnerungen. Die Burtons versuchen, das seltsame Geschehen zu vergessen.
Als Sherry schwanger wird, scheint das Glück perfekt, doch die verdrängten
Erinnerungen an jene Nacht, die rechnerisch die Nacht der Empfängnis gewesen
ist, lassen die Beiden nicht wirklich los. Zunächst mithilfe der Psychologin
Dr. Susan Lamarche (Lindsay Crouse), dann mit Unterstützung des
Parawissenschaftlers Dr. Clavell (Brad Dourif) gelangen immer mehr Details
zurück in die aktive Erinnerung: Sherry wurde in jener Nacht von Außerirdischen
entführt und vergewaltigt und was nun in ihrem Bauch wächst, ist alles andere
als menschlich…
Höllenbrut wartet
mit den üblichen Zutaten des Alien-Entführungsfilms auf. Die fremden Wesen
entführen unbedarfte Menschen und missbrauchen sie für ihre (etwas nebulösen) Zwecke,
die Opfer können sich zunächst an nichts erinnern und wenn sie anfangen, der
Geschichte auf den Grund zu gehen, demonstrieren die Aggressoren beeindruckende
Fähigkeiten in der Manipulation von menschlicher Technik wie Ultraschallgeräten
und Herzschrittmachern (mit sowjetischen Videobändern scheinen sie hingegen
Probleme zu haben, anders lässt sich die Existenz einer aufschlussreichen
Aufnahme im Besitz von Dr. Clavell kaum erklären). Das ist alles wenig
originell noch sonderlich spannend, auch wenn der Gedanke an die Existenz eines
Videos, dass die „Geburt“ eines Aliens zeigt, durchaus für einen wohligen
Schauer sorgen kann. Die Ausführung lässt zwar zu wünschen übrig, aber das tun
die meisten Effekte in diesem Film. Mag man über die klischeehaften, ganz
offensichtlich künstlichen Kreaturen anfangs noch geschmunzelt haben,
dekliniert Höllenbrut gegen Ende
einen Gedanken durch, der bereits 1989 in dem Christopher-Walken-Vehikel Die Besucher anklang: das Bild, dass man
gemeinhin vom 08/15-Außeridischen hat (großer Kopf, kleiner Körper, riesige,
mandelförmige schwarze Augen), ist ein Trugbild, eine Maskerade, weil das
Gehirn mit dem wahren Grauen hinter der Fassade kaum umzugehen weiß. Wenn sich
die Gummialiens am Ende in ein vergleichsweise aufwendiges Monster verwandeln,
dass sich auf möglichst inhumane Weise an der Protagonistin vergeht, dann ist
das ein durchaus erschreckende Vorstellung, die so gar nichts von den wohlmeinenden
Kreaturen eines Steven Spielbergs hat. Es ist nur fraglich, ob jeder Zuschauer
bis zu diesem Punkt durchhält, denn auch wenn Höllenbrut einige erschreckende Horrorbilder transportiert, muss
man sich auch durch viel Mumpitz durchschlagen.
Es sind vor allem die schauspielerischen Leistungen, die
abfallen. Vosloo und McWhirter geben ihr Bestes, kommen aber nicht über das
übliche B-Movie-Niveau hinaus. Wilford Brimley holt sich stillschweigend seinen
Gehaltsscheck ab und Brad Dourif ist eben Brad Dourif. Sein Dr. Clavell ist nur
dazu da, Erklärungen in Richtung Publikum loszulassen und zieht sich am Ende schlicht
aus der Handlung heraus. Für jemanden, der die Chance hat, ein Jahrtausendereignis
auf Film zu bannen, ist er ziemlich flatterig. Hinzu kommen noch hölzerne
Dialoge und diverse weniger gelungene visuelle Spielereien. Mit 2,5 Millionen
Dollar Budget kann der Film seine bescheidenen Produktionsstandards kaum
verbergen.
Am Ende ist Höllenbrut
redlich um eine unheimliche Atmosphäre bemüht, was ihm zeitweise auch gelingt.
Auf der einen Seite ein ehrlicher, no-nonsense
B-Film, auf der anderen Seite durch die Beschränkungen der Produktion eben nicht
no-nonsense, sondern albern, kommt
der Film nie ganz zu einem kohärenten Ganzen zusammen. Es gibt Ideen und
Ansätze in Höllenbrut, die es wert
wären, sie weiterzuverfolgen – nur mit mehr Budget und weniger Trash.
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