THE BREAKFAST CLUB – DER FRÜHSTÜCKSCLUB
(The Breakfast Club)
USA 1985
Dt. Erstaufführung: 05.07.1985
Regie: John Hughes
USA 1985
Dt. Erstaufführung: 05.07.1985
Regie: John Hughes
Ein Problem mit Genre-definierenden
Filmen ist, dass sie durch die Flut an Nachahmern an Strahlkraft verlieren
können. Es ist leider eine Tatsache, dass in manchen Kreisen ein Werk wie Alien – Das unheimliche Wesen aus einer
fremden Welt nicht den Respekt bekommt, dass es verdient – unzählige mehr
oder minder offensichtliche Plagiate, die womöglich „schneller“ daherkommen als
das sich mehr auf Atmosphäre denn plumpe Schocks verlassene Original, haben die
Wahrnehmung getrübt (über Hardcore-Fans von It!
The Terror from beyond Space wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst
reden). The Breakfast Club ist ein
ähnlicher Fall: die unglaubliche Flut an Teeniekomödien, die sich mal mehr, mal
weniger auf John Hughes Instant-Klassiker berufen, verstellen manchmal den
Blick auf einen der vielleicht ehrlichsten Vertreter des Subgenres. Doch
während viele Nachfolger die Klischees, mit denen Hughes spielt, aufgreifen und
sie als Stereotype stehen lassen, bricht The
Breakfast Club genüsslich mit ihnen. Es gibt sehr viel Material in diesem
Film, für das die Amerikaner den schönen Ausdruck cheesy haben – latent peinliche Szenen, die durch Nostalgie besser
davon kommen als sie eigentlich dürften. Aber unter der Oberfläche liegt ein Film,
dessen Verständnis für pubertierende Gehirne so unverkrampft und wahr
daherkommt, dass The Breakfast Club
auch jenseits der 1980er Jahre noch etwas zu sagen hat.
März 1984, eine High School in Illinois, USA, Samstagmorgen:
Fünf sehr unterschiedliche Charaktere, jeder aus einer anderen „Kaste“ der
Schule, müssen sich um 7 Uhr in der Bibliothek einfinden, um dort wegen
verschiedener Vergehen nachzusitzen. Die Gruppe besteht aus Andrew (Emilio
Estevez), Mitglied der Ringermannschaft, dem beliebtesten Mädchen der Schule,
Claire (Molly Ringwald), dem Nerd Brian (Anthony Michael Hall), dem Rebell John
(Judd Nelson) und der sehr eigenen Außenseiterin Allison (Ally Sheedy). Beaufsichtigt
vom kleinkarierten Lehrer Richard Vernon (Paul Gleason) sollen sie einen
Aufsatz zum Thema „Wer bin ich?“ schreiben. Doch ihrer Identität sind sie sich
nur oberflächlich bewusst, offerieren die Stunden der Zwangsgemeinschaft doch
nach und nach neue, ungeahnte Einblicke in den Charakter des jeweils anderen…
…und entlarvt nebenher das Artifizielle des „Kastensystems“
an amerikanischen High Schools. Es kommt wohl auf die Schulform und die einzelnen
Klassen an, inwieweit sich dies auch auf deutsche Schulen übertragen lässt,
aber in der Quintessenz hat The Breakfast
Club etwas bemerkenswert Universelles an sich. So interessiert sich Hughes
sehr für das Innenleben seiner Figuren und nimmt die Stereotypen nur als
Aufhänger. Die Konstellation des Breakfast
Club wurde bereits massenhaft kopiert, Hughes erforscht aber die Figuren
hinter dem Klischee und begnügt sich nicht mit der Ausstellung des Status Quo.
Cliquendenken wird hier genauso infrage gestellt wie Hughes, bei der
Veröffentlichung des Films immerhin 35 Jahre alt, eine ungeheure Sicherheit in
der Zeichnung seiner jugendlichen Figuren beweist. Alle Protagonisten sind
bereits über die I know it all-Phase
der frühen Pubertät hinaus, der „Ernst des Lebens“ schleicht sich unaufhörlich
heran und diese Erkenntnis sorgt bei allen für eine bittersüße Grundstimmung.
Denn allen ist klar, dass sie langsam ihr Leben selbst verhandeln müssen, was
zu inneren Konflikten zwischen Sehnsucht und Pragmatismus führt. Wenn Andrew
offenbart, dass er sein Sportlerimage nur seinem Vater zuliebe pflegt, er sich
eigentlich etwas anderes für sein Leben vorstellt (was, das kann er, ganz
Teenager, nicht wirklich benennen), seinen Vater und seine Werte verachtet und
von seinen eigenen Taten bestürzt ist, dann dürfte dies eine der besten
Darstellungen von teen angst sein,
die je auf Film gebannt wurde. Die Furcht, so zu werden wie die eigenen Eltern,
wird ohnehin nie an Brisanz verlieren, zumal die Diskussionen, die die Figuren
in diesem Film führen, in der Realität mitunter noch Jahre jenseits der
Adoleszenz weitergesponnen werden. So ist es auch nur folgerichtig, dass sich
Brian mit Selbstmordgedanken wegen einer schlechten Zensur (in Werken!) trägt.
Für einen Erwachsenen mag das befremdlich sein („Davon geht die Welt doch nicht
unter…“), aber in der Logik der Pubertät ist es tatsächlich für manchen eine
Option, die durchgespielt wird. Hughes, in den USA ohnehin auf Ewigkeiten mit
dem Ruf des „ewigen Teenagers“ tituliert, weiß ganz genau, wie Menschen in
diesem Alter ticken und es ist eine zusätzliche Leistung, dass The Breakfast Club auch noch für
Zuschauer jenseits des Kernpublikums funktioniert. Der Film ist äußerst
sorgfältig inszeniert.
Dabei sollte auch erwähnt werden, dass sich der Film auch nicht auf eine simple Schwarz/Weiß bzw. Oben/Unten Schilderung verlässt, die (wenigen) Erwachsenen im Film also nicht als bloße Antagonisten zeichnet. Vernon ist ein kleinkarierter Bürokrat, jene Sorte negativer Lehrer, die wohl jeder während seiner Schulzeit hatte. Doch Hughes lässt ihn nicht zum zahnlosen Schurken verkommen. Sicher, Vernon nutzt seine Machtposition, die sich natürlich nicht durch Können oder zwischenmenschliche Qualifikationen erklären lässt, aus, aber der Film gibt ihm darüber hinaus einen Grund dafür. Dieser muss zwar durch den Hausmeister Carl (John Kapelos) hinterfragt werden, aber Vernon wird dadurch (in Verbindung mit einigen weiteren Details) zu mehr als einem bloßen Abziehbild.
Dabei sollte auch erwähnt werden, dass sich der Film auch nicht auf eine simple Schwarz/Weiß bzw. Oben/Unten Schilderung verlässt, die (wenigen) Erwachsenen im Film also nicht als bloße Antagonisten zeichnet. Vernon ist ein kleinkarierter Bürokrat, jene Sorte negativer Lehrer, die wohl jeder während seiner Schulzeit hatte. Doch Hughes lässt ihn nicht zum zahnlosen Schurken verkommen. Sicher, Vernon nutzt seine Machtposition, die sich natürlich nicht durch Können oder zwischenmenschliche Qualifikationen erklären lässt, aus, aber der Film gibt ihm darüber hinaus einen Grund dafür. Dieser muss zwar durch den Hausmeister Carl (John Kapelos) hinterfragt werden, aber Vernon wird dadurch (in Verbindung mit einigen weiteren Details) zu mehr als einem bloßen Abziehbild.
Man wünscht sich eine ähnliche Sensibilität im Umgang, wie
sie The Breakfast Club zeigt, für die
Realität. Es ist schwierig zu sagen, ob sich ein jugendliches Publikum heute
noch genauso für den Film erwärmen könnte wie in den 1980er Jahren, denn er ist
dank Musik und Kostümen eindeutig ein Kind seiner Zeit. Allerdings spricht sein
pures Verständnis für die Figuren sehr für ihn. Die Parameter mögen sich
ändern, der Kern bleibt davon aber unangetastet. The Breakfast Club ist ein sehr viel intelligenterer Film, als man
ihm auf den ersten Blick zutrauen würde und er hat das unbestreitbare Potenzial,
dass ich auch noch sehr viele künftige Generationen von Filmfreunden die Frage
stellen werden: Was passiert am Montag?
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