POLTERGEIST
USA 1982
Dt. Erstaufführung:23.09.1982
Regie: Tobe Hooper
USA 1982
Dt. Erstaufführung:23.09.1982
Regie: Tobe Hooper
Mal ganz abgesehen von all den behind-the-screen-Querelen zwischen
Produzent und Drehbuchautor Steven Spielberg und Nenn-Regisseur Tobe Hooper und
dem sogenannten „Poltergeist-Fluch“, der sich nach dem Tod von insgesamt vier
DarstellerInnen aus diesem und dem zweiten Teil in den Medien einnistete, ist Poltergeist ein in Würde gealterter
Film. Die atmosphärische Färbung des Ganzen klafft manchmal etwas auseinander,
womöglich aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsweisen von Spielberg und
Hooper. So ist Poltergeist letztlich
sehr viel mehr ein „typischer“ Spielberg-Film denn ein Hooper-Film – zumal ein
Film vom Regisseur von Blutgericht in
Texas wohl kaum mit der Freigabe PG machbar gewesen wäre (in Deutschland ist
der Film sehr viel sinniger ab 16 freigegeben – PG entspricht in etwa der
deutschen Freigabe ab 6). Poltergeist
ist in erster Linie perfekt inszeniertes Unterhaltungs- und Effektkino.
Die Freeling sind die idealtypische All-American-Family: Vater Steve (Craig T. Nelson), Mutter Diane
(JoBeth Williams), Teenager-Tochter Dana (Dominique Dunne), Sohn Robbie (Oliver
Robins) und Nesthäkchen Carol Anne (Heather O’Rourke). Letzteres beginnt eines
Tages eine seltsame Beziehung zum Weißen Rauschen im Fernsehen aufzubauen, das
nach dem Sendeschluss einsetzt. Es dauert nicht lange und es häufen sich unerklärliche
Zwischenfälle im Haus der Familie, bis eines Nachts Carol Anne von einer
unbekannten Macht entführt wird. Gefangen in einer geisterhaften Zwischenwelt
versuchen die Freelings alles, um ihre Tochter zurückzubekommen und greifen schließlich
auf die Hilfe von Parapsychologin Dr. Lesh (Beatrice Straight) und ihrem Team
zurück…
Ein bisschen wirkt Poltergeist
wie Spielbergs Entschuldigung für Unheimliche
Begegnung der dritten Art, der interfamiliäre Beziehungen sehr viel
fragwürdiger darstellte. Die Freelings wirken mehr wie eine Gemeinschaft und
ihre Erdung ist es, was einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg des Films
ausmacht. Die Freelings sind herrlich normal, umso mehr erhalten die
paranormalen Ereignisse eine emotionale Resonanz. Einzig die Szene, in der
Diane ihrem Mann die neuentdeckten Möglichkeiten, die die Geister ihnen bieten,
vorführt, ist kaum ausbalanciert. Diane zeigt keinerlei Furcht vor einer
Präsenz, die Möbel und Menschen durch den Raum bewegen kann, während Steve eher
mit der Art ungläubigen Schock reagiert, den wohl jeder in dieser Situation
bekommen würde. Mehr noch, Diane gibt Carol Anne allzu bereitwillig in die Hand
der unsichtbaren Mächte. Es gibt nicht allzu viele Szenen wie diese in Poltergeist, aber wenn sie auftauchen
(wie der völlig aus dem Nichts kommende Einsatz von Humor, nachdem Dr. Lesh zum
ersten Mal die Mächte in Aktion erlebt hat), dann zeigen sie deutlich die zwei
Egos von Hooper und Spielberg, wie sie sich duellieren. Umso erstaunlicher,
dass der Film ansonsten recht gut funktioniert.
Wird man so erschreckt, wie es das Anliegen dieses nach
heutigen Verhältnissen zahmen Horrorfilms ist? Wohl eher nicht. Man erschauert
wohlig und die plötzlich aufgestapelten Stühle auf dem Küchentisch sind immer
noch der Beste und gruseligste Moment im ganzen Film, aber vom echten Horror
ist man entfernt. Vielleicht ist es der inflationären Flut an vergleichbaren
Filmen geschuldet, vielleicht auch dem Umstand, dass viele Elemente aus Poltergeist inzwischen zu Genrestandards
geworden sind oder Opfer von Parodien wurden (Friedhof, anyone?), aber der Film ist eher stark im Aufbau einer unheilvollen
Atmosphäre als in konkretem Horror. Was vielleicht auch nicht die Schlechteste
Eigenschaft ist.
Auf jeden Fall auch heute noch beeindruckend sind die Effekte von Richard Edlund (Krieg der Sterne). Der Einsatz von Puppen, Stop-Motion, Kopiertechniken und ähnlichem ist brillant und fügt sich oftmals ohne Irritationen in das Bild ein. Poltergeist besitzt jene handgemachte, physische Präsenz, die vielen computergenerierten Bildern heutzutage oftmals fehlt. Wenn ein Geist vor der Kinderzimmertür auftaucht und Diane am Eintreten hindert, dann weiß man, dass er nicht am Set war sondern animiert und nachträglich einkopiert wurde, aber die Komposition ist so hervorragend, dass man JoBeth Williams in wirklicher Gefahr wähnt. Poltergeist ist ein geradezu greifbarer Film.
Auf jeden Fall auch heute noch beeindruckend sind die Effekte von Richard Edlund (Krieg der Sterne). Der Einsatz von Puppen, Stop-Motion, Kopiertechniken und ähnlichem ist brillant und fügt sich oftmals ohne Irritationen in das Bild ein. Poltergeist besitzt jene handgemachte, physische Präsenz, die vielen computergenerierten Bildern heutzutage oftmals fehlt. Wenn ein Geist vor der Kinderzimmertür auftaucht und Diane am Eintreten hindert, dann weiß man, dass er nicht am Set war sondern animiert und nachträglich einkopiert wurde, aber die Komposition ist so hervorragend, dass man JoBeth Williams in wirklicher Gefahr wähnt. Poltergeist ist ein geradezu greifbarer Film.
Die Darsteller sind so solide, wie man es von einem Film
dieser Art erwarten darf, selbst Nebenrollen wie Richard Lawson als Dr. Leshs
Assistent Ryan sind konzentriert und mit Elan bei der Sache. Besonders
auffallend ist aber Heather O’Rourke als Carol Anne, die mit „They’re he-eeere“
dem amerikanischen Gruselkino nicht nur einen Klassiker schenkte, sondern auch
ungemein authentisch wirkt. Wenn sie fröhlich ist, ist sie entwaffnend
niedlich, wenn der Terror in das Leben ihrer Filmfamilie einbricht, wirkt sie
genuin erschrocken. Umso trauriger, dass sie mit zwölf Jahren verstarb und
keine Chance hatte, an ihrer Karriere zu feilen.
Poltergeist ist
unterhaltsam, keine Frage. Die sympathischen Figuren und die ausgezeichneten
Effekte tun ihr übriges, um dies einen der besseren Spielberg-Filme werden zu
lassen – egal, ob ihm nun ein Regie-Credit gebührt oder nicht. Poltergeist ist atmosphärisch stimmig
und vielleicht nicht so furchterregend, wie er hätte sein können, aber das, was
man als Zuschauer letztlich serviert bekommt, kann sich sehen lassen. Für einen
Brei, an dem mindestens zwei große Köche herumexperimentierten, ist diese
Geisterbahnfahrt bemerkenswert konsistent.
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