Montag, 27. Januar 2014

Flucht vom Planet der Affen (1971)




FLUCHT VOM PLANET DER AFFEN
(Escpae from the Planet of the Apes)
USA 1971
Dt. Erstaufführung: 12.08.1971
Regie: Don Taylor

Wenn der Vorgänger Rückkehr zum Planet der Affen bereits eine rechts sinnlose Angelegenheit war, eher ein „Best Of“ des ersten Teils denn ein sich organisch bewegender eigenständiger Film, so muss man bei der zweiten Fortsetzung, Flucht vom Planet der Affen, all seinen Willen zur Unterhaltung aufbringen, um die Prämisse zu verdauen. Der Plot ist ein Schweizer Käse, voller bemerkenswert offensichtlicher Logiklöcher. Umso erstaunlicher, dass das Endergebnis durchaus eine Stufe besser ist als sein Vorgänger. Flucht vom Planet der Affen lebt von der Umkehr der Verhältnisse aus Franklin J. Schaffners Genreklassiker. Das mag dramaturgisch herzlich wenig sein, garantiert aber 90 Minuten genügsame Unterhaltung.

1973: An der Pazifikküste der USA notwassert ein Raumschiff, dem drei sprechende, intelligente Schimpansen entsteigen: Cornelius (Roddy McDowall), Zira (Kim Hunter) und Milo (Sal Mineo). Sie kommen aus der Zukunft der Erde und werden selbstredend schnell zu Medienstars. Doch das kuriose Interesse weicht bald einer diffusen Angst, als herauskommt, dass Zira schwanger ist. Die Furcht, dass mit ihrem Kind die Herrschaft der Affen über den Menschen eingeläutet werden könnte, fliehen die eben noch Geliebten in den Untergrund.

War Charlton Hestons Aufenthalt unter sprechenden Affen noch Anlass zu diversen satirischen Seitenhieben auf die Gesellschaft des Jahres 1968, wird das Leben der Affen unter Menschen hier hauptsächlich als Blaupause für breit angelegten Humor gesehen. Die Affen tragen Anzüge, trinken Sekt, genießen die Annehmlichkeiten der Moderne – das ist alles recht nett anzusehen, aber auch ziemlich austauschbar.
Über den Durchschnitt hebt sich der Film aber, wenn er sich auf politische und ethische Debatten einlässt, die das Schicksal der Besucher betreffen. Darf man bei Zira einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen, nur weil die Möglichkeit besteht, dass die Zukunft, aus der sie kommen, auch eintrifft? Haben sie durch ihre Flucht nicht vielleicht bereits den Lauf der Geschichte geändert? Und wie ist mit nicht-menschlichen, vernunftbegabten Wesen generell umzuspringen? Flucht vom Planet der Affen versucht offensiv, wieder näher an den Subtext des ersten Teils heranzukommen, was ihm manchmal sehr viel besser gelingt als man es nach dem Aufhänger zu urteilen meinen dürfte.

Ist der Film erst einmal in seiner Geschichte angekommen, funktioniert er recht ordentlich, der Weg dahin bereitet aber einige Kopfschmerzen. Cornelius, Zira und die Deus-ex-machina-Figur Milo haben nach eigenen Angaben das Raumschiff von Taylor aus dem ersten Teil gefunden, repariert und sind mit ihm ins All geflogen. Woher nahmen sie Affen, die in einer vorindustriellen Gesellschaft lebten, das Wissen, ein Raumschiff (!) wieder flugtüchtig zu bekommen? Und warum sind sie ohne ein Wort darüber gegenüber Brent zu erwähnen einfach ins All geflogen? Und wie haben sie Taylors Raumschiff überhaupt aus dem See tief in der verbotenen Zone geborgen? Und wie konnten sie dies vor den bigotten Orang-Utans und den militaristischen Gorillas geheim halten? Man erkennt schnell, dass der Aufhänger von Flucht vom Planet der Affen keinerlei Analyse stand hält und da hilft es auch nicht, den Charakter Milo einzuführen, einen angeblich äußerst fortschrittlichen Schimpansen, nur um ihn dann nach kurzer Zeit aus der Geschichte zu schreiben, um weiteren unangenehmen Fragen nach dem Sinn aus dem Weg zu gehen.

Doch, wie gesagt, hat man erst einmal den dürftigen Einstieg überstanden (und wenn man sich nicht dazu bringen kann, die Prämisse trotz ihrer Dummheit zu akzeptieren, wird man wohl auch weniger Spaß an dem gesamten Film haben), offeriert auch Flucht vom Planet der Affen seinen Anteil an Sozialsatire und gesellschaftlichem Kommentar, der erst im Spiegel des 1970er Jahre und des Klimas in den USA seine volle Wirkung entfaltet. Hinzu kommen einige hübsche Gags und ein Ricardo Montalban, der als Zirkusbesitzer Armando so ein overacting betreibt, dass es eine wahre Freude ist.

Flucht vom Planet der Affen kann sich in der Retrospektive als beste Fortsetzung des Originalfilms sehen lassen. Abgesehen davon, dass er auf einem zunächst schwer zu akzeptierenden Fundament steht, bietet der Film dennoch genug Denkanstöße, satirische Spitzen und das gewohnt großartige John-Chambers-Make-Up, um nicht langweilig zu werden. An die Klasse des Originals kommt er nicht heran, aber die nachfolgenden Jahre sollten zeigen, dass es noch sehr viel schlechter geht.




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