DEVIL’S PASS
(The Dyatlov Pass
Incident)
USA/Russland/Großbritannien 2013
Dt. Erstaufführung: 28.01.2014 (DVD-Premiere/Kauf)
Regie: Renny Harlin
Dt. Erstaufführung: 28.01.2014 (DVD-Premiere/Kauf)
Regie: Renny Harlin
Ehemalige
Mitglieder von „Carolco Pictures“ werden auf den Namen Renny Harlin bestimmt
nicht gut zu sprechen sein. Immerhin drehte der ehemalige Actionspezialist (Stirb langsam 2, Cliffhanger – Nur die Starken überleben) im Auftrag der Firma Die Piratenbraut, der eine Zeit lang den
Weltrekord als größter kommerzieller Flop der Filmgeschichte halten sollte. Die Piratenbraut trieb „Carolco“ in die
Insolvenz, Hauptdarstellerin Geena Davis in die Bedeutungslosigkeit und Renny Harlin
weitab von jedem nennenswerten Budget. Er sollte noch den Actionlangeweiler Tödliche Weihnachten inszenieren, danach
1999 Deep Blue Sea, was sein größter
Film in der Post-Piratenbraut-Zeit
sein sollte. Momentan sammelt er in den USA vernichtende Kritiken mit The Legend of Hercules, dessen deutscher
Starttermin noch nicht feststeht. Im Zweifelsfall wird er gleich auf seine
Reise auf die Heimmedien geschickt, ähnlich wie Devil’s Pass, bei dem sich Harlin als Found-Footage-Regisseur
versucht, ohne das Stilmittel wirklich verstanden zu haben. Devil’s Pass hat seine durchaus
spannenden Elemente, aber er taugt kaum als Harlins neu ausgearbeitete
Visitenkarte.
Eine fünfköpfige US-Studentengruppe
unter der Leitung der optimistischen Holly (Holly Goss) bricht für eine
Semesterarbeit nach Russland auf, um dort im Uralgebirge auf den Spuren der
Dyatlov-Expedition zu wandeln, die 1959 unter ungeklärten Umständen ums Leben
kamen. Die Leichen wurden leichtbekleidet im Schnee gefunden, einer Frau war
die Zunge herausgerissen, zwei Männern waren die Schädel eingeschlagen worden,
die Leichen wiesen aber keinerlei Spuren eines Kampfes auf. Zudem wurde an
ihrer Kleidung Radioaktivität nachgewiesen. Bis zum heutigen Tag kann sich
niemand all dies erklären und auch die Studenten haben ihre Schwierigkeiten,
Sinn in den Erzählungen und Entdeckungen auf ihrem Weg zu finden. Als dann auch
noch unheimliche Fußspuren im Schnee rund um ihre Zelte auftauchen, die
scheinbar aus dem Nichts kommen und gehen und ein Wetterturm eine unangenehme
Überraschung bereit hält, verdichten sich die Hinweise immer mehr auf eine
nicht ganz alltägliche Erklärung der Ereignisse…
Das Unglück am Dyatlov-Pass ist
eine historische Begebenheit und die Details, die man im Film darüber erfährt,
sind allesamt wahr, inklusive der herausgetrennten Zunge und des von
offizieller Seite festgehaltenen Umstands, dass der Angreifer, der die
Mitglieder der Expedition so lautlos und augenscheinlich überraschend tötete,
kein Mensch gewesen sein kann. So weit, so gruselig. Egal, welche
bodenständigen Erklärungen man für den Tod der Menschen im Ural auch anbringen
kann, der Vorfall eignet sich hervorragend als moderne Schauergeschichte, an
der sowohl Verschwörungstheoretiker wie UFO-Anhänger ihre Freude haben. Oder
schlicht Menschen, die für solche Real-Life-Mysteries
immer zu haben sind.
Die Erklärung, die der Reality-TV erprobte Drehbuchautor Vikram Weet anbietet, ist dabei wahrscheinlich so gut wie jede andere, wenn auch etwas überzogen und sehr auf die Erwartungshaltung des Publikums zugeschnitten. Weet liebt es augenscheinlich, seine ach so clevere Konstruktion zu erklären, auch um das Paradoxon, was er damit erzeugt, leichter verdaulich zu machen. Dabei kann man ihm und Regisseur Harlin nicht absprechen, das sie nicht mit einem gewissen Sinn für Atmosphäre und spannenden Sequenzen und Ereignisse zu Werke gehen würden. Doch dies erzeugt durch das Found-Footage-Stilmittel ein ganz eigenes, wahrscheinlich ungewolltes Paradoxon.
Die Erklärung, die der Reality-TV erprobte Drehbuchautor Vikram Weet anbietet, ist dabei wahrscheinlich so gut wie jede andere, wenn auch etwas überzogen und sehr auf die Erwartungshaltung des Publikums zugeschnitten. Weet liebt es augenscheinlich, seine ach so clevere Konstruktion zu erklären, auch um das Paradoxon, was er damit erzeugt, leichter verdaulich zu machen. Dabei kann man ihm und Regisseur Harlin nicht absprechen, das sie nicht mit einem gewissen Sinn für Atmosphäre und spannenden Sequenzen und Ereignisse zu Werke gehen würden. Doch dies erzeugt durch das Found-Footage-Stilmittel ein ganz eigenes, wahrscheinlich ungewolltes Paradoxon.
Found-Footage-Filme haben immer
wieder mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Erstens: wer findet überhaupt die
Aufnahmen und wird dies durch den Film selbst glaubwürdig legitimiert?
Zweitens: es bedarf einiges an suspension
of disbelief, wenn jemand selbst in Horror-mäßigen Ausnahmesituationen
stets für einigermaßen erkennbare Bilder sorgt, die man sich nachher ansehen
kann. Blair Witch Project, sicherlich
der moderne Urknall dieser filmischen Ausdrucksmöglichkeit, war dabei immerhin
clever genug, um das Grauen nicht hübsch in Frames zu verpacken. Und die
Aufnahmen wurden wohl von jemandem gefunden, der sich besser im Wald auskannte
als die Filmstudenten. Am intelligentesten hat bisher Chronicle – Wozu bist du fähig? das Stilmittel eingesetzt, auch
weil er nie behauptete, die Aufnahmen seien gefunden und dann
zusammengeschnitten worden. Dadurch erreichte der Film nicht nur ein Gefühl,
dass immens nahe an den Figuren war, sondern auch zu einer interessanten
Abhandlung über die Allgegenwärtigkeit bewegter Bilder wurde. Einen
Found-Footage-Film drehen, das geht heute mit jedem Smartphone. Die Kunst liegt
im Umgang mit den Bildern, mit der Komposition und der Unmittelbarkeit. In Devil’s Pass riecht einerseits zu viel
nach den Statuten des „professionellen“ Films (die Studenten machen mit ihrer
HDV-Kamera wahrlich kinotaugliche Aufnahmen), andererseits wird die
Plausibilität am Ende schlicht dem Effekt geopfert. Wie, zum Teufel, die
Aufnahmen auf die im Film erwähnte Webseite (dem WikiLeaks für Mysterien) gelangt sein soll, das kann wohl auch Weet
nicht erklären. Aber immerhin hat meinen einen hübschen Loop erzeugt.
Hätte sich Devil’s Pass etwas mehr in Zurückhaltung geübt, der Film wäre
womöglich besser geworden. Die Erklärung ist schlicht eine Hit & Miss-Angelegenheit. Entweder man ist begeistert von der
Biegung, die die Handlung macht, oder man wünscht sich eine weniger plakative
Herangehensweise. Gehört man in die letztere Gruppe, gruselt einen der Wikipedia-Artikel zum Unglück womöglich
mehr als Harlins Film. Devil’s Pass
bekommt Punkte fürs aufrichtige Versuchen, auch wenn das Endergebnis etwas
schlingert.
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