EVIL DEAD
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 16.05.2013
Regie: Fede Alvarez
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 16.05.2013
Regie: Fede Alvarez
Wenn Evil Dead etwas schafft, dann ist es eine verstärkte Honorierung
des Originals zu erreichen. Für sich genommen ist die von Sam Raimi inszenierte
Vorlage Tanz der Teufel kein
überragender Film, eher Amateur-Trash, der es zu Kultstatus gebracht hat, aber
im Vergleich mit diesem Remake bemerkt man seine subtilen Stärken. Vor allem
aber muss man schlicht den Sinn von Evil
Dead in Frage stellen. Die in Tanz
der Teufel gezeigten Konstellationen und Settings haben inzwischen
unzählige Nachahmer gefunden, die „verlassene Hütte im Wald“-Prämisse gehört zu
den am meist genutzten Setups des Horrorgenres. Und mit der wunderbaren
Parodie/Erklärung Cabin in the Woods
hat man eigentlich inzwischen auch alles erzählt, was es rund um diese Hütten
zu erzählen gibt. Evil Dead ist ein
Remake, das dementsprechend sinnlos ist, da es dem Original oder dem Gere
nichts hinzufügt und lediglich die Effekte updatet. Mehr noch, in punkto
Figuren ist der von Newcomer Fede Alvarez in Szene gesetzte Film sogar eher ein
Rückschritt, auch wenn er sich sehr anstrengt, dem Ganzen einen eigenen Stempel
aufzudrücken.
Fünf Freunde aus Kindertagen besuchen eine abgelegene
Waldhütte, um dort der nach dem Tod ihrer Mutter drogenabhängig gewordenen
Freundin Mia (Jane Levy) in ruhiger Atmosphäre einen kalten Entzug zu
ermöglichen. Mit dabei sind Mias entfremdeter Bruder David (Shiloh Fernandez),
der Nerd Eric (Lou Taylor Pucci), die angehende Krankenschwester Olivia (Jessica
Lucas) und Davids Freundin Natalie (Elizabeth Blackmore). Es dauert nicht lange
und Mia bekommt den Entzug zu spüren und auch innerhalb der Gruppe kommt es zu
Spannungen. Da entdecken sie im Keller der Hütte die Überreste eines
offensichtlich satanischen Rituals, einige tote Katzen und ein in Menschenhaut
gebundenes Buch. Eric nimmt sich diesem an und als er ein paar Worte daraus
laut vorliest, beschwört er dummerweise die Dämonen herauf, die im Wald leben.
Sie ergreifen Besitz von Mia und machen sich daran, einen nach dem anderen der
dysfunktionalen Gruppe zu töten.
Evil Dead wirkt,
als habe Alvarez sich Tanz der Teufel
angesehen und gesagt: „Das ist ja alles ganz gut, aber wir brauchen mehr Blut.“
Dazu sollte noch gesagt werden, dass Raimis Film in gänzlich ungeschnittener
Fassung bis heute in Deutschland beschlagnahmt ist, Alvarez‘ Version aber ab 18
durchgekommen ist (auch wenn es so scheint, als wolle man diese Entscheidung
rückwirkend ändern – die ungeschnittene, mit der deutschen Fassung inhaltsgleiche
Blu-Ray aus Kanada ist bereits auf dem Index gelandet). Eklige, aber eindeutig
als Trash erkennbare Effekte sind also schlimmer als monströs-realistisch
gehaltene Verstümmelungen? In einer Zeit, in der der einst so gescholtene Das Ding aus einer anderen Welt von John
Carpenter ungeschnitten ab 16 freigegeben wird, sollte man diese hanebüchene
Einteilung vielleicht nochmal überdenken.
Das Plakat des Films wirbt mit dem Spruch „Der schockierendste Film, den du jemals sehen wirst“. Wer so etwas behauptet hat ein krudes Verständnis von „schockierend“. Denn Evil Dead ist alles andere als spannend, es ist vor allem eine vorhersehbare Aneinanderreihung von blutigen Effekten, die die unterschwellige Ironie des Originals nicht erreichen. Tanz der Teufel nahm sich nie wirklich ernst, Evil Dead weidet sich etwas zu sehr in seinen Möglichkeiten und wirkt eher wie ein schamloses Plagiat denn ein Remake. Schlimmer noch, ein Remake, das seine Vorlage nicht wirklich durchdrungen hat. Evil Dead hat deutlich mehr gekostet als Raimis Feuertaufe, das ist unbestreitbar, aber das Geld wurde hauptsächlich in die (immerhin praktischen) Effekte gesteckt. Wer sehr viel Gewalt und sehr viel Kunstblut sehen möchte, wer Interesse daran hat, wie es aussieht, wenn eine Zunge durch ein Teppichmesser fährt oder was mit einem Körper passiert, wenn man ihm eine laufende Kettensäge ins Gesicht rammt, der ist hier an der richtigen Adresse. Doch alles ist Selbstzweck, alles ist Show, alles dient nur zur Befriedigung der Gore-Fans. Alvarez (und, zu gewissen Teilen, Raimi) hat nicht verstanden, was einen gelungenen Horrorfilm ausmacht, vielleicht hat er auch einfach schon zu viele negative Beispiele gesehen, die er nun in Evil Dead Revue passieren lässt. Die Figuren verhalten sich bedeutend dümmer als im Original, beschwören sie ihr Schicksal doch durch eigene Gedankenlosigkeit herauf. Tanz der Teufel identifizierte die Stimme vom Band eindeutig als unüberlegten Schurken, die Protagonisten selbst waren weit weniger für ihre Misere verantwortlich als hier. Vor allem aber sind sie vollkommen farblos. Die küchenpsychologischen Ansätze, die Alvarez zur Legitimation der Charaktere neu einführt, wirken forciert, er bleibt sogar dem alten „Grundsatz“ treu, dass das einzige nicht-weiße Mitglied der Gruppe als erstes sterben muss. Nichts, wirklich nichts in diesem Film bringt das Genre irgendwie voran oder unterhält zumindest. Denn Evil Dead ist eine hohle Zurschaustellung des tricktechnisch Machbaren, ohne Empathie für die Figuren oder einem wirklichen Sinn für Bedrohung. Alvarez schraubt nur den Gewalt- und Ekelfaktor nach oben: kann man die Vergewaltigung durch Bäume (schon bei Tanz der Teufel ein ziemlich dämliches Element) noch ekliger gestalten? Wie sehr kann man die Menschen quälen, bis man sie über die Klinge springen lässt? Er findet darauf durchaus Antworten, warum sie überhaupt existieren mussten steht aber auf einem ganz anderen Blatt.
Das Plakat des Films wirbt mit dem Spruch „Der schockierendste Film, den du jemals sehen wirst“. Wer so etwas behauptet hat ein krudes Verständnis von „schockierend“. Denn Evil Dead ist alles andere als spannend, es ist vor allem eine vorhersehbare Aneinanderreihung von blutigen Effekten, die die unterschwellige Ironie des Originals nicht erreichen. Tanz der Teufel nahm sich nie wirklich ernst, Evil Dead weidet sich etwas zu sehr in seinen Möglichkeiten und wirkt eher wie ein schamloses Plagiat denn ein Remake. Schlimmer noch, ein Remake, das seine Vorlage nicht wirklich durchdrungen hat. Evil Dead hat deutlich mehr gekostet als Raimis Feuertaufe, das ist unbestreitbar, aber das Geld wurde hauptsächlich in die (immerhin praktischen) Effekte gesteckt. Wer sehr viel Gewalt und sehr viel Kunstblut sehen möchte, wer Interesse daran hat, wie es aussieht, wenn eine Zunge durch ein Teppichmesser fährt oder was mit einem Körper passiert, wenn man ihm eine laufende Kettensäge ins Gesicht rammt, der ist hier an der richtigen Adresse. Doch alles ist Selbstzweck, alles ist Show, alles dient nur zur Befriedigung der Gore-Fans. Alvarez (und, zu gewissen Teilen, Raimi) hat nicht verstanden, was einen gelungenen Horrorfilm ausmacht, vielleicht hat er auch einfach schon zu viele negative Beispiele gesehen, die er nun in Evil Dead Revue passieren lässt. Die Figuren verhalten sich bedeutend dümmer als im Original, beschwören sie ihr Schicksal doch durch eigene Gedankenlosigkeit herauf. Tanz der Teufel identifizierte die Stimme vom Band eindeutig als unüberlegten Schurken, die Protagonisten selbst waren weit weniger für ihre Misere verantwortlich als hier. Vor allem aber sind sie vollkommen farblos. Die küchenpsychologischen Ansätze, die Alvarez zur Legitimation der Charaktere neu einführt, wirken forciert, er bleibt sogar dem alten „Grundsatz“ treu, dass das einzige nicht-weiße Mitglied der Gruppe als erstes sterben muss. Nichts, wirklich nichts in diesem Film bringt das Genre irgendwie voran oder unterhält zumindest. Denn Evil Dead ist eine hohle Zurschaustellung des tricktechnisch Machbaren, ohne Empathie für die Figuren oder einem wirklichen Sinn für Bedrohung. Alvarez schraubt nur den Gewalt- und Ekelfaktor nach oben: kann man die Vergewaltigung durch Bäume (schon bei Tanz der Teufel ein ziemlich dämliches Element) noch ekliger gestalten? Wie sehr kann man die Menschen quälen, bis man sie über die Klinge springen lässt? Er findet darauf durchaus Antworten, warum sie überhaupt existieren mussten steht aber auf einem ganz anderen Blatt.
So bleibt es am Ende beim Gefühl, dass ein sinnloses Remake
die eine Sache ist, ein sinnloses Remake ohne Unterhaltungsfaktor eine ganz
andere. Evil Dead ist handwerklich
ohne Beanstandung, büßt dadurch aber natürlich auch den handgemachten Charme
ein, den Raimi 1981 noch verbreiten konnte. Dass er aber keinerlei Entsprechung
zum Kulthelden Ash (Bruce Campbell, der nach dem Abspann einen sekundenlanges,
völlig kontextfreies Cameo hat) findet, die Charaktere an die üblichen,
dämlichen Verdächtigen des Genres anlehnt und viel mehr an der Ausstellung von
Gewalt denn an der Generierung einer spannenden Atmosphäre interessiert ist,
sind eindeutig Alvarez‘ Fehler. Und so nerven irgendwann auch die als Hommage
an das Vorbild gedachten Details: Ja, das letzte Bild im Buch ist an das Poster
von Tanz der Teufel angelehnt, wir
haben es verstanden. Das ist ungefähr so subtil wie das prominent im Keller
hängende Plakat von The Hills Have Eyes
im Original. Evil Dead ist weder als
Remake noch als eigenständiger Film von Interesse.
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