Montag, 13. Januar 2014

Planet der Affen (1968)




PLANET DER AFFEN
(Planet of the Apes)
USA 1968
Dt. Erstaufführung: 03.05.1968
Regie: Franklin J. Schaffner

Filmklassiker werden meist nicht umsonst als Klassiker gehandelt. Ihnen wohnt etwas inne, eine erzählerische und/oder gestalterische Qualität, die die Jahrzehnte überdauert, ihre Aussagen, ihre Innovationen haben auch 40 oder 50 Jahre nach ihrem Entstehen noch Bestand. Klassiker werden aber auch dadurch zu Klassikern, dass sie den Test der Zeit stets aufs Neue bestehen. Der originale Planet der Affen, 1968 entstanden, ist so ein Fall. Er mag seine kleineren Probleme haben, vor allem was das Tempo im dritten Akt angeht, aber insgesamt ist diese nur auf den ersten Blick oberflächliche Parabel ein auch im 21. Jahrhundert noch bemerkenswert aktueller Film. Planet der Affen ist schlicht hervorragendes Science-Fiction-Kino.

Im Jahr 1972 werden vier Astronauten auf eine Mission in die Weiten des Weltalls geschickt. Durch den Effekt der Reise mit Überlichtgeschwindigkeit altern sie sehr viel langsamer als ihre Artgenossen auf der Erde. So wird auf der Erde das Jahr 3972 geschrieben, während für die Reisenden nur 18 Monate vergangen sind, als das Raumschiff auf einem unbekannten Planeten notlandet. Das einzig weibliche Mitglied der Crew stirbt, der Rest, Taylor (Charlton Heston), Landon (Robert Gunner) und Dodge (Jeff Burton) können sich an Land retten und durchqueren eine Wüste. In einem fruchtbaren Tal stoßen sie auf andere Menschen, der Sprache unfähig und allgemein auf einem recht primitiven Level. Da beginnt plötzlich eine bizarre Treibjagd: Gorillas hoch zu Ross, in Uniform und mit Gewehren bewaffnet, treiben die Menschen zusammen. Dodge wird getötet, Landon verschwindet im Chaos und Taylor wird am Kehlkopf verletzt, was ihm temporär die Sprache nimmt. Auf dieser Welt hat die Evolution augenscheinlich Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen zu den dominanten Arten gemacht. Taylor findet sich in den Händen der Schimpansenwissenschaftlerin Zira (Kim Hunter) wieder, die von ihm, "Blankauge" getauft, zutiefst beeindruckt ist. Mit seinen Versuchen, seine Intelligenz unter Beweis zu stellen, macht er sich allerdings nicht nur Freunde. Vor allem der Leiter der Wissenschaftsakademie, Dr. Zaius (Maurice Evans), sieht durch die mögliche Existenz eines vernunftbegabten Menschen das religiöse Weltbild der Affengesellschaft in Gefahr, gelten doch Affen als die unangefochtenen Herrscher, als die Krone der Schöpfung ohne Verbindung zu primitiven Tieren wie den Menschen...

Planet der Affen basiert auf dem gleichnamigen Roman von Pierre Boulle, nimmt dessen Prämisse aber lediglich als Aufhänger, anstatt das Buch möglichst genau zu adaptieren. Doch auch wenn Regisseur Franklin J. Schaffner (Patton – Rebell in Uniform) sich diversen Actionszenen nicht abgeneigt zeigt, beweisen er und seine Drehbuchautoren Michael Wilson und Rod Sterling aber auch, dass sie den satirischen Ansatz von Boulle verstanden haben. Planet der Affen ist neben seiner Existenz als unterhaltsamer Science-Fiction und Abenteuerfilm auch eine brillante Verballhornung aller ach-so-menschlichen Schwächen. Und gerade für einen US-amerikanischen Film nimmt er bemerkenswert wenig Rücksicht, vor allem auf die (potenziellen) religiösen Gefühle seiner Zuschauer. Der Film verurteilt die Bigotterie, die heutzutage im pseudo-wissenschaftlichen Gewand des Kreationismus wieder in Mode kommt ebenso wie den gedankenlosen Umgang mit anderen Tieren. Die Umkehr der Verhältnisse mag etwas Plakatives an sich haben, aber Planet der Affen funktioniert auf organische Weise, die von ihm gezeigte Welt hat etwas zutiefst überzeugendes an sich, gerade weil Schaffner auch auf die Gesellschaft der Affen eingeht. Beiläufig erfährt man eine Menge über die sozialen Strukturen in diesem Staat, die natürlich auch immer ein Spiegelbild der Welt von 1968 sind. Auch dies macht gelungene Science-Fiction aus: sie verhandelt im futuristischen Gewand auch immer die jeweilige Gegenwart. Dass der Film dann auch über 40 Jahre nach seiner Entstehung immer noch aktuell ist, kann man nun als zeitlose Qualität dem Film anrechnen oder als Beweis der Richtigkeit des Pessimums deuten, der dem Werk auch innewohnt.

Die Make-Up-Effekte von John Chambers sind grandios. Die Masken erlauben den Darstellern, ihre Charaktere zu entwickeln und sie nicht zu Stereotypen verkommen zu lassen. Roddy McDowall als Cornelius und Kim Hunter als Zira ernten so unseren Respekt, während man durch Maurice Evans als Dr. Zaius dessen inneren Spannungen nachspüren kann. Die Affen sind ausdruckstarke Figuren und Chambers wurde zu Recht mit einem Ehrenoscar bedacht.
Wenn es Kritikpunkte gibt, dann betreffen sie vor allem den dritten Akt, in dem Taylor und seine Verbündeten die Affenstadt verlassen und in die sogenannte „Verbotene Zone“ aufbrechen. Aber hier hinkt das Tempo etwas, die Auflösungen, die im Finale auf die Figuren und die Zuschauer warten, sind zwar durchaus faszinierend, aber auch etwas zäh inszeniert. Das liegt vor allem aber daran, dass alles vorangegangene so gut war. Die Reise durch die Wüste ist hervorragend in Bilder gefasst, die die (natürlich) irdische Landschaft in der Tat fremd erscheinen lassen, der experimentelle Soundtrack von Jerry Goldsmith versprüht Atmosphäre; die Szenen in der Affenstadt sind aus bereits genannten Gründen das hervorragende Herzstück des Films. Der dritte Akt verliert dagegen schlicht an Puste, wartet dafür aber immerhin mit einem der bekanntesten Schlussbilder der Filmgeschichte auf.

Planet der Affen ist eine furchtlose Satire, ein hervorragender Science-Fiction-Film und ein involvierendes Abenteuer. Kleinere Kritikpunkte (wie beispielsweise die bemerkenswerte Fähigkeit der Affen, Englisch zu reden) fallen kaum ins Gewicht, denn wenn der Film gut ist, dann richtig. Sorgfältig inszeniert, perfekt getrickst und mit Hingabe gespielt erreicht der originale Planet der Affen eine Qualität, die seine Nachfolger nie wieder erreichen sollten. Humans See, Humans Like.




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