Mittwoch, 8. Januar 2014

Kick-Ass 2 (2013)




KICK-ASS 2
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 15.08.2013
Regie: Jeff Wadlow

Ich mochte den ersten Kick-Ass-Film. Wirklich. Seine Doppelbödigkeit, seine ständig das Superheldengenre hinterfragende Statuten, sein diebischer Unterhaltungswert und seine unverkennbare Liebe zum Genre: Kick-Ass war eine Comicverfilmung, die weitaus besser dastand als der zugrundeliegende Comic. Auch die Fortsetzung beruht auf der reaktionären Bilderwelt von Mark Millar und während die fragwürdigsten Elemente im ersten Teil nicht den Weg auf die Leinwand fanden, vermisst man diese sinnige Anpassung beim Sequel gänzlich. Kick-Ass 2 ist genau jener nihilistische Mist geworden, den sich sein Vorgänger verbat zu sein. Die von Jeff Wadlow (Cry_Wolf) inszenierte Fortsetzung ist eine deprimierende Angelegenheit.

Dave (Aaron Taylor-Johnson) alias Kick-Ass ist inzwischen 17 Jahre alt und hat eine ganze Reihe von Möchtegern-Superhelden inspiriert, in albernen Kostümen auf den Straßen Gutes zu tun. Mindy Macready (Chloë Grace Moretz) ist inzwischen 15 und auf Identitätssuche zwischen Hit-Girl und „typischen Mädchenkram“. Ihre Wege scheinen sich langsam zu trennen, vor allem nachdem Mindy sich weigert, Daves neuem Team rund um den Ex-Kriminellen Colonel Stars and Stripes (Jim Carrey) beizutreten. Doch alles ändert sich, als Mobster-Sohn Chris D’Amico (Christopher Mintz-Plasse) sein Alter Ego Red Mist zugunsten einer Identität als erster Superschurke der Welt ablegt. Als „The Motherfucker“ schwört er Rache für seinen von Kick-Ass getöteten Vater – und bringt das ganze Superhelden-Spiel auf eine ganz neue, Leib und Leben bedrohenden Ebene.

Ironie vermisst man bei Kick-Ass 2 ebenso wie Spielfreude. Nicht nur, dass sich der Film bemerkenswert wenig bewegt, er ist auch in sehr vielen Elementen äußerst fragwürdig. Beispiele? Chris lamentiert den ganzen Film über den Tod des Vaters, den von ihm selbst herbeigeführten Tod der Mutter kommentiert er kaum. Kick-Ass‘ Vater stirbt auf grausame Weise, verraten von einem Schulfreund (Augustus Prew), der sich bei Chris einschmeicheln will. Keine Konsequenzen folgen daraus, weder aus der einen noch der anderen Sache: der Freund wird durch die wenig spektakuläre Rettung eines anderen Freundes rehabilitiert, der Tod des Vaters spielt für Dave scheinbar keine allzu große Rolle. Eine angehende Vergewaltigung wird für einen schalen Scherz missbraucht. Reicht das?
Kick-Ass 2 macht sich jenen amoralischen Verhalten schuldig, dass mancher bereits verstärkt in den ersten Teil hineinlesen wollte. Der Unterschied ist aber, dass Teil Eins ein Herz hatte, das ihm seine Figuren nicht egal waren. Teil Zwei hat kein Herz und seine vernünftigsten Figuren tötet er oder behandelt sie wir Dreck. Es ist nicht so sehr die Illustrierung des Umstands, dass auch in dieser Welt Handlungen Konsequenzen haben, sondern vielmehr der kalte, zynische Umgang damit.

Kick-Ass 2 ist so etwas wie eine Antithese zum Vorgänger. Anstatt die Spielarten des Genres zu hinterfragen und gleichzeitig seine Liebe zu ihnen zu demonstrieren ist dies wie die wirre Phantasie eines leicht gestörten Fanboys, dem sowohl Quentin Tarantinos Gespür für inszenierte Racheakte abgeht als auch ein sorgsamer Umgang vor allem mit den weiblichen Figuren. Lindy Booth als Night Bitch tritt ein einem jener Kostüme auf, dass der erste Film der Lächerlichkeit preisgegeben hätte. Hier wird es kommentarlos hingenommen. Und Hit-Girls Stärke will man wirklich mit einer pathetischen Boyband und einem Hinweis auf Twilight brechen. Der komödiantische Effekt, der daraus gewonnen wird, ist erwartbar mäßig. Ja, es kotzen drei High-School-Divas in der Mensa herum, während sich gleichzeitig ihre Därme entleeren. Ha Ha, haben wir gelacht. Wenn dann irgendwann der austauschbare und langweilige Showdown ins Haus steht weiß man schon lange nicht mehr, warum er einen überhaupt interessieren sollte.

Kick-Ass 2 ist eine denkbar unwürdige Fortsetzung, die an keiner Stelle an all die gelungenen Elemente des Vorgängers anknüpfen kann. Die Subversivität wird zugunsten ironiefreien Comickrawalls ausgeschaltet, die Charaktere sind auf Autopilot und vor allem Nicolas Cage als Big Daddy findet in Jim Carreys Colonel Stars & Stripes nicht die erhoffte Entsprechung. Kick-Ass 2 ist nicht nur langweilig und unkonzentriert, er ist auch genau die Art Film, die Teil Eins immer im Blick seiner Parodien hatte. Es ist kein kluger Kommentar auf das Genre, es ist ein gradliniger Beitrag dazu. Und ein besonders stumpfer noch dazu.



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