Montag, 3. Februar 2014

Eroberung vom Planet der Affen (1972)




EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN
(Conquest of the Planet of the Apes)
USA 1972
Dt.
Erstaufführung: 10.08.1972
Regie: J. Lee Thompson

In den 1970er Jahren wurde das Planet der Affen-Franchise bis zur Erschöpfung abgemolken und so verwundert es nicht, dass bereits ein Jahr nach der letzten Fortsetzung, Flucht vom Planet der Affen, ein weiterer Teil das Licht des Kinos erblickte. Eroberung vom Planet der Affen leidet unter seinem geringen Budget, das, was in ihm gezeigt wird, kann mit dem epischen Anspruch der Geschichte nicht Schritt halten. Für eine Revolutionsgeschichte fehlt es dem vierten Film in der Reihe an Bandbreite, zu offensichtlich ist er gezwungen, sich in den immer gleichen, pragmatischen Sets aufzuhalten. Eroberung vom Planet der Affen hat seine interessanten Momente und wahrscheinlich ist das, was man hier aufgetischt bekommt, noch das Beste, was man für 1,7 Millionen Dollar Budget erwarten kann. Ein bemerkenswerter Film ist die von J. Lee Thompson (Ein Köder für die Bestie) inszenierte Fortsetzung beim besten Willen nicht.

Zwanzig Jahre nach der Ankunft der sprechenden Affen aus der Zukunft und ihrem unrühmlichen Schicksal hat sich einiges verändert: Die USA sind zu einem faschistischen Polizeistaat geworden und eine Seuche hat alle Hunde und Katzen des Planeten dahingerafft. Als Ersatz wurden Menschenaffen domestiziert und als Haustiere gehalten. Dank ihrer Intelligenz werden sie zunehmend als Arbeitssklaven eingesetzt. In diesem Klima wird der Sohn von Zira und Cornelius, Milo Roddy McDowall), der sich in Caesar umbenennt und im Zirkus von Armando (Ricardo Montalban) unerkannt von den Behörden erwachsen werden konnte, zum Anführer einer Revolution gegen die Menschen und zur Kultfigur in einem Umsturz, der die Welt verändern soll…

Wie schon bei Flucht vom Planet der Affen knirscht es gewaltig im Gebälk der inneren Logik, die bei den Planet der Affen-Filmen zusehends abhandenkommt. Warum hat man nach der Paranoia des letzten Films nicht die Domestizierung von Affen untersagt, war die Revolution, die sich hier vollzieht, nicht durch Zira und Cornelius bereits zu erahnen gewesen? Zudem ist die Intelligenzentwicklung der Affen nicht ganz nachvollziehbar, sind zwar alle außer Caesar (noch) stumm, verstehen aber offensichtlich bereits alle Konzepte, die für ihren Aufstieg nötig sind. Und warum hat sich die USA in einen Polizeistaat entwickelt? Antworten auf zentrale Fragen, die die Dramaturgie aufwirft, zu geben ist nicht die Stärke des Films. Konnte man all die Ungereimtheiten im dritten Teil noch einigermaßen akzeptieren, weil er zumindest flott und unterhaltsam inszeniert war, fehlen dem vierten Teil auch diese Qualitäten. Etwa 85 Minuten können sehr lang sein, wenn man sich in langweiligen Kulissen bewegt und der Film im ständigen Zwiespalt zwischen seinen Ansprüchen und seinen Möglichkeiten feststeckt.

Zum Glück ist es nicht so, dass Eroberung vom Planet der Affen rein gar nichts bieten würde, was dem geneigten Zuschauer zumindest etwas das Gefühl gibt, seine Zeit nicht verschwendet zu haben. Wenn es zur Revolution kommt, gelingt es Thompson tatsächlich, ein gewisses Maß an Dringlichkeit zu suggerieren. Es mag daran liegen, dass der Film im politisch aufgeheizten Klima der 1970er Jahre entstanden ist und einiges an Zeitgeist reflektiert, auf jeden Fall entlädt sich eine Art gerechter Zorn gegen die artenübergreifenden Sklavenhändler. Dies war zudem so brutal inszeniert, dass der Film für seine Kinoauswertung geschnitten werden musste (inzwischen ist der Film ungeschnitten, inklusive einem sehr viel düsteren Ende, auf Blu-Ray erhältlich). Man mag mit den Hintergründen und den aufgeworfenen Fragen hadern, die Revolte selbst ist spannender und kinetischer als alles, was der Film sonst auffährt.

Letztlich hat es der Film schon allein deshalb schwer, weil er kaum mehr ist als die Bebilderung jener Fakten, die bereits aus den anderen Teilen bekannt waren. Eroberung vom Planet der Affen ist ein filmisches connect-the-dots. Dies hat durchaus seine Momente, auch seine unfreiwillig komischen, wenn Caesar beispielsweise ständig wie ein Geist aus dem Nichts auftaucht und einzelnen Artgenossen das Zeichen zur Rebellion gibt, insgesamt aber ist es ein eher schwacher Beitrag zum Affen-Vermächtnis. Mangelndes Budget ist eine Sache, ein fahriges Drehbuch eine ganz andere. So muss man Thompson zugutehalten, dass seine Regie weitaus stärker ist, als man erwarten durfte und auch McDowell wieder so mit Herzblut den Schimpansen gibt, dass sie fast im Alleingang Eroberung vom Planet der Affen vom Totalausfall retten. Dass dies kein Automatismus ist, sollte allerdings die nächste Fortsetzung unter Beweis stellen.



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