PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION
(Rise of the Planet of the Apes)
(Rise of the Planet of the Apes)
USA 2011
Dt. Erstaufführung: 11.08.2011
Regie: Rupert Wyatt
Dt. Erstaufführung: 11.08.2011
Regie: Rupert Wyatt
Zehn Jahre sollte es dauern, bis nach
dem Remake-Desaster, dass Tim Burtons Planet
der Affen darstellte, das Kinopublikum wieder einen Film aus dem seit 1968
bestehenden Franchise sehen sollte. Doch was sollte man erwarten? Die zwei
letzten Filme waren die zwei schlechtesten der gesamten Reihe, das Original aus
den Sechzigern stand immer noch unangefochten an der Spitze aller
Bewegtbild-Produkte, die aus Pierre Boulles Roman hervorgegangen waren und dann
wurde der Film auch noch als Prequel, also als Vorgeschichte zu allem im
Franchise existierenden angepriesen. Hatte Hollywood denn nicht inzwischen
genug von all den Reboots, Fortsetzungen, Prequels und was noch nicht alles? Planet der Affen: Prevolution schien von
Anfang an verloren zu haben. Doch dann passierte etwas Unerwartetes: der vom
relativen Newcomer Rupert Wyatt (The
Escapist – Raus aus der Hölle) inszenierte Film war gut. Mehr noch, er war
wirklich gut. Und nach knapp 100 Minuten kurzweiliger Spielzeit war es gewiss: Prevolution ist der beste Planet der Affen-Film seit Franklin J.
Schaffners Original. So einfach ist es.
Will Rodman (James Franco) arbeitet mit Schimpansen in einem
Labor, in dem ein Heilmittel für Alzheimer und andere degenerative Erkrankungen
entwickelt wird. Kurz vor dem entscheidenden Durchbruch und der damit
zusammenhängenden Finanzierung läuft ein noch in freier Wildbahn gefangenes
Schimpansenweibchen Amok, verschreckt die Investoren und muss erschossen
werden. Wie sich herausstellt verteidigte es nur sein Junges, das unbemerkt im
Labor geboren wurde. Will nimmt den bald auf Caesar hörenden Affen mit nach
Hause, auch in der Hoffnung, dass solch ungewöhnliche Interaktion für seinen an
Alzheimer erkrankten Vater Charles (John Lithgow) eine Bereicherung sein
könnte. Caesar legt alsbald ungewöhnliche Intelligenz an den Tag und es stellt
sich heraus, dass das Mittel zur Gehirnregeneration, mit dem seine Mutter
behandelt wurde, einen Effekt auf ihn im Mutterleib hatte: weil nichts
repariert werden musste, verbesserten sich Caesars kognitive Fähigkeiten bis zu
dem Punkt, dass er das womöglich intelligente Tier auf Erden sein könnte. Mit
den Jahren wird nicht nur Caesar immer schlauer, auch Charles, der von seinem
Sohn heimlich mit dem Mittel behandelt wurde, regeneriert sich. Doch als Caesar
irgendwann seine körperliche Überlegenheit gegen eine Bedrohung seiner
Adoptivfamilie einsetzt, wendet sich das Blatt. Er kommt in eine Verwahreinheit
für Menschenaffen und in dem hochintelligenten Schimpansen wächst der Plan, ob
der miserablen Behandlung dort und dem Wissen um das Treiben im Forschungslabor,
sich und seine Artgenossen von dem Joch der Menschheit zu befreien…
Prevolution,
dessen deutscher Titel eher wie eine ganz schlechte Idee nach durchzechter
Nacht daherkommt, sollte nicht in Kontinuität mit den bisher existierenden
Filmen der Reihe gebracht werden. Ein solches Unterfangen ist von vornherein
zum Scheitern verurteilt, weil Wyatts Film sich als erster Teil eines gänzlich
eigenständigen Affen-Universums
versteht. Es gibt viele Verweise auf den Schaffner-Film und mit den kurzen
Nachrichteneinblendungen einer verloren gegangenen Weltraummission legt man
auch das Fundament für eine zukünftige an Planet
der Affen angelehnte Geschichte, aber es ist müßig zu versuchen, Cornelius,
Zira und die anderen Protagonisten aus den älteren Filmen in irgendeinen
Einklang mit Prevolution zu bringen.
Befreit von dem Zwang, der ohnehin wackeligen Kontinuität
der früheren Saga zu folgen, kann sich Prevolution
ganz auf die Generierung einer neuen Storyline konzentrieren. Die Affen hier
sind das Ergebnis von Experimenten und nicht einer beschleunigten Evolution,
gepaart mit Zeitreiseparadoxen wie in den 1970er Jahren. Zudem ist sich der
Film der natürlichen Intelligenz von Menschenaffen sehr wohl bewusst und
inszeniert Caesars Bewusstwerdung auch konsequent nicht als gigantischen Sprung,
sondern als innerhalb der Narrative nachvollziehbaren nächsten Schritt. Es
musste nur etwas nachgeholfen werden, der Film macht keinen Hehl daraus, dass
Schimpansen auch so bereits denkfähige Geschöpfe sind. Umso effektiver ist das
Finale. Prevolution verzichtet
darauf, schaurige Umgebungen wie etwa der Labor in 28 Days Later zu zeigen, in dem ein Schimpanse mit Bilder
menschlicher Gewalt gefoltert wird, aber er verschweigt auch nicht, dass der
Umgang der Arten auf einem simplen Oben/Unten-Schema beruht, auch wenn die
kognitiven Fähigkeiten gar nicht so unterschiedlich sind, wie oft behauptet
wird. So verbringt der Film für einen Sommer-Blockbuster bemerkenswert viel Zeit
damit, Charaktere und Situationen einzuführen und der Zuschauer findet sich über
weite Teile involviert in Caesars Gedankengänge wieder, bis sich im actionreichen
Showdown die nachvollziehbar gerechte Wut entlädt. Dabei geht es den Affen gar
nicht um einen Umsturz, sondern lediglich um ein selbstbestimmtest Leben. Wenn
sich die Menschen in Form der Polizei auf der Golden Gate Bridge gegen die
Affen stellen ist das auch ein Versuch, die bisher gängige Ordnung aufrecht zu
halten. Herrschende geben ungern Macht ab und hier sind die Herausforderer auch
noch Angehörige anderer Spezies‘.
Planet der Affen:
Prevolution lässt sich sicherlich wie jeder andere Film auf plot holes abklopfen, aber im Großen und
Ganzen ist der Film sehr gut konstruiert. Er bringt alle Figuren in Stellung,
liefert Erklärungen für die Beweggründe der Affen und etabliert Ankerpunkte,
die in den kommenden Fortsetzungen von Wichtigkeit sein werden. Prevolution ist cleverer, vor allem aber
unterhaltsamer als das Gro der gängigen Studioblockbuster. Einzig die
menschlichen Figuren sind schwach, vor allem Freida Pinto als Veterinärin wird
in einer undankbaren Rolle verheizt. Die digitalen Affen, angeführt von Andy
Serkis als Caesar, sind dagegen stark. Ähnlich wie im Herr der Ringe, in dem Serkis als Gollum die beste Performance
ablieferte, macht er hier aus Caesar die interessanteste Figur des ganzen Films
und sprengt damit geradezu kongenial die Artengrenze. Denn auch wenn seine
Intelligenz menschliches Niveau erreicht, bleibt Caesar doch auch Schimpanse.
Diese Form des Hybriden wurde von keinem bisherigen Planet der Affen-Film erreicht.
Planet der Affen:
Prevolution ist trotz zurückgefahrener Actionelemente temporeich erzählt,
kurzweilig und unterhaltsam, dabei die Intelligenz des Publikums nicht
beleidigend und hervorragend konstruiert und in Szene gesetzt. Man musste lange
warten, um nach Schaffners Version wieder einen solch guten Beitrag zur Reihe
zu sehen. Das Warten hat sich gelohnt.
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