PLANET DER AFFEN
(Planet of the Apes)
(Planet of the Apes)
USA 2001
Dt. Erstaufführung: 30.08.2001
Regie: Tim Burton
Dt. Erstaufführung: 30.08.2001
Regie: Tim Burton
Lange war es ruhig um die Welt des Planet der Affen. Nach dem großen Erfolg
der ersten Verfilmung des Romans von Pierre Boulle im Jahre 1968 sollte ab 1970
fünf Jahre lang jedes Jahr ein neuer Beitrag zum Franchise auf den Markt
kommen, zuletzt 1974 eine kurzlebige TV-Serie und 1975 eine Zeichentrickserie
mit gerade einmal 13 Folgen. Der Markt war danach wahrscheinlich einfach übersättigt,
denn seit Mitte der 1970er Jahre war es ruhig um die Serie. Bis es Hollywood scheinbar nicht mehr aushielt und
ein Remake in Auftrag gab, mit dem seinerseits bereits seit einiger Zeit
geliebäugelt wurde. So erblickte 2001 schließlich Planet der Affen unter der Regie von Tim Burton das Licht der Welt
und es schien so, als habe Burton den Schock, zuvor einen schlechten Film wie Sleepy Hollow abgeliefert zu haben, noch
nicht ganz verwunden. Nur leider musste er demonstrieren, dass er seine
vorangegangene Arbeit noch unterbieten konnte. Planet der Affen anno 2001 ist eine frustrierend dämliche
Angelegenheit.
In naher Zukunft unterhält die Menschheit eine Raumstation
im Orbit des Saturns, auf dem Astronauten mit genetisch optimierten
Menschenaffen experimentieren. Als eines Tages eine mysteriöse Wolke aus dem
All auftaucht, schickt man zunächst einen Schimpansen in einer Raumkapsel
hinein. Als man alsbald den Kontakt verliert, fliegt ihm Leo Davidson (Mark
Wahlberg) hinterher, wird durch Raum und Zeit geschleudert und legt auf einem
unbekannten Planten eine Bruchlandung hin. Dort muss er alsbald erkennen, dass
Menschen hier die Sklaven von intelligenten Schimpansen, Gorillas und
Orang-Utans sind. Zusammen mit der Menschenrechtsaktivistin Ari (Helena Bonham
Carter) gelingt Leo die Flucht aus der Affenstadt, in der er gefangen gehalten
wird und macht sich auf den Weg in die sogenannte verbotene Zone, in der sein
Ortungsgerät ein menschliches Raumschiff anzeigt. Dicht auf den Fersen ist
ihnen allerdings der gewalttätige General Thade (Tim Roth), der auf Menschen
wahrlich nicht gut zu sprechen ist…
Was soll man von einem Film halten, dessen Star Mark
Wahlberg in einem Interview mal zugegeben hat, er habe bei den Dreharbeiten nur
auf Estella Warrens Brüste geschaut? Warren spielt das menschliche
Pseudo-Love-Interest für Leo und wurde für ihre Darbietung zu Recht mit einer
Goldenen Himbeere geehrt. Auch sonst ist Planet
der Affen ziemlich schwach auf der darstellerischen Brust, lediglich Helena
Bonham Carter als Ari geht in ihrer Rolle auf und Tim Roth hat als wahnsinniger
Schimpansen-General sehr viel mehr Freude an seiner Darbietung als der
Zuschauer am Film.
Burtons Film versteht sich als Neuverfilmung von Boulles
Roman, baut aber diverse Verbeugungen vor der Franklin J. Schaffner-Version von
1968 ein. Was aber weder Burton noch seine drei Drehbuchautoren William Broyles
Jr., Lawrence Konner und Mark Rosenthal verstanden haben, sind die satirischen
Spitzen, die der Vorlage innewohnen. Schaffner verstand es, sie gewinnbringend
in seiner Version unterzubringen und so seinen Planet der Affen gleichzeitig zum eigenständigen Werk und zur
Adaption werden zu lassen. Keiner der vier an vorderster Front involvierten
Männer schafft etwas Vergleichbares. Planet
der Affen Jahrgang 2001 enttäuscht nicht nur als Verfilmung eines bedeutend
intelligenteren Buches, sondern auch als Remake und ganz allgemein als Film.
Dies ist die Art Blockbuster, die dieser Bezeichnung den schalen Beigeschmack
gibt: dumme Unterhaltung mit vielen Schauwerten, aber frustrierend wenig
durchdachtem Inhalt oder interessanten Figuren. Planet der Affen war 1968 auch ein Blockbuster. Wie sehr sich die
Zeiten doch ändern.
Der Film interessiert sich weder für ein schlüssiges
Gesellschaftsbild noch für eine plausibel erzählte Geschichte. Mal erscheinen
die Menschen wie Sklaven der Affen, dann wieder als Haustiere, ihre
Sprachfähigkeit, die ihnen in dieser Fassung nicht abhanden gekommen ist,
scheint nicht auszureichen, um eine soziale Debatte im Affenstaat anzuregen.
Sie werden als „beasts“ bezeichnet, sind aber augenscheinlich intelligent
genug, um sie als Bedienstete einzusetzen. Die Stellung des Menschen auf dieser
Welt wird nicht konkret durchdacht, zu sehr vertraut man auf den Effekt, ohne
ihn zu legitimieren. Im Roman und im Originalfilm sind Menschen auf eine
eindeutig dem Affen untergeordnete Stufe degeneriert, was die Hierarchie
begründet. Für solche Überlegungen hat dieser Planet der Affen keine Verwendung, er setzt lieber auf den nächsten
hohlen Effekt. Sklave oder Tier – Burton kann sich nicht entscheiden und lässt
so den gesellschaftlichen Kommentar verpuffen. Das wäre angesichts der ganzen
Dramaturgie, die ihrerseits zum reinen Schauwert verkommt, aber auch zu viel
der Intelligenz gewesen. Denn nicht nur, dass der Film ein Ende hat, dass
überhaupt keinen Sinn ergibt und nur auf eine mögliche Fortsetzung aus war (die
glücklicherweise nie kam), auch der Rest des Films ist reichlich fahrig. Ein
Beispiel? Ein uralter Konflikt wird binnen Minuten beigelegt, damit alle happily ever after leben können – warum
durchdacht, wenn es auch dämlich geht? Aber wenn selbst die Produzenten des
Films davon abraten, bei Planet der Affen
mitzudenken, was kann man sich dann auch erhoffen?
Wenn es etwas gibt, das eine uneingeschränkte Lobhudelei
verdient, dann sind es die großartigen Make-Up-Effekte von Rick Baker, die auch
intimste Close-Ups vertragen. Waren John Chambers Masken bereits bahnbrechend,
hat Baker einen ganz neuen Weg der Interpretation gefunden, die auch die
tierischen Vorbilder stärker miteinbezieht. Besonders gelungen ist der alternde
Orang-Utan-Politiker, dessen massige Wülste das Gesicht einrahmen. Es ist
wahrlich eine Schande, dass diese herausragende Leistung, genau wie die sich an
Jerry Goldsmiths experimentellen Score orientierende Musik von Danny Elfman,
keine Entsprechung auf der inhaltlichen Ebene findet.
An generösen Tagen mag man Planet der Affen als stumpfes Entertainment noch durchwinken. Doch
bereits 1968 wurde bewiesen, mit wie viel Spitzfindigkeit und Intelligenz man
Boulles Roman auf die Leinwand bringen kann. So gehört es sicher zu der
furchtbarsten Erkenntnis, an die man durch Burtons Planet der Affen gelangen kann, dass Hollywood allzu oft sein
Publikum schlicht für zu blöd hält, um mit Unterhaltung über Hauptschulniveau
umzugehen. Mal ganz davon abgesehen dass Burton eigentlich ein zu guter
Regisseur ist, um solch ein Machwerk abzuliefern. Dieser Planet der Affen ist es wirklich nicht wert, besucht zu werden.
Ahaaaa ;) Es ist aber wirklich schade, dass der Film scheinbar so schlecht ist. Burton macht ansonsten fast immer fantastische Filme (abgesehen von dem Kram der letzten zwei Jahre.).
AntwortenLöschenJeder darf sich mal verheben. :-)
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