Montag, 17. Februar 2014

Planet der Affen (2001)




PLANET DER AFFEN
(Planet of the Apes)
USA 2001
Dt. Erstaufführung: 30.08.2001
Regie: Tim Burton

Lange war es ruhig um die Welt des Planet der Affen. Nach dem großen Erfolg der ersten Verfilmung des Romans von Pierre Boulle im Jahre 1968 sollte ab 1970 fünf Jahre lang jedes Jahr ein neuer Beitrag zum Franchise auf den Markt kommen, zuletzt 1974 eine kurzlebige TV-Serie und 1975 eine Zeichentrickserie mit gerade einmal 13 Folgen. Der Markt war danach wahrscheinlich einfach übersättigt, denn seit Mitte der 1970er Jahre war es ruhig um die Serie. Bis es  Hollywood scheinbar nicht mehr aushielt und ein Remake in Auftrag gab, mit dem seinerseits bereits seit einiger Zeit geliebäugelt wurde. So erblickte 2001 schließlich Planet der Affen unter der Regie von Tim Burton das Licht der Welt und es schien so, als habe Burton den Schock, zuvor einen schlechten Film wie Sleepy Hollow abgeliefert zu haben, noch nicht ganz verwunden. Nur leider musste er demonstrieren, dass er seine vorangegangene Arbeit noch unterbieten konnte. Planet der Affen anno 2001 ist eine frustrierend dämliche Angelegenheit.

In naher Zukunft unterhält die Menschheit eine Raumstation im Orbit des Saturns, auf dem Astronauten mit genetisch optimierten Menschenaffen experimentieren. Als eines Tages eine mysteriöse Wolke aus dem All auftaucht, schickt man zunächst einen Schimpansen in einer Raumkapsel hinein. Als man alsbald den Kontakt verliert, fliegt ihm Leo Davidson (Mark Wahlberg) hinterher, wird durch Raum und Zeit geschleudert und legt auf einem unbekannten Planten eine Bruchlandung hin. Dort muss er alsbald erkennen, dass Menschen hier die Sklaven von intelligenten Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans sind. Zusammen mit der Menschenrechtsaktivistin Ari (Helena Bonham Carter) gelingt Leo die Flucht aus der Affenstadt, in der er gefangen gehalten wird und macht sich auf den Weg in die sogenannte verbotene Zone, in der sein Ortungsgerät ein menschliches Raumschiff anzeigt. Dicht auf den Fersen ist ihnen allerdings der gewalttätige General Thade (Tim Roth), der auf Menschen wahrlich nicht gut zu sprechen ist…

Was soll man von einem Film halten, dessen Star Mark Wahlberg in einem Interview mal zugegeben hat, er habe bei den Dreharbeiten nur auf Estella Warrens Brüste geschaut? Warren spielt das menschliche Pseudo-Love-Interest für Leo und wurde für ihre Darbietung zu Recht mit einer Goldenen Himbeere geehrt. Auch sonst ist Planet der Affen ziemlich schwach auf der darstellerischen Brust, lediglich Helena Bonham Carter als Ari geht in ihrer Rolle auf und Tim Roth hat als wahnsinniger Schimpansen-General sehr viel mehr Freude an seiner Darbietung als der Zuschauer am Film.

Burtons Film versteht sich als Neuverfilmung von Boulles Roman, baut aber diverse Verbeugungen vor der Franklin J. Schaffner-Version von 1968 ein. Was aber weder Burton noch seine drei Drehbuchautoren William Broyles Jr., Lawrence Konner und Mark Rosenthal verstanden haben, sind die satirischen Spitzen, die der Vorlage innewohnen. Schaffner verstand es, sie gewinnbringend in seiner Version unterzubringen und so seinen Planet der Affen gleichzeitig zum eigenständigen Werk und zur Adaption werden zu lassen. Keiner der vier an vorderster Front involvierten Männer schafft etwas Vergleichbares. Planet der Affen Jahrgang 2001 enttäuscht nicht nur als Verfilmung eines bedeutend intelligenteren Buches, sondern auch als Remake und ganz allgemein als Film. Dies ist die Art Blockbuster, die dieser Bezeichnung den schalen Beigeschmack gibt: dumme Unterhaltung mit vielen Schauwerten, aber frustrierend wenig durchdachtem Inhalt oder interessanten Figuren. Planet der Affen war 1968 auch ein Blockbuster. Wie sehr sich die Zeiten doch ändern.

Der Film interessiert sich weder für ein schlüssiges Gesellschaftsbild noch für eine plausibel erzählte Geschichte. Mal erscheinen die Menschen wie Sklaven der Affen, dann wieder als Haustiere, ihre Sprachfähigkeit, die ihnen in dieser Fassung nicht abhanden gekommen ist, scheint nicht auszureichen, um eine soziale Debatte im Affenstaat anzuregen. Sie werden als „beasts“ bezeichnet, sind aber augenscheinlich intelligent genug, um sie als Bedienstete einzusetzen. Die Stellung des Menschen auf dieser Welt wird nicht konkret durchdacht, zu sehr vertraut man auf den Effekt, ohne ihn zu legitimieren. Im Roman und im Originalfilm sind Menschen auf eine eindeutig dem Affen untergeordnete Stufe degeneriert, was die Hierarchie begründet. Für solche Überlegungen hat dieser Planet der Affen keine Verwendung, er setzt lieber auf den nächsten hohlen Effekt. Sklave oder Tier – Burton kann sich nicht entscheiden und lässt so den gesellschaftlichen Kommentar verpuffen. Das wäre angesichts der ganzen Dramaturgie, die ihrerseits zum reinen Schauwert verkommt, aber auch zu viel der Intelligenz gewesen. Denn nicht nur, dass der Film ein Ende hat, dass überhaupt keinen Sinn ergibt und nur auf eine mögliche Fortsetzung aus war (die glücklicherweise nie kam), auch der Rest des Films ist reichlich fahrig. Ein Beispiel? Ein uralter Konflikt wird binnen Minuten beigelegt, damit alle happily ever after leben können – warum durchdacht, wenn es auch dämlich geht? Aber wenn selbst die Produzenten des Films davon abraten, bei Planet der Affen mitzudenken, was kann man sich dann auch erhoffen?

Wenn es etwas gibt, das eine uneingeschränkte Lobhudelei verdient, dann sind es die großartigen Make-Up-Effekte von Rick Baker, die auch intimste Close-Ups vertragen. Waren John Chambers Masken bereits bahnbrechend, hat Baker einen ganz neuen Weg der Interpretation gefunden, die auch die tierischen Vorbilder stärker miteinbezieht. Besonders gelungen ist der alternde Orang-Utan-Politiker, dessen massige Wülste das Gesicht einrahmen. Es ist wahrlich eine Schande, dass diese herausragende Leistung, genau wie die sich an Jerry Goldsmiths experimentellen Score orientierende Musik von Danny Elfman, keine Entsprechung auf der inhaltlichen Ebene findet.

An generösen Tagen mag man Planet der Affen als stumpfes Entertainment noch durchwinken. Doch bereits 1968 wurde bewiesen, mit wie viel Spitzfindigkeit und Intelligenz man Boulles Roman auf die Leinwand bringen kann. So gehört es sicher zu der furchtbarsten Erkenntnis, an die man durch Burtons Planet der Affen gelangen kann, dass Hollywood allzu oft sein Publikum schlicht für zu blöd hält, um mit Unterhaltung über Hauptschulniveau umzugehen. Mal ganz davon abgesehen dass Burton eigentlich ein zu guter Regisseur ist, um solch ein Machwerk abzuliefern. Dieser Planet der Affen ist es wirklich nicht wert, besucht zu werden.



2 Kommentare:

  1. Ahaaaa ;) Es ist aber wirklich schade, dass der Film scheinbar so schlecht ist. Burton macht ansonsten fast immer fantastische Filme (abgesehen von dem Kram der letzten zwei Jahre.).

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