OTTO – DER FILM
Deutschland 1985
Dt. Erstaufführung: 18.07.1985
Regie: Xaver Schwarzenberger & Otto Waalkes
Deutschland 1985
Dt. Erstaufführung: 18.07.1985
Regie: Xaver Schwarzenberger & Otto Waalkes
Ob man ihn nun persönlich mag oder
nicht, Otto Waalkes gehört zur deutschen Humoristenszene genau wie Loriot,
Heinz Erhardt oder Dieter Nuhr. Seit er in den 1970er Jahren auf den
westdeutschen Bühnen auftauchte und bereits seine erste Live-Platte mit
Mitschnitten aus seinem Programm 500.000 Mal verkauft wurde, ist er als
„Blödelbarde“ präsent. Der Humor ist durchwachsen, er reicht von durchaus cleveren
Parodien und absurder Situationskomik bis zu äußerst gefälligen
Schenkelklopfern. Eben jenen Mix kann mal wohl als Erfolgsrezept lesen, bietet
Waalkes durch die schiere Menge an Gags, die er innerhalb eines Programms
abfeuert, für so ziemlich jeden Zuschauer etwas, dass ihm oder ihr gefallen
könnte. Genau nach diesem Prinzip funktioniert auch sein erster Kinofilm, der
im Sommer 1985 in die gesamtdeutschen Kinos kam und mit einer Besucherzahl von
14 Millionen auch heute noch als erfolgreichster deutscher Film gewertet werden
kann (der aufgrund von Rechentricks manchmal ebenfalls mit diesem Titel
bedachte Der Schuh des Manitu kam
insgesamt auf 12 Millionen Zuschauer). Man kann nun darüber lamentieren, was es
wohl für ein Land bedeutet, wenn ihr größter Publikumsmagnet eine launige
Aneinanderreihung von Sketchen ist, zusammengehalten von einer äußerst
dürftigen Rahmenhandlung und in der Struktur der Sesamstraße nicht unähnlich – viele, auch einzeln konsumierbare
Teilchen. Otto – Der Film ist wie
sein Hauptdarsteller ein Kind seiner Zeit. Heute mag vieles bieder wirken, doch
sollte man es vielleicht lieber als unschuldig interpretieren. So gelingt es
dem Film nämlich auch fast 30 Jahre nach seiner Uraufführung noch, ein paar
Lacher zu generieren.
Otto (Waalkes) ist ein junger, naiver Mann aus Ostfriesland,
der in Hamburg sein großes Glück sucht. Sein Start-Up nennt er OSSI (Ottos
Super-Service International) und leiht sich blauäugig Geld vom dubiosen
Kredithai Shark (Peter Kuiper). Als die Geschäfte nicht so gut laufen und Shark
irgendwann an die 10.000 Mark von Otto einfordert, der natürlich nicht das
Kleingedruckte gelesen hat, da dies ja schlecht für die Augen sei, gerät der
Jungunternehmer in Bedrängnis. Abhilfe könnte die Zufallsbekanntschaft mit der
Familie von Kohlen und Reibach schaffen, deren Tochter Silvia (Jessika
Cardinahl) Otto auf einer Baustelle unmerklich das Leben rettete. Jetzt gilt es
nur noch, sich eine großzügige Belohnung abzuholen, denkt sich jedenfalls Otto…
Fans der damals sehr populären Otto-Shows im Fernsehen dürften
damals und heute einige Déjà-Vu-Erlebnisse gehabt haben, recycelt Waalkes doch
diverse Sketche und Begebenheiten aus seinen Bühnenprogrammen. Andere, wie etwa
die völlig kontextfreie, aber dennoch amüsante Heino-Parodie, bedienen sich
gekonnt des Mediums Film, während das Ende, in dem Otto ein vollbesetztes
Passagierflugzeug auf einem Flugzeugträger zu landen versucht und ein Inferno
verursacht, vollkommen geschmacklos daherkommt. Da kann auch der Ausklang, in
dem sich dumpfes Brauchtum als größter deutscher Exportschlager erweist, nicht
mehr viel retten. Abgesehen von dem völlig missglückten Finale, welches
deutlich macht, dass man nicht so recht wusste, wie man den Nonsens beenden
könnte, bietet Otto – Der Film
diverse unterhaltsame Vignetten. Die Geschichte um Shark dient nur als
Aufhänger für diverse Kapriolen, wie Otto versucht, das benötigte Geld
aufzutreiben und wird dementsprechend hemmungslos albern aufgelöst. Ferner
sieht man Otto beim Stehlen von Zement zu, bei einer Hasenjagd, im Gespräch mit
einem Edel-Obdachlosen (Johannes Heesters), beim Überleben in einem Rockerclub
und als unerkannte Geisel bei einem herrlich doofen Banküberfall. Dabei ist es,
wie erwähnt, die Fülle an Material, die auf den Zuschauer einprasselt, die dem
Film erstens Tempo und zweitens eine ansehnliche Gagdichte beschert. Mag auch
nur jeder fünfte Witz zünden und sich der Rest in altbekannten und schlichten
Klamauk erübrigen, durch die Masse gewährt Otto – Der Film eine beachtliche
Kontinuität. Es ist schlicht für Jeden etwas dabei, auch wenn die Form einem
jüngeren Publikum, das noch fern der Pubertät ist, deutlich mehr zusagen dürfte
als einem erwachsenen.
Am Ende ist Otto – Der
Film unterhaltsam, genügsam, blöd, albern, clever und entwaffnend. Man
spürt das Herzblut, das in ihm steckt, die Energie, die Waalkes und sein
Regisseur Xaver Schwarzenberger (der bis heute in erster Linie TV-Filme
inszeniert) für das Projekt aufbringen. Ecken und Kanten mag das kaum haben,
ironisch im heutigen Sinne ist wenig, allenfalls der Angriff auf die Political
Correctness, wenn Otto zusammen mit Günther Kaufmann als Justiziar und Sklave
schnell an Geld kommen, lässt auch heute noch aufhorchen. Als Kind seiner Zeit
erlaubt der Film einige interessante Einblicke in die humoristischen
Befindlichkeiten von Westdeutschland in den 1980er Jahren und dementsprechend
ist er auch als Nostalgie-Produkt von Wert. Großes Kino ist das nicht, aber das
war wohl auch nie die Intention. Man mag nie von sich aus gefragt haben, was
unsichtbar ist und nach Hase riecht, aber Otto
– Der Film beantwortet solche Fragen auf durchaus charmante, wenn auch
völlig konsequenzlose Weise.
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