OTTO – DER NEUE FILM
Deutschland 1987
Dt. Erstaufführung: 16.07.1987
Regie: Xaver Schwarzenberger & Otto Waalkes
Deutschland 1987
Dt. Erstaufführung: 16.07.1987
Regie: Xaver Schwarzenberger & Otto Waalkes
Wolle man gehässig sein (oder auch nur
diese Besprechung schnell hinter sich bringen), so könnte man schlicht alles,
was zu Otto – Der Film gesagt und
geschrieben wurde, leicht variieren und schon hätte man eine treffende
Einschätzung für dessen fast auf den Tag genau zwei Jahre später erscheinende
Fortsetzung. Anders oder gar innovativer ist Otto – Der neue Film an keiner Stelle. Dennoch muss man wohl
konstatieren, dass der zweite Teil etwas stringenter daherkommt als sein
Vorgänger. Die Handlung ist tatsächlich als solche zu bezeichnen, das Konstrukt
ist nicht mehr ganz so wahllos aus Einzelteilen zusammengewürfelt wie zuvor. Es
gibt immer noch viele mehr oder weniger kontextfreie Einlagen und das infantile
Gehabe von Waalkes wird auf ein ungesundes Maß hinaufgeschraubt, aber als
Gesamtpaket funktioniert auch Otto – Der
neue Film noch recht gut, eben weil auch er eine Vielzahl an unterschiedlichen
Gag-Kalibern und dadurch Auswahl bietet. Am bemerkenswertesten aber ist, dass
der 1987 ins Kino gekommene Film sehr viel mehr wie ein Kind des Jahrzehnts
aussieht als Otto – Der Film.
Inhaltliche Kontinuität kann man gleich zu Beginn vergessen:
Otto (Waalkes) ist wieder der (verhältnismäßig) junge Mann in Nöten, diesmal
nicht in Hamburg, sondern in Westberlin. Nachdem er all sein Hab und Gut
verpfänden musste, schickt er sich an, wieder zurück in seine Heimat, nach
Hühneroog, zu ziehen. Dummerweise schuldet er seinem faschistoiden Vermieter
(Dirk Dautzenberg) noch drei Monatsmieten, weshalb er zunächst seine Schulden
abarbeiten soll. Durch eine Verkettung von Zufällen wird Otto in der Folge von
der arroganten, aber attraktiven neuen Mieterin Gabi Drösel (Ute Sander) für
den außer Haus befindlichen Professor Edelsen (Friedrich Schoenfelder)
gehalten, die er zu beeindrucken hofft, obwohl sie nur Augen für den Actionstar
„Amboss“ (Georg Blumensaat) hat. Und dann wäre da ja auch noch Anna (Anja
Jaenicke), die Otto heimlich anhimmelt…
Auch wenn es nur eine gängige Romantic-Comedy-Dramaturgie
ist, die Ereignisse in Otto – Der neue
Film beziehen sich stärker auf dieses Konstrukt als es die Vignetten bei Otto – Der Film getan haben. Das Ganze
wirkt dadurch in sich geschlossener, etwas ausgereifter. Von Leerlauf und
weniger funktionalen Einschüben kann sich aber auch dieser Film nicht retten.
Es ist wirklich more of the same: Klamauk
und wirklich witzige Einfälle wechseln mit mal mehr, mal weniger gelungenen Parodien
ab. Überhaupt ist der Film reich an Verweisen, vor allem auf das Actionkino des
Arnold Schwarzenegger, den Blumensaat als tumben, reaktionären Muskelmann, in
dem Rolle und Schauspieler verschwimmen, persifliert. Abgesehen davon, dass ein
intelligent konstruierter Film wie Der
Terminator nicht auf seinen Gewaltanteil reduziert werden sollte, sind
diese durchgeknallten Pseudo-Filme mit so klingenden Titeln wie Amboss – Der Kontrollator oder Der Rabiator eine durchgängig
verlässliche Quelle für hübsche Gags.
Andere Parodien sind weniger erfolgreich, vor allem, weil
sie nur zur Schleichwerbung dienen. Es gibt drei Marken, die in Otto – Der neue Film exzessiv beworben
werden: Levi’s, Bauknecht und Jever Pilsener. Letzteres darf noch als
augenzwinkernder Verweis auf dessen Werbespruch, „Friesisch-Herb“, gesehen
werden, die anderen schieben sich vor allem in dem von Like Ice In The Sunshine unterlegten Verweis auf die damals
populäre Langnese-Werbung penetrant
nach vorn. Zuvor hat Otto bereits zweimal die Levi’s-Werbespots aufs Korn
genommen und in jeder (Wasch-)Küchen-Szene ist der Aufdruck „Bauknecht“ wie
zufällig mitten im Bild, während auch die Supermarktketten Edeka und Aldi
geradezu schockierend offen ins Bewusstsein gerufen werden. Otto – Der neue Film weiß, wie man zu
Geld kommt und es ist ihm völlig egal, wie penetrant dies für den Zuschauer
geschieht.
Neben diesen Ärgernissen und der durchwachsenen Qualität der
Witze gibt es immer wieder wahre Perlen in dem Chaos. Drei martialisch
aussehende Fußballfans (Dieter Landuris, Thomas Ahrens und Claus-Peter Damitz),
die die Straße hinuntergehen und eine hochtrabende Diskussion über Mozart
führen sind so ein Beispiel, ebenso wie die völlig absurden, an die Muppet Show erinnernden Kämpfe zwischen
Otto und dem Hund des Vermieters oder die selbstmordgefährdete Katze. Das
heimliche Highlight aber ist, neben den Schwarzenegger-Verweisen, der
inzwischen verstorbene Dirk Dautzenberg. Seine Figur Rettich, ein
rassistischer, dumm-dreister Nationalist, der seinem Hund beizubringen
versucht, keine Wurst von Türken anzunehmen, ist gleichermaßen herrlich
überzogen und ein sinniger Widerpart zum quirligen, langhaarigen Otto, als auch
ein kleiner Kommentar auf die Untiefen des deutschen Spießbürgertums. Die
Szenen zwischen Dautzenberg und Waalkes sind schon wegen ihrer archetypischen
Gegensätze Gold wert. Subtil ist das nicht, dass es hervorragend funktioniert,
ist unbestreitbar.
Otto – Der neue Film
ist alles in allem besser konstruiert als der Erstling, die Gags etwas
hemmungsloser (wenn auch immer noch sehr harmlos), dafür ist er auch und gerade
wegen seines Product Placements weniger unschuldig. Wenn Otto sich als
Babysitter verdingt, dann ist das Kinderzimmer voll mit Anregungen, was es in
der bunten Otto-Welt denn alles zu kaufen gibt. So etwas ist nicht schön und
trübt etwas den Spaß am Treiben eines Mannes, der niemals, aber auch niemals
erwachsen werden kann und sollte. Ein wahrer Volltreffer ist hier bei weitem
nicht jeder Gag, genügsam und launig ist das Gesamtpaket auch hier, aber gerade
im Hinblick auf die Dinge, die noch folgen sollten, ist Otto – Der neue Film einen Blick wert. Und sei es auch nur, um
herauszufinden, wie man trotz eines falschen Codes („Das Rohr neigt zum
Biegen!“) in den Backstagebereich des Zoo-Palastes gelassen wird.
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