INSIDIOUS
USA 2010
Dt. Erstaufführung: 21.07.2011
Regie: James Wan
Dt. Erstaufführung: 21.07.2011
Regie: James Wan
1982 veröffentlichten Tobe Hooper und
Steven Spielberg Poltergeist, einen
Film, der trotz diverser Querelen hinter den Kulissen bemerkenswert kohärent
daherkam. Man kann nur darüber spekulieren, ob die persönliche Beziehung
zwischen den zwei sehr unterschiedlichen Regisseuren fruchtbar war oder nicht,
sie schafften es, einen unterhaltsamen, funktionierenden Film auf die Beine zu
stellen. James Wan und Leigh Whannell, die Schöpfer des Saw-Franchises, können augenscheinlich gut miteinander, sonst
würden sie wohl kaum ständig zusammenarbeiten – positiv auf ihr Oeuvre wirkt
sich das allerdings nicht aus. Insidious
ist sozusagen ein Anti-Poltergeist.
Wo jener sympathisch war, ist Insidious
dröge. Wo Poltergeist eine Balance
zwischen Schrecken und skurrilem Humor fand, strauchelt Insidious beständig. Es ist nichts dagegen zu sagen, dass
altbekannte Stoffe turnusmäßig neu aufbereitet werden, Horrorfilmnarrative
haben ohnehin viel von stetig reproduzierten Märchenstoffen für Erwachsene,
aber es ist unentschuldbar, wenn dies ohne jeglichen Anflug von Elan passiert. Insidious ist eine langweilige
Zeitverschwendung.
Familie Lambert zieht in ein neues Haus. Dem ältesten Sohn
Dalton (Ty Simpkins) behagt das neue Domizil überhaupt nicht und nach einem
mysteriösen Unfall auf dem Dachboden fällt er in ein den Ärzten unerklärliches
Koma. Vater Josh (Patrick Wilson) und Mutter Renai (Rose Byrne) sind
verzweifelt und auch Renai spürt eine unheimliche Präsenz in ihren vier Wänden.
Ein erneuter Umzug soll die Dinge richten, doch wie sie bald herausstellt, ist
es nicht das Haus, das heimgesucht wurde, sondern die Familie direkt. Mithilfe
einiger Parawissenschaftler erfahren die Lamberts, dass Dalton in einer
jenseitigen Dimension umherwandert, aus der ein Dämon ihn nicht ohne weiteres
entfliehen lassen wird. Es liegt an Vater Josh, seinen Sohn aus der Geisterwelt
zu befreien…
Es ist etwas seltsam, sich vorzustellen, dass Insidious die richtigen Knöpfe bei einer
Mehrzahl der Zuschauer zu drücken imstande sein soll. Das ganze Prozedere ist
so abgestanden, so vorhersehbar inszeniert, dass es schwer fällt, auch nur
einen originellen „Boo“-Moment zu benennen. Hinzu kommt ein enervierender
Soundtrack, der jenseitig klingen soll, aber viel zu viel Aufmerksamkeit auf
seine pure Existenz zieht. Die Musik dient nicht als dezente Untermalung,
sondern schiebt sich ständig penetrant in den Vordergrund und kündigt die
Schockeffekte derartig plakativ an, dass sie auch noch ihres letzten
Wirkungsansatzes beraubt werden. Manchmal bekommt man den Eindruck, die
Soundeffekte, sie mit der Musik eine Allianz eingehen, sind nur dazu da,
einschlafende Zuschauer regelmäßig zu wecken.
So gibt es denn nicht eine überraschende Sequenz im ganzen
Film. Das wäre per se noch vertretbar, wenn Insidious
seine Malen-nach-Zahlen-Geschichte immerhin mit einer gewissen Spielfreude
erzählen würde, aber auch davon ist der Film weit entfernt. James Wan
inszeniert nach Schema F, Leigh Whannell findet kaum einen originellen Ansatz
in seinem Script, die Schauspieler sind durchschnittlich und wenn es nicht
zumindest ein oder zwei wirkungsvolle visuelle Einfälle gebe, Insidious würde vollkommen in der
Bedeutungslosigkeit versinken. Spätestens mit dem Auftauchen von zwei
spleenigen „Geisterjägern“ (Whannell selbst und Angus Sampson) und einem Medium
(Lin Shaye) sind die Parallelen zu Poltergeist
denn auch so offensichtlich, dass man einem direkten Vergleich kaum noch
ausweichen kann. Und es ist eben der lustlose Ideenklau, dass plumpe Abkupfern,
dass Insidious so unverschämt
erscheinen lässt.
Wer zum ersten Mal einem Film dieser Art ausgesetzt wird,
der könnte Insidious womöglich für
einen hervorragenden, äußerst erschreckenden Horrorfilm halten, ohne gewahr zu
sein, dass die mehr oder weniger exakt gleiche Geschichte bereits in besseren
Versionen existiert. Wie gesagt, es ist nicht verwerflich, Narrative immer mal
wieder aufzufrischen, nur muss jede Variante für sich genommen über Leben
verfügen. Insidious ist so
spannungsarm, dass dieses Kriterium in kaum einer Minute erfüllt wird. Wenn der
in den Credits Lipstick-Face Demon (Joseph Bishara) genannte Antagonist auf den
Plan tritt, der wie eine Mischung aus Darth Maul, Nightcrwawler und dem Teufel
aus Legende aussieht, weiß man, dass Insidious den Kreaturen aus Poltergeist rein gar nichts
entgegenzusetzen hat.
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