Dienstag, 3. Juni 2014

Insidious (2010)




INSIDIOUS
USA 2010
Dt. Erstaufführung: 21.07.2011
Regie: James Wan

1982 veröffentlichten Tobe Hooper und Steven Spielberg Poltergeist, einen Film, der trotz diverser Querelen hinter den Kulissen bemerkenswert kohärent daherkam. Man kann nur darüber spekulieren, ob die persönliche Beziehung zwischen den zwei sehr unterschiedlichen Regisseuren fruchtbar war oder nicht, sie schafften es, einen unterhaltsamen, funktionierenden Film auf die Beine zu stellen. James Wan und Leigh Whannell, die Schöpfer des Saw-Franchises, können augenscheinlich gut miteinander, sonst würden sie wohl kaum ständig zusammenarbeiten – positiv auf ihr Oeuvre wirkt sich das allerdings nicht aus. Insidious ist sozusagen ein Anti-Poltergeist. Wo jener sympathisch war, ist Insidious dröge. Wo Poltergeist eine Balance zwischen Schrecken und skurrilem Humor fand, strauchelt Insidious beständig. Es ist nichts dagegen zu sagen, dass altbekannte Stoffe turnusmäßig neu aufbereitet werden, Horrorfilmnarrative haben ohnehin viel von stetig reproduzierten Märchenstoffen für Erwachsene, aber es ist unentschuldbar, wenn dies ohne jeglichen Anflug von Elan passiert. Insidious ist eine langweilige Zeitverschwendung.

Familie Lambert zieht in ein neues Haus. Dem ältesten Sohn Dalton (Ty Simpkins) behagt das neue Domizil überhaupt nicht und nach einem mysteriösen Unfall auf dem Dachboden fällt er in ein den Ärzten unerklärliches Koma. Vater Josh (Patrick Wilson) und Mutter Renai (Rose Byrne) sind verzweifelt und auch Renai spürt eine unheimliche Präsenz in ihren vier Wänden. Ein erneuter Umzug soll die Dinge richten, doch wie sie bald herausstellt, ist es nicht das Haus, das heimgesucht wurde, sondern die Familie direkt. Mithilfe einiger Parawissenschaftler erfahren die Lamberts, dass Dalton in einer jenseitigen Dimension umherwandert, aus der ein Dämon ihn nicht ohne weiteres entfliehen lassen wird. Es liegt an Vater Josh, seinen Sohn aus der Geisterwelt zu befreien…

Es ist etwas seltsam, sich vorzustellen, dass Insidious die richtigen Knöpfe bei einer Mehrzahl der Zuschauer zu drücken imstande sein soll. Das ganze Prozedere ist so abgestanden, so vorhersehbar inszeniert, dass es schwer fällt, auch nur einen originellen „Boo“-Moment zu benennen. Hinzu kommt ein enervierender Soundtrack, der jenseitig klingen soll, aber viel zu viel Aufmerksamkeit auf seine pure Existenz zieht. Die Musik dient nicht als dezente Untermalung, sondern schiebt sich ständig penetrant in den Vordergrund und kündigt die Schockeffekte derartig plakativ an, dass sie auch noch ihres letzten Wirkungsansatzes beraubt werden. Manchmal bekommt man den Eindruck, die Soundeffekte, sie mit der Musik eine Allianz eingehen, sind nur dazu da, einschlafende Zuschauer regelmäßig zu wecken.

So gibt es denn nicht eine überraschende Sequenz im ganzen Film. Das wäre per se noch vertretbar, wenn Insidious seine Malen-nach-Zahlen-Geschichte immerhin mit einer gewissen Spielfreude erzählen würde, aber auch davon ist der Film weit entfernt. James Wan inszeniert nach Schema F, Leigh Whannell findet kaum einen originellen Ansatz in seinem Script, die Schauspieler sind durchschnittlich und wenn es nicht zumindest ein oder zwei wirkungsvolle visuelle Einfälle gebe, Insidious würde vollkommen in der Bedeutungslosigkeit versinken. Spätestens mit dem Auftauchen von zwei spleenigen „Geisterjägern“ (Whannell selbst und Angus Sampson) und einem Medium (Lin Shaye) sind die Parallelen zu Poltergeist denn auch so offensichtlich, dass man einem direkten Vergleich kaum noch ausweichen kann. Und es ist eben der lustlose Ideenklau, dass plumpe Abkupfern, dass Insidious so unverschämt erscheinen lässt.

Wer zum ersten Mal einem Film dieser Art ausgesetzt wird, der könnte Insidious womöglich für einen hervorragenden, äußerst erschreckenden Horrorfilm halten, ohne gewahr zu sein, dass die mehr oder weniger exakt gleiche Geschichte bereits in besseren Versionen existiert. Wie gesagt, es ist nicht verwerflich, Narrative immer mal wieder aufzufrischen, nur muss jede Variante für sich genommen über Leben verfügen. Insidious ist so spannungsarm, dass dieses Kriterium in kaum einer Minute erfüllt wird. Wenn der in den Credits Lipstick-Face Demon (Joseph Bishara) genannte Antagonist auf den Plan tritt, der wie eine Mischung aus Darth Maul, Nightcrwawler und dem Teufel aus Legende aussieht, weiß man, dass Insidious den Kreaturen aus Poltergeist rein gar nichts entgegenzusetzen hat.



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