Montag, 23. Juni 2014

Otto - Der Liebesfilm (1992)




OTTO – DER LIEBESFILM
Deutschland 1992
Dt. Erstaufführung: 30.07.1992
Regie: Bernd Eilert

Drei Jahre ließ man sich Zeit, um dem Komiker Otto Waalkes nach dem äußerst durchschnittlichen Otto – Der Außerfriesische ein neues Kinoabenteuer erleben zu lassen. Gelohnt hat sich das Warten nicht. Otto – Der Liebesfilm macht, wie der Titel schon andeutet, den vergessenswertesten Subplot der anderen Filme zur Hauptgeschichte. Die Liebesgeschichte, die in allen Otto-Filmen vorkam, war immer nur schmückendes Beiwerk, immer nur ein Hintergedanke, an dem man einige Gags anknüpfen konnte. Im ersten Teil war die Liebe nur eine „Dreingabe“ zum erhofften Geldsegen, im zweiten war nur Otto verliebt und die schlussendlich gefundene wahre Liebe ein dramaturgischer Wurmfortsatz, während sie im dritten Teil vollends zum Hintergrundrauschen wurde. Zudem ist es schwierig, Otto Waalkes als Hauptfigur eines irgendwie romantisch gemeinten Films ernst zu nehmen. Doch nicht nur das, Otto – Der Liebesfilm schafft es auch nicht, Lacher zu generieren. Fast alles ist ein Aufguss früherer Sketche, sei es aus den Bühnenprogrammen oder, hier verstärkt zu beobachten, aus den vorangegangenen Filmen. Es gibt ein paar leidlich lustige Parodien, aber ansonsten ist der vierte Otto-Film eine Erfahrung, der man sich getrost verweigern kann.

Amor (Otto Waalkes) wird von Gott (Stimme von Hans Paetsch) beim Videospiel erwischt und darauf hingewiesen, dass er sein Kerngeschäft schon länger vernachlässigt hat. Innerhalb einer Frist soll er endlich wieder ein Liebespaar zusammenbringen. So trifft Amors Pfeil den unbedarften Otto (Waalkes), der sich Hals über Kopf in Tina (Jessika Cardinahl) verliebt. Als auch sie von Amor beschossen wird, scheint das Glück perfekt, wären da nicht ein paar schmierige High-Society-Schurken, die dem Paar das Glück aus ganz eigenen Motiven neiden…

Das einzig vollständig intakte Element aus den anderen Teilen ist das Evozieren von bundesdeutschen Hörerlebnissen. Hans Paetsch, der Erzähler aus den Hui Buh-Hörspielen dürfte nicht nur bei der Generation der „Kassettenkinder“ sofort auffallen. Ansonsten versucht man wohl auch durch die Besetzung von Jessika Cardinahl etwas von dem Erfolg des ersten Teils, immerhin bis heute der im eigenen Land erfolgreichste deutsche Film, zu generieren. Zwar kann man nicht abstreiten, dass sich Waalkes und Cardinahl augenscheinlich sympathisch sind und so zumindest etwas Chemie transportieren können, aber das schwache Drehbuch können sie auch nicht retten. Waalkes, der „Retter der Enterbten“, im Selbstverständnis der „kleine Mann“, der durch sein beständiges Scheitern an den Widrigkeiten des Alltags zur Identifikation einladen soll, wird ebenso recycelt wie eine schon fast unverschämte Anzahl an Gags. Neu wirken nur die Parodien, diesmal mehrheitlich aus der Werbung entlehnt. So tritt Otto dem Bärenmarkenbär in den Schritt, wir erfahren, wo der damalige Finanzminister Theo Waigel seine Augenbrauen her hat und wir sehen einen kompletten Verweis auf die Coca Cola-Werbung der beginnenden 90er. Eine Parodie auf die TV-Show Dingsda dürfte dabei bei einem jungen, heutigen Publikum für die meisten Irritationen sorgen, alle anderen könnten darüber zumindest schmunzeln.

Doch bei allen Kleinigkeiten, die zumindest einen gewissen Willen erkennen lassen (dazu gehört ebenso das Cameo von Scorpions-Frontmann Klaus Meine, auch wenn es kontextbefreit ist), ist Otto – Der Liebesfilm langatmig und insgesamt wenig unterhaltsam. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nicht einmal Kinder, sonst ob der episodenhaften Struktur der Otto-Filme ihre dankbarsten Konsumenten, dem vierten Teil der Reihe viel abgewinnen können. Alles wirkt altbacken, aufgewärmt, wie ein Film ohne wirklichen Sinn dafür, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Running Gags, die nicht zünden, Schurken, die man aus den vorherigen Filme auch bereits hinreichend kennt und eine besonders unangenehme Sequenz, in der Waalkes zum unkontrollierten Lüstling mutiert, hinterlassen einen schalen Geschmack. Otto – Der Liebesfilm hat kleine Augenblicke, in denen der Low-Key-Charme der anderen Teile durchscheint, aber als Gesamtwerk ist er eine stotternde Maschine, deren Betrieb sich nicht mehr rechnet. Es ist kaum verwunderlich, dass nach diesem Beitrag zur Reihe erst einmal acht Jahre Ruhe an der Otto-Film-Front herrschen sollte.




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