Mittwoch, 14. Oktober 2015

Die Rückkehr der reitenden Leichen (1973)




DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN
(El ataque de los muertos sin ojos)
Spanien 1973
Dt. Erstaufführung: 14.09.1973
Regie: Amando de Ossorio

…und da heißt es, die „Sequelitis“ sei eine moderne Krankheit.

Kurz nach dem Erfolg des zumindest atmosphärisch überzeugenden Erstlings Die Nacht der reitenden Leichen schickte Regisseur Amando de Ossorio seine untoten Tempelritter ein weiteres Mal auf die Leinwand. Gestaltungstechnisch kann er an das Original anknüpfen, auch wenn er sich durch den Wechsel der Hauptsets der herrlichen Ruine beraubt, inhaltlich und auch vom kruden Unterhaltungswert aus gesehen kann der pragmatisch betitelte Rückkehr der reitenden Leichen nicht mit seinem Vorgänger Schritt halten.

Erinnern Sie sich? Über den okkulten Templerorden, der dereinst für seine blutigen Opferungen von einem wütenden Mob gehängt wurde, sprach man in all den Jahrhunderten nach dem Ereignis nicht, zu groß war die Furcht vor dem Fluch, der mit dem Tod der Templer über die Gegend kam. Dies wird gleich zu Beginn obsolet: nach einer freundlichen Erinnerung des Effekteteams, warum diese Filme lange Zeit so einen schlechten Ruf hatten, werden die Templer von den Dorfbewohnern verbrannt und vorher geblendet (weniger Arbeit für die im ersten Teil erwähnten Krähen). 500 Jahre später feiert man diesen Sieg im Dorf noch immer, keine Spur also von der ängstlichen Verschwiegenheit des ersten Teils. Doch das aktuelle Jubiläum nehmen die reitenden Leichen zum Anlass, endlich ihre lang aufgeschobene Rache an den Dörflern zu nehmen und fallen mit der festen Absicht ein, alle Bewohner zu töten. Ein von außen gekommener Feuerwerksexperte, der die Feierlichkeiten pyrotechnisch begleiten soll, gerät zwischen die Fronten.

Man kann sich denken, was für einen Verlauf der Film nimmt und wahrlich spart er mit Überraschungen oder ähnlich unheilvoll aufgebauten Sequenzen wie in Teil Eins. Hinzu kommen die wieder einmal teilweise kaum zu ertragenden Figuren und de Ossorios nicht gerade starke Charakterregie. Die Menschen sind fast allesamt triebgesteuerte Idioten, selbst die angedachten Sympathieträger sind uninteressant.
Interessanter sind da schon die sichtbaren Mechanismen der Fortsetzung. Die Rückkehr der reitenden Leichen ist größer als sein Vorgänger, die Antagonisten morden ausführlicher, der Actiongehalt wurde nach oben geschraubt. Konkret bedeutet dies, dass die reitenden Leichen ein ganzes Dorf terrorisieren dürfen und es fand sich sogar Platz für eine kleine Autoverfolgungsjagd. Es ist erstaunlich, wie sehr der 1973 in die Kinos gekommene Film das Sequel-Denken des 21. Jahrhunderts vorweg nimmt, würde man ein Remake von Die Rückkehr der reitenden Leichen inszenieren, die Blaupause könnte nicht besser für moderne Vermarktungsmechanismen ausfallen.

Sieht man von diesen interessanten Beobachtungen und einigen launigen Sprüchen ab, so bietet diese Fortsetzung doch im Wesentlichen nur gepflegte Langeweile. Die Novität der titelgebenden Entitäten ist nicht mehr gegeben, der Film recycelt etwas zu sehr Begebenheiten und ganze Einstellungen aus Teil Eins, die Figuren treten wegen der nicht mehr so ausgeprägten Atmosphäre störender ins Rampenlicht. Hinzu kommt ein Ende, dass nicht so recht weiß, was es eigentlich bezwecken soll (vergehen die Leichen, sobald sich die Sonne ankündigt? Zeigen sie sich generös gegenüber Überlebenden, die nicht ganz so große Mistkerle sind wie der Rest der Besetzung?). Die Rückkehr der reitenden Leichen ist, außer für de Ossorio-Fans und ganz harte Freunde der titelgebenden Figuren nicht wirklich von Interesse.





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