Mittwoch, 21. Oktober 2015

Das Geisterschiff der reitenden Leichen (1974)




DAS GEISTERSCHIFF DER REITENDEN LEICHEN
(El buque maldito)
Spanien 1974
Dt. Erstaufführung: 28.06.1974
Regie: Amando de Ossorio

Nur immer her mit den reitenden Leichen, schien sich Regisseur Amando de Ossorio in den 1970ern gesagt zu haben, egal, ob es einen Sinn ergibt oder nicht. Der (relative) Erfolg seiner Filme gab ihm zumindest in finanzieller Hinsicht Recht und so entstand nur ein Jahr nach der bestenfalls durch ihre Funktionsmechanismen interessanten Fortsetzung Die Rückkehr der reitenden Leichen eine weitere Mär aus der spanischen Horrorschmiede. Bereits am Titel, Das Geisterschiff der reitenden Leichen, erahnt man, dass de Ossorio nun endgültig jegliche Kohärenzbestrebungen aus dem Fenster geworfen hat: diesmal wird nicht in einer atmosphärischen Ruine oder einer benachbarten Stadt gemordet, die blutdurstigen Templer-Zombies treiben ihr Unwesen auf einem Geisterschiff – und geritten wird diesmal gar nicht. Das macht alles so beeindruckend wenig Sinn, dass es fast schon als Leistung an sich durchgehen würde, wenn der auch unter dem ähnlich ausgesuchten Titel Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen bekannte Film nicht noch uninteressanter als ein Vorgänger wäre. Die Figuren werden etwas erträglicher, auch wenn de Ossorio zwanghaft am Plot Point „Männer mit Vergewaltigungsneigung“ festhält. Ansonsten herrscht ziemliche Windstille in den Segeln dieses Schoners.

Die Mitarbeiter einer Agentur setzen zwei ihrer Models auf hoher See aus, wo sie von einem vorbeifahrenden Schiff aufgenommen werden und so für allerlei Publicity sorgen sollen (die einzig originelle Idee des Films). Doch statt eines Luxusliners kommt ein Geisterschiff vorbei, auf dem die sich stets auf der Suche nach Menschenblut befindlichen Überreste der dereinst den Teufel anbetenden Templer befinden. Auf der Suche nach Zombie’s Next Topmodel begeben sich weitere Figuren, die nicht weiter von Interesse sind, an Bord des gespenstischen Seelenverkäufers – und es kommt, wie es kommen muss …

Man merkt dem Film an, dass de Ossorio vor allem darauf bedacht war, Kapital aus seinen titelgebenden Antagonisten zu schlagen. Die völlige Negation einer sinnvollen Verknüpfung zu den anderen Teilen wirkt dabei nicht nur lustlos, sondern geradezu dreist, eben weil sich Das Geisterschiff der reitenden Leichen so als schamloser money grabber enttarnt. Verbindungspunkte mit den Handlungen der anderen Film können als nicht existent angesehen werden, die Erklärung, dass Schiff befinde sich außerhalb der gängigen Raum-Zeit, ist überflüssig und auch sonst wirkt der Film wie eine einer wirren Fieberfantasie entsprungene Fan Fiction. Wäre nicht die bekannte und an sich auch durchaus atmosphärische Gestaltung, man könnte Das Geisterschiff der reitenden Leichen fast als Produkt der umtriebigen europäischen Rip-Off-Kultur jener Zeit ansehen.

Der dritte Teil der Reihe ist eindeutig der Schwächste. Der trashigen, mitunter auch bekloppten Seite der Filmkultur sind alle Reitenden Leichen zugeneigt, doch während der erste mit seiner sicher inszenierten Stimmung und der zweite zumindest durch die Illustration von den Gesetzen der Fortsetzung punkten konnten, schleppt sich Das Geisterschiff der reitenden Leichen dahin, wiederholt die üblichen Versatzstücke der Serie auf hoher See, schert sich nicht um seine Figuren und kann erst wieder durch das Ende punkten, dass sich eher der Nacht der reitenden Leichen verpflichtet fühlt als dem recht versöhnlichen Schluss der ersten Fortsetzung. Insgesamt schien de Ossorio hier allerdings einen Durchhänger gehabt zu haben, anders ist der fehlende Elan bei der Inszenierung kaum zu erklären. Auf Das Geisterschiff der reitenden Leichen muss niemand an Bord gehen.





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