DAS GEISTERSCHIFF DER REITENDEN LEICHEN
(El
buque maldito)
Spanien 1974
Dt.
Erstaufführung: 28.06.1974
Regie: Amando de Ossorio
Nur immer her mit den reitenden Leichen,
schien sich Regisseur Amando de Ossorio in den 1970ern gesagt zu haben, egal,
ob es einen Sinn ergibt oder nicht. Der (relative) Erfolg seiner Filme gab ihm
zumindest in finanzieller Hinsicht Recht und so entstand nur ein Jahr nach der
bestenfalls durch ihre Funktionsmechanismen interessanten Fortsetzung Die Rückkehr der reitenden Leichen eine
weitere Mär aus der spanischen Horrorschmiede. Bereits am Titel, Das Geisterschiff der reitenden Leichen,
erahnt man, dass de Ossorio nun endgültig jegliche Kohärenzbestrebungen aus dem
Fenster geworfen hat: diesmal wird nicht in einer atmosphärischen Ruine oder
einer benachbarten Stadt gemordet, die blutdurstigen Templer-Zombies treiben
ihr Unwesen auf einem Geisterschiff – und geritten wird diesmal gar nicht. Das
macht alles so beeindruckend wenig Sinn, dass es fast schon als Leistung an
sich durchgehen würde, wenn der auch unter dem ähnlich ausgesuchten Titel Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen
bekannte Film nicht noch uninteressanter als ein Vorgänger wäre. Die Figuren
werden etwas erträglicher, auch wenn de Ossorio zwanghaft am Plot Point „Männer
mit Vergewaltigungsneigung“ festhält. Ansonsten herrscht ziemliche Windstille
in den Segeln dieses Schoners.
Die Mitarbeiter
einer Agentur setzen zwei ihrer Models auf hoher See aus, wo sie von einem vorbeifahrenden
Schiff aufgenommen werden und so für allerlei Publicity sorgen sollen (die
einzig originelle Idee des Films). Doch statt eines Luxusliners kommt ein
Geisterschiff vorbei, auf dem die sich stets auf der Suche nach Menschenblut
befindlichen Überreste der dereinst den Teufel anbetenden Templer befinden. Auf
der Suche nach Zombie’s Next Topmodel
begeben sich weitere Figuren, die nicht weiter von Interesse sind, an Bord des
gespenstischen Seelenverkäufers – und es kommt, wie es kommen muss …
Man merkt dem
Film an, dass de Ossorio vor allem darauf bedacht war, Kapital aus seinen
titelgebenden Antagonisten zu schlagen. Die völlige Negation einer sinnvollen
Verknüpfung zu den anderen Teilen wirkt dabei nicht nur lustlos, sondern
geradezu dreist, eben weil sich Das
Geisterschiff der reitenden Leichen so als schamloser money grabber enttarnt. Verbindungspunkte mit den Handlungen der
anderen Film können als nicht existent angesehen werden, die Erklärung, dass
Schiff befinde sich außerhalb der gängigen Raum-Zeit, ist überflüssig und auch
sonst wirkt der Film wie eine einer wirren Fieberfantasie entsprungene Fan
Fiction. Wäre nicht die bekannte und an sich auch durchaus atmosphärische
Gestaltung, man könnte Das Geisterschiff
der reitenden Leichen fast als Produkt der umtriebigen europäischen
Rip-Off-Kultur jener Zeit ansehen.
Der dritte Teil
der Reihe ist eindeutig der Schwächste. Der trashigen, mitunter auch bekloppten
Seite der Filmkultur sind alle Reitenden
Leichen zugeneigt, doch während der erste mit seiner sicher inszenierten
Stimmung und der zweite zumindest durch die Illustration von den Gesetzen der
Fortsetzung punkten konnten, schleppt sich Das
Geisterschiff der reitenden Leichen dahin, wiederholt die üblichen
Versatzstücke der Serie auf hoher See, schert sich nicht um seine Figuren und
kann erst wieder durch das Ende punkten, dass sich eher der Nacht der reitenden Leichen verpflichtet
fühlt als dem recht versöhnlichen Schluss der ersten Fortsetzung. Insgesamt
schien de Ossorio hier allerdings einen Durchhänger gehabt zu haben, anders ist
der fehlende Elan bei der Inszenierung kaum zu erklären. Auf Das Geisterschiff der reitenden Leichen
muss niemand an Bord gehen.
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