MAD MAX
Australien 1979
Dt. Erstaufführung: 29.02.1980
Regie: George Miller
Dt. Erstaufführung: 29.02.1980
Regie: George Miller
Als Mad Max 1979 in seinem Entstehungsland Australien zum Blockbuster
avancierte und den internationalen Markt für Filme aus „Down Under“ öffnete,
spaltete er auch die Kritiker in zwei Lager. Von geradezu hasserfüllten Tiraden
und unendlichem Lob war alles vertreten, so das sichergestellt war: über Mad Max redete man. Seinen Ruf als
notorisch gewalttätige Dystopie hat der Film bis heute nicht ganz ablegen
können, auch wenn das, was man als physische Gewalt zu sehen bekommt,
verhältnismäßig harmlos ist. Doch es ist auch nicht eine explizite Ausstellung
von Blutrünstigkeiten, die Mad Max diesen
Ruf eingebracht haben dürfte, sondern seine trostlose Grundstimmung. In dieser
Welt gibt es keine Hoffnung, alles ist öd und leer, Miller verwehrt dem
Zuschauer jegliche Katharsis. Das ist zunächst im Kontext des Kinos des Jahres
1979 interessant, aber der Film selbst profitiert nicht davon. Mad Max ist historisch interessant, auch
und gerade wegen den Debatten, die an seinem Beispiel geführt wurden, als
Spielfilm aber ist er ein zwar in den Actionszenen gekonnter, aber sonst
ziemlich unspektakulärer Rachefilm.
Australien in einer nicht näher definierten Zukunft: Die
Gesellschaft beginnt langsam, aber stetig, auseinanderzufallen. Die Polizisten
in den abgelegenen Städten am Rande des Outbacks kommen kaum noch gegen die
anarchischen Bikerhorden an, die sich anschicken, die Herrschaft über die
Straße an sich zu reißen. Als bei einer Verfolgungsjagd mit dem Polizisten Max
(Mel Gibson) der sogenannte „Nightrider“ (Vincent Gil), Anführer der
mächtigsten Gang im ganzen Umland, getötet wird, eskaliert die Situation.
Nightriders zweite Hand, Toecutter (Hugh Keays-Byrne) schwört Rache und so
erwischt es zunächst Max‘ Partner Jim (Steve Bisley). Schockiert und von Furcht
um seine Familie beseelt, quittiert Max den Dienst und zieht sich mit Frau und
Kind weiter ins Hinterland zurück. Doch bald muss er erkennen, dass auch hier
das Glück in einer auseinanderfallenden Welt nicht von langer Dauer ist…
Mad Max ist Exploitation-Kino par excellence. Wenn
man will, kann man ihn ihm eine Allegorie auf den langsamen Zerfall von
Gesellschaften sehen, wie es in den Jahren 1978/1979 im Iran zu beobachten war,
rückblickend sogar als Vorahnung auf den Tod von Westernlegende John Wayne (gestorben
im Juni 1979, während Mad Max im
Februar in die australischen Kinos kam) lesen und dem damit verbundenen Gefühl
des Aussterbens der “Helden”. Oder einfach als gekonnt choreographierter
Actionfilm, der sich das australische Outback-Setting mit seiner Weite zu Nutze
macht. Wie auch immer man George Millers Durchbruch rückblickend interpretieren
will, im Vordergrund steht der reißerische, oft auch cartoonartige Effekt. Der
Schurke heißt Toecutter, muss man wirklich noch mehr sagen? Sein Hauptaugenmerk
liegt auf spektakulären Stunts und Verfolgungsjagden, Kinetik ist das oberste
Prinzip von Mad Max.
In punkto Figurenzeichnung kann der Film seine Anlehnung an
den Comic ebenso kaum verleugnen. Mad Max
ist eine „Origin Story“, in der man erfährt, wie eine Figur so geworden ist,
wie sie ist. Gerade im Hinblick darauf, dass man ´79 nicht sicher sein konnte,
jemals eine Fortsetzung drehen zu können, ist der Film retrospektiv
bemerkenswert; als Trilogie sind die Mad-Max-Filme
erstaunlich konsistent, was die emotionale Entwicklung der Hauptfigur angeht.
So kann der Film seine volle Wirkung auch erst im Zusammenspiel gerade mit dem
zweiten Teil ausspielen. Für sich genommen endet der erste Teil sehr abrupt und
verweigert, wie erwähnt, jegliche sonst übliche Katharsis. Die Bösen sind tot,
aber es bringt dem „Helden“ nichts. Die Welt geht vor die Hunde und
persönliches Glück kann nicht mehr als eine flüchtige Erfahrung sein. Das alles
ist ziemlich defätistisch, vor allem, weil der Film keinerlei Brechungen oder
Fragen zulässt. Mad Max zieht seine Geschichte schnörkellos durch, kommt aber
im Endeffekt nirgends richtig an. Was bleibt ist ein im Grunde zutiefst verzweifelter
Film über den Niedergang des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, garniert mit
sehenswerten Actioneinlagen. Der Ton ist pessimistisch und auch wenn dies nicht
per se ein Negativum ist, muss man doch konstatieren, dass er bei Mad Max etwas schräg schwingt. Viel mehr
als die Beschreibung eines fiktiven Ist-Zustands gelingt Miller, trotz aller
handwerklichen Raffinessen, nicht.
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