Montag, 3. März 2014

Mad Max (1979)




MAD MAX
Australien 1979
Dt. Erstaufführung: 29.02.1980
Regie: George Miller

Als Mad Max 1979 in seinem Entstehungsland Australien zum Blockbuster avancierte und den internationalen Markt für Filme aus „Down Under“ öffnete, spaltete er auch die Kritiker in zwei Lager. Von geradezu hasserfüllten Tiraden und unendlichem Lob war alles vertreten, so das sichergestellt war: über Mad Max redete man. Seinen Ruf als notorisch gewalttätige Dystopie hat der Film bis heute nicht ganz ablegen können, auch wenn das, was man als physische Gewalt zu sehen bekommt, verhältnismäßig harmlos ist. Doch es ist auch nicht eine explizite Ausstellung von Blutrünstigkeiten, die Mad Max diesen Ruf eingebracht haben dürfte, sondern seine trostlose Grundstimmung. In dieser Welt gibt es keine Hoffnung, alles ist öd und leer, Miller verwehrt dem Zuschauer jegliche Katharsis. Das ist zunächst im Kontext des Kinos des Jahres 1979 interessant, aber der Film selbst profitiert nicht davon. Mad Max ist historisch interessant, auch und gerade wegen den Debatten, die an seinem Beispiel geführt wurden, als Spielfilm aber ist er ein zwar in den Actionszenen gekonnter, aber sonst ziemlich unspektakulärer Rachefilm.

Australien in einer nicht näher definierten Zukunft: Die Gesellschaft beginnt langsam, aber stetig, auseinanderzufallen. Die Polizisten in den abgelegenen Städten am Rande des Outbacks kommen kaum noch gegen die anarchischen Bikerhorden an, die sich anschicken, die Herrschaft über die Straße an sich zu reißen. Als bei einer Verfolgungsjagd mit dem Polizisten Max (Mel Gibson) der sogenannte „Nightrider“ (Vincent Gil), Anführer der mächtigsten Gang im ganzen Umland, getötet wird, eskaliert die Situation. Nightriders zweite Hand, Toecutter (Hugh Keays-Byrne) schwört Rache und so erwischt es zunächst Max‘ Partner Jim (Steve Bisley). Schockiert und von Furcht um seine Familie beseelt, quittiert Max den Dienst und zieht sich mit Frau und Kind weiter ins Hinterland zurück. Doch bald muss er erkennen, dass auch hier das Glück in einer auseinanderfallenden Welt nicht von langer Dauer ist…

Mad Max ist Exploitation-Kino par excellence. Wenn man will, kann man ihn ihm eine Allegorie auf den langsamen Zerfall von Gesellschaften sehen, wie es in den Jahren 1978/1979 im Iran zu beobachten war, rückblickend sogar als Vorahnung auf den Tod von Westernlegende John Wayne (gestorben im Juni 1979, während Mad Max im Februar in die australischen Kinos kam) lesen und dem damit verbundenen Gefühl des Aussterbens der “Helden”. Oder einfach als gekonnt choreographierter Actionfilm, der sich das australische Outback-Setting mit seiner Weite zu Nutze macht. Wie auch immer man George Millers Durchbruch rückblickend interpretieren will, im Vordergrund steht der reißerische, oft auch cartoonartige Effekt. Der Schurke heißt Toecutter, muss man wirklich noch mehr sagen? Sein Hauptaugenmerk liegt auf spektakulären Stunts und Verfolgungsjagden, Kinetik ist das oberste Prinzip von Mad Max.

In punkto Figurenzeichnung kann der Film seine Anlehnung an den Comic ebenso kaum verleugnen. Mad Max ist eine „Origin Story“, in der man erfährt, wie eine Figur so geworden ist, wie sie ist. Gerade im Hinblick darauf, dass man ´79 nicht sicher sein konnte, jemals eine Fortsetzung drehen zu können, ist der Film retrospektiv bemerkenswert; als Trilogie sind die Mad-Max-Filme erstaunlich konsistent, was die emotionale Entwicklung der Hauptfigur angeht. So kann der Film seine volle Wirkung auch erst im Zusammenspiel gerade mit dem zweiten Teil ausspielen. Für sich genommen endet der erste Teil sehr abrupt und verweigert, wie erwähnt, jegliche sonst übliche Katharsis. Die Bösen sind tot, aber es bringt dem „Helden“ nichts. Die Welt geht vor die Hunde und persönliches Glück kann nicht mehr als eine flüchtige Erfahrung sein. Das alles ist ziemlich defätistisch, vor allem, weil der Film keinerlei Brechungen oder Fragen zulässt. Mad Max zieht seine Geschichte schnörkellos durch, kommt aber im Endeffekt nirgends richtig an. Was bleibt ist ein im Grunde zutiefst verzweifelter Film über den Niedergang des zwischenmenschlichen Zusammenlebens, garniert mit sehenswerten Actioneinlagen. Der Ton ist pessimistisch und auch wenn dies nicht per se ein Negativum ist, muss man doch konstatieren, dass er bei Mad Max etwas schräg schwingt. Viel mehr als die Beschreibung eines fiktiven Ist-Zustands gelingt Miller, trotz aller handwerklichen Raffinessen, nicht.




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