MAD MAX 2 – DER VOLLSTRECKER
(Mad Max 2 / The Road
Warrior)
Australien 1981
Dt. Erstaufführung: 27.08.1982
Regie: George Miller
Dt. Erstaufführung: 27.08.1982
Regie: George Miller
Wenn Mad Max 1979 das erste große Leck war, mit dem das australische
Kino auf den internationalen Markt floss, war Mad Max 2 der Dammbruch. In den USA zunächst als The Road Warrior vermarket, weil man
Angst hatte, durch den Hinweis auf den ersten, weniger bekannten und auch bei
der Kritik weniger beliebten Film potenzielle Zuschauer zu vergraulen,
entpuppte sich der wieder von George Miller inszenierte Film schnell als
Blockbuster. Der Grund hierfür ist einfach: Mad
Max 2 – Der Vollstrecker ist seinem nihilistischen Vorgänger in allen
Punkten überlegen, außer vielleicht in der Schilderung einer Gesellschaft am
Scheideweg. Aber ansonsten bietet der Film vor allem eins: noch rasantere
Action. Mad Max 2 ist ein von Energie
nur so strotzender Film, sicherlich keine große Kinokunst, aber brillantes
Genrekino.
Die Apokalypse, die im ersten Teil nur angedeutet wurde, hat
sich in der Fortsetzung konkretisiert: Die Supermächte des Kalten Krieges haben
sich gegenseitig ausgelöscht und den Rest der Welt mit ins Verderben gezogen.
Australien wird von marodierenden Banden durchstreift, immer auf der Suche nach
Kraftstoff, um ihre Höllenmaschinen anzutreiben. Max (Mel Gibson), der
gebrochene, schweigsame Ex-Polizist, möchte sich eigentlich aus den Konflikten
dieser neuen Ordnung heraushalten, aber die Zufallsbegegnung mit einem exzentrischen
Piloten (Bruce Spence) führt ihn zu einer belagerten Kommune, die, reich an
Benzin und Öl, von einer Gang unter Führung des maskierten Humungus (Kjell
Nilsson) drangsaliert wird. Nach einigen Widrigkeiten willigt Max ein, den
eingeschlossenen zu helfen…
Sieht man die Mad-Max-Trilogie
als durchgehende Charakterstudie an, dann darf man hier neue Hoffnungen für die
gebeutelte Titelfigur hegen, die am Ende vom ersten Teil so desolat und
emotional leer zurückgelassen wurde. Max darf erkennen, dass er seine
Menschlichkeit durch den Verlust seiner Familie und den anschließenden
Rachefeldzug noch nicht verloren hat. Es ist bemerkenswert, wie effektiv das
nonverbale Spiel von Gibson und Spence ist, als sie beispielsweise die Untaten
der Belagerer aus sicherer Entfernung beobachten. Und auch wenn Max zunächst
nur aus egoistischen Gründen eine Zusammenarbeit mit den Belagerten erwägt,
wird diese Episode, auch durch seine Beziehung zu dem verwilderten Kind (Emil
Minty), zu einem weiteren Schritt auf dem Weg zu einer emotionalen Heilung für
diesen „Mann ohne Namen“.
Die Bezeichnung ist nicht von ungefähr gewählt, gar nicht
tief unter der Pulp- und Exploitation-Oberfläche ist Mad Max 2 ein klassischer Western, der sich im Niemandsland Prärie
zuträgt – nur dass diese Prärie eben in einer Post-Apokalypse verordnet ist,
sogar mit einem „Tal des Todes“. Die Kommune fungiert als Fort und Max als
einsamer Rächer, als „Lone Ranger“, der Pilot als sein „Tonto“. Die Analogien
sind unübersehbar, auch wenn das Finale etwas rasanter daherkommt, als wenn
es mit Planwagen stattgefunden hätte. Denn dies ist der Part, der jedem
Zuschauer wohl am besten im Gedächtnis bleiben wird: die finale Flucht aus der
Kommune und der Versuch, die Ladung vor dem Zugriff der Aggressoren in
Sicherheit zu bringen. Miller zieht hier alle technischen und gestalterischen
Register, er weiß sehr genau, wo seine Kamera positioniert sein muss, wann ein
Schnitt notwendig ist, wie die Montage beschaffen sein muss, um das maximal
mögliche Tempo zu erreichen. Wenn es jemals einen Actionfilm gab, dem man nicht
vorwerfen könnte, sein genretypisches Herzstück nur ungenügend in Szene zu
setzen, dann ist es Mad Max 2 – Der Vollstrecker.
Rasant beschreibt es nur ungenügend, der Film bewegt sich ganz entschieden;
auch bereits vorher, aber im Showdown zeigt er endgültig, was in ihm steckt.
Dabei wird das Ganze auch nicht repetitiv oder gar langweilig. Die Flucht hoch
zu Truck ist eine der Quintessenzen des Actionfilms.
Mit den Implikationen seines Prologs hält sich der Film
hingegen nicht weiter auf. Vielmehr verwandelt er die Angst des Kalten Krieges,
die ebenso die Verzweiflung des ersten Teils widerspiegelt und in gewissermaßen
auch nur als Verweis auf die Paranoia des Science-Fiction-Films der 1950er
Jahre fungiert, in eine trotz aller Grausamkeit und kruden Einfälle
lebensbejahenden Geschichte. Max als Heilsbringer für eine neue Gesellschaft,
der er, der „einsame Wolf“, aber nicht angehören kann, ist gleichermaßen
melancholisch wie hoffnungsfroh. Auch nach dem Ende der Zivilisation ist nicht
alles verloren. So ist der Film immer noch ein reißerisches Werk, das Cartoon
und Groschenroman vereint, aber es weigert sich, sich der dystopischen Haltung
des Erstlings anzuschließen. Mad Max 2
ist weniger defätistisch und scheint auch den Trash-Faktor sehr viel gelassener
hinzunehmen als Mad Max, der sehr auf
seine Ernsthaftigkeit beharrte. Gelöst oder gar komisch ist auch Der Vollstrecker nur in ganz wenigen
Ausnahmen, aber schon allein die Fetisch-Kostüme der Schurken beweisen, dass
Miller die Exploitaton-Anteile diesmal ganz anders wertet. So ist der zweite
Teil seinem Vorgänger überlegen: unterhaltsamer, kinetischer, weniger
fatalistisch. Und vor allem: sehr viel mehr Genrespaß für den Zuschauer.
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