MAD MAX – JENSEITS DER
DONNERKUPPEL
(Mad Max Beyond Thunderdome)
Australien 1985
Dt. Erstaufführung: 26.09.1985
Regie: George Miller & George Ogilvie
Dt. Erstaufführung: 26.09.1985
Regie: George Miller & George Ogilvie
Die Mad-Max-Reihe ist eine Serie der Extreme, und das ist an dieser
Stelle gar nicht auf den Inhalt gemünzt, der mit seinen Gewaltdarstellungen die
Kritiker spaltete, seit 1979 der erste Film der Reihe in Australien anlief.
Vielmehr ist damit die Qualität der einzelnen Filme gemeint. Nach einem
mittelmäßigen Start und einem überragenden zweiten Teil kam die Reihe hier an
ihrem Tiefpunkt an. Zum ersten Mal floss US-amerikanisches Geld in die
Produktion und augenscheinlich wollte man dafür auch bei der Gestaltung
mitreden. Es fällt streckenweise schwer, in Mad
Max – Jenseits der Donnerkuppel einen Film zu erkennen, der in einem Zusammenhang
mit den vorangegangenen Teilen steht. Sicherlich, Mel Gibson ist wieder als
titelgebende Figur dabei und Australien ist immer noch eine post-apokalyptische
Ödness, aber ansonsten? Jenseits der
Donnerkuppel ist ein durchschnittlicher US-Blockbuster, formatiert und
gefällig. Mit dem rauen Unterhaltungsmonster Der Vollstrecker hat dieser Film auf jeden Fall herzlich wenig gemeinsam.
Diesmal verschlägt es den Ex-Polizisten Max (Mel Gibson)
nach Bartertown, einer Gemeinde unter der Knute der machthungrigen Aunty (Tina
Turner), in der Schweineexkremente Energie liefern und Konflikte in der
sogenannten Donnerkuppel ausgetragen werden. Als Max sich weigert, nach den
barbarischen Regeln dieser Arena zu kämpfen, nachdem er sich mit der Obrigkeit
angelegt hat, wird er in die Wüste verbannt. Halb tot wird er dort von einer
Gruppe Kinder und Jugendlicher gerettet, die in einer nahen Oase leben. Sie
glauben in ihm ihren Messias zu erkennen, der sie in eine glorreiche, sichere
Zukunft führen wird. Wie immer fühlt sich Max zunächst wenig geschmeichelt von
den Hilfsgesuchen, aber wenn man die Rettung der Kinder mit der Rache an
Bartertown verbinden kann, warum nicht…?
Es gibt zwei Dinge, die man Jenseits der Donnerkuppel zugutehalten kann: Erstens erreicht Max
mit der Rettung der Kinder endlich jene emotionale Katharsis, die ihm seit dem
ersten Teil verwehrt wurde, zweitens bemüht sich der Film immerhin darum, eine
Kontinuität der Mad-Max-Welt zu
gewährleisten. Will heißen: die Maschinen fallen auseinander und der Sprit ist
noch knapper geworden, wenn es nicht unbedingt sein muss, bleiben die Autos
also ausgeschaltet. Dies führt wiederum dazu, dass Max zum Auftakt des Films
mit einem von Kamelen gezogenen Planwagen unterwegs ist – ein gewöhnungsbedürftiges
Bild im Hinblick auf die hohe Oktanzahl der Vorgänger. Ein „Road Warrior“ ist
er hier scheinbar schon lange nicht mehr, eher wird er vollends zur mystischen
Westernfigur, die aus der Wüste kommt und in die Wüste zurückkehrt, wenn seine
Arbeit getan ist. Mad Max ist zu Lucky Luke geworden, vor allem, weil es an
Daltons in diesem Film nicht mangelt.
Mad Max und Mad Max 2 – Der Vollstrecker waren
Exploitation-Filme, der erste ziemlich hardboiled,
der zweite mit einem gewissen Sinn für augenzwinkernde Brechungen. Der dritte
Teil ist nun sehr viel mehr Trash als alles andere. Exploitation hat einen
gewissen inneren Anspruch, auch wenn sich dieser manchmal erst in der Analyse
erschließt. Trash hingegen tendiert zum albernen, quasi die Mainstream-Variante
von Exploitation. Und wahrlich, Jenseits
der Donnerkuppel schielt so sehr auf die breite Publikumsakzeptanz, dass
nicht der Film, aber sehr wohl der Zuschauer Kopfschmerzen bekommt. Die Gewalt
ist auf ein solches Maß zurückgeschraubt, dass man sich fragt, warum der Film
immer noch ab 16 freigegeben ist. Nun soll Gewalt nicht als Qualitätskriterium missverstanden
werden, aber dieser Film will so gar nicht zum Ton und der rauen Atmosphäre der
Vorgänger passen. Hinzu kommen diverse launige Witze und wenig
furchteinflößende Schurken. Ironbar (Angry Anderson), der aus unerfindlichen
Gründen als Haupthandlanger nach diversen cartoonigen Beinahe-Toden dann
endlich im Wrack seines Wagens stirbt, tut dies nicht ohne einen letzten
erhobenen Mittelfinger Richtung Max. Toecutter und Humungus hätten sowas nie
getan.
Es ist schon ärgerlich, dass der erste Mad Max-Film, der eine weibliche Figur beinhaltet, die über brave
Ehefrau oder Vergewaltigungsopfer hinaus geht, auch der Schlechteste der Reihe
ist. Tina Turner gibt ihr Bestes, bleibt aber dennoch immer Tina Turner und ein
Song wie We don’t need another hero
ist auch nicht gerade die Hymne, die man mit einer Welt wie der von Max ohne
weiteres in Verbindung bringen würde. Hinzu kommt noch einige Verwirrung um die
Rolle von Bruce Spence, der wieder einen Piloten spielt, bei dem man aber nicht
sicher ist, ob es der gleiche Charakter wie in Der Vollstrecker sein soll. Konnte er seine Rolle als Führer des „Nordvolkes“,
zu der er laut der narrativen Stimme aus dem Off in Teil 2 auserkoren wurde,
einfach so aufgeben? Wo ist seine Frau, wo das „Nordvolk“ doch in Sicherheit
sein sollte? Und warum hat er plötzlich einen Namen? Letztlich kommt ihm
ohnehin nur die gleiche Aufgabe zu wie im vorangegangenen Teil, wiederholt Jenseits der Donnerkuppel doch nur die
Konklusion von Der Vollstrecker: Max
rettet eine Gruppe Unschuldiger, erarbeitet sich dadurch wieder mehr
Menschlichkeit zurück und wird zur mystischen Heilsbringer-Figur. Man denke
nur, es wäre so weiter gegangen, irgendwann hätten sich alle Enklaven in dieser
neuen Welt auf Max berufen können. Lucky Luke als Jesus.
So ist Mad Max –
Jenseits der Donnerkuppel eine frustrierende, für Fans gerade des zweiten
Teils sogar ärgerliche, Angelegenheit. Anbiedernd an einen vermeidlichen
Massengeschmack, ohne Ecken und Kanten und dann hauptsächlich auch nicht von
George Miller, sondern von George Ogilvie inszeniert (Miller überwachte
hauptsächlich die Actionszenen), ist der dritte Teil der Reihe eher langweilig
als unterhaltsam, stagnierend anstatt kinetisch. Wenn 2015 der vierte Teil bzw.
das Reboot Mad Max – Fury Road
startet, hat man hoffentlich aus den massiven Fehlern hier gelernt. Max ist
eben kein Mainstream-Held und ein Treiben in diese Richtung musste wohl
zwangsläufig zu einer Katastrophe wie Jenseits
der Donnerkuppel führen.
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