STAR TREK – INTO DARKNESS
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 09.05.2013
Regie: J.J. Abrams
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 09.05.2013
Regie: J.J. Abrams
Hinweis: Um konkretisieren zu können, was in meinen Augen an
Into Darkness nicht stimmt, musste
ich diverse Spoiler einbauen. Wer ein ungetrübtes Filmvergnügen vorzieht, der
sollte erst den Film sehen und dann wiederkommen.
Der Erfolg, den der zweite Teil des Star Trek-Reboots beim Zuschauer haben wird, hängt ganz
entscheidend mit seiner/ihrer persönlichen Star
Trek-Biografie zusammen. Will sagen: Kennt man die Kinoabenteuer von
Captain Kirk, als dieser noch von William Shatner verkörpert wurde, hält Into Darkness sehr viele Enttäuschungen und Ärgerlichkeiten
bereit, die das Vergnügen ganz erheblich schädigen können. Alle anderen werden
sich wahrscheinlich gut unterhalten fühlen, auch wenn der Film bei genauer
Betrachtung erschreckend wenig Neues bietet.
Ein ehemaliges Mitglied des
Sternenflotten-Sicherheitsdienstes namens John Harrison (Benedict Cumberbatch)
hat mit einem Anschlag auf ein Archiv der galaxienumspannenden
Friedensorganisation den Krieg erklärt. Seine Motive sind unklar, doch als er
sich auf den Heimatplaneten der Klingonen flüchtet, begibt sich Captain James
T. Kirk (Chris Pine) mit seiner Crew, allen voran Halb-Vulkanier Spock (Zachary
Quinto) auf eine Mission abseits aller Protokolle: Harrison aufspüren, ihn
festnehmen oder, bei Widerstand, töten. Doch dann kristallisiert sich immer
mehr heraus, warum Harrison seine Taten begangen hat und das der eigentliche
Feind womöglich von ganz anderer Seite kommt…
Into Darkness ist
wie sein Vorgänger ein handwerklich sauberer Science-Fiction-Film mit
sehenswerten Effekten und einem sicheren Produktionsdesign. Alle Schauspieler
aus Teil Eins der Raumschiff Enterprise-Neuauflage
sind wieder mit an Bord (sogar Leonard Nimoy als Spock Prime, der aber zum
bloßen Stichwortgeber reduziert wird) und auch Regisseur J.J. Abrams verdingt
sich wieder als Realisator. Und das ist wohl einer der Punkte, der zum Misslingen
des Films beiträgt.
Abrams ist hauptsächlich an Schauwerten interessiert. Dass
er weniger der Mann für eigene Ideen ist, hat er bereits mehrfach und fast
immer unter Beweis gestellt. Ob als Produzent für die TV-Serie Fringe (Akte X-Aufguss), den Kinofilm Cloverfield
(Godzilla-Aufguss) oder als Regisseur
von Super 8
(Steven-Spielberg-Nostalgie-Aufguss, wenn auch sehr unterhaltsam) – Abrams bedient
sich bestehender Konzepte und vergisst meistens seine Charaktere unterwegs. So
sehen wir auch kein spannendes Psychoduell zwischen Kirk und Harrison, der sich
als Neu-Khan herausstellt, weil schon die nächste Actionszene wartet.
Charaktere werden auf One-Liner reduziert und Zeit zum Atmen gibt es in den
über zwei Stunden Spielzeit kaum. Das mag Actionfans zufriedenstellen und wohl
auch den ein oder anderen Fan von Mainstream-Science-Fiction, aber – nochmals –
mit Star Trek hat das alles herzlich
wenig zu tun.
Into Darkness möchte
eine geupdatete Variante von Der Zorn des
Khan sein, einem der besten Star-Trek-Kinofilme
und scheitert dabei grandios, vergisst er bei all der Zitierwut und der bloßen
Nachstellung von Sequenzen aus dem
1982er-Abenteuer, der neuen Crew der Enterprise eine eigene Identität zu
geben. War man 2009 bei der origin story
des Reboots noch davon überzeugt, Regisseur J.J. Abrams könnte sich das Star Trek-Universum wirklich zu eigen
machen und es für ein neues Publikum schmackhaft machen, so muss man ihm hier
bereits attestieren, Star Trek nicht
wirklich verstanden zu haben. Es gibt unendlich viel Action in diesem Film, die
zwischen unterhaltsam, wirr geschnitten und langweilig hin und her pendelt.
Dabei bleiben wirkliche Überraschungen und emotionale Höhepunkte auf der
Strecke. Der Tod von Spock in Der Zorn
des Khan war ein regelrechter Schock und zeigte außerdem von großem Mut,
entledigte man sich doch einer der beliebtesten Figuren der Mediengeschichte. Into Darkness lässt Kirk sterben, stellt
die berühmte Szene mit verteilten Rollen nach und schafft es nicht, diesem
Moment Gewicht zu geben, da Abrams schon mehrfach zuvor klar gemacht hat, dass
Kirk nicht wirklich zum Tode verdammt ist. Die Erklärung ist keine 100%ige Deus-ex-machina-Lösung, aber sie kommt
nah dran. Immerhin eröffnet sich hier eine interessante Prämisse für
potenzielle Fortsetzungen, auch wenn sie erst mal für einen weiteren launigen
Gag herhalten muss. Dennoch wirkt der Film gerade hier sehr feige und genügsam.
Die Neuzugänge in der Schaupielerriege passen zum nüchternen
Gesamteindruck des Films. Benedict Cumberbatch, Star der grandiosen TV-Serie Sherlock, guckt böse und ist genetisch
zum Übermenschen programmiert, bleibt aber relativ farblos. Außer einer
Sequenz, die dem Schurken immerhin zugesteht, auch mal eine Träne zu vergießen,
bleibt sein Khan auf Distanz – nicht wie Ricardo Montalban, der anno 1982 eine
wirkliche Bedrohung darstellte (auch ohne RoboCop-Hilfsmittel).
Alice Eve als Dr. Carol Marcus wird Opfer der männlich-beobachtenden Kamera und
bleibt ebenso farblos mit Ausnahme der Tatsache, dass man sie scheinbar nur als
künftiges love interest für Kirk ins
Drehbuch geschrieben hat. Die Schmach, nicht Uhura (Zoe Saldana) bekommen zu
haben, muss ausgeglichen werden…
Aus dem Konzept der Serie, dass Ideen dem Spektakel stets voranstellte,
ist ein schnelles, aber deprimierend seelenloses Produkt geworden. Natürlich
waren nicht alle vorangegangenen Star
Trek-Kinofilme cineastische Ereignisse – manche waren sogar schlechter als Into Darkness, aber nach dem
unterhaltsamen Start 2009 und vor allem im Vergleich mit einer solch
hervorragenden Episode wie Der Zorn des
Khan wirkt dieser Teil wie eine Schau der verpassten Möglichkeiten und der
falsch gesetzten Prioritäten. Überlang und vom Script unterversorgt ist Into Darkness eine jener herben
Enttäuschungen, die nicht hätten sein müssen.
P.S.: Ein Wort noch zur 3D-Version. Normalerweise versuche
ich, 3D zu meiden und Into Darkness hat
mir mal wieder gezeigt, warum. Die Konvertierung ist eine Beleidigung, voller Bewegungsunschärfe
und das Bild wurde auch nicht aufgehellt, so dass der Film stets etwas zu
dunkel wirkt. Geldschneiderei der übelsten Sorte und es ist bedenklich, dass
dieses Vorgehen offenbar sehr gut funktioniert – im Vorprogramm befanden sich
diverse Vorschauen für Filme, die noch vor wenigen Wochen nicht als 3D-Werke
angekündigt waren…
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