Sonntag, 12. Mai 2013

Star Trek - Into Darkness (2013)




STAR TREK – INTO DARKNESS
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 09.05.2013
Regie: J.J. Abrams

Hinweis: Um konkretisieren zu können, was in meinen Augen an Into Darkness nicht stimmt, musste ich diverse Spoiler einbauen. Wer ein ungetrübtes Filmvergnügen vorzieht, der sollte erst den Film sehen und dann wiederkommen.

Der Erfolg, den der zweite Teil des Star Trek-Reboots beim Zuschauer haben wird, hängt ganz entscheidend mit seiner/ihrer persönlichen Star Trek-Biografie zusammen. Will sagen: Kennt man die Kinoabenteuer von Captain Kirk, als dieser noch von William Shatner verkörpert wurde, hält Into Darkness  sehr viele Enttäuschungen und Ärgerlichkeiten bereit, die das Vergnügen ganz erheblich schädigen können. Alle anderen werden sich wahrscheinlich gut unterhalten fühlen, auch wenn der Film bei genauer Betrachtung erschreckend wenig Neues bietet.

Ein ehemaliges Mitglied des Sternenflotten-Sicherheitsdienstes namens John Harrison (Benedict Cumberbatch) hat mit einem Anschlag auf ein Archiv der galaxienumspannenden Friedensorganisation den Krieg erklärt. Seine Motive sind unklar, doch als er sich auf den Heimatplaneten der Klingonen flüchtet, begibt sich Captain James T. Kirk (Chris Pine) mit seiner Crew, allen voran Halb-Vulkanier Spock (Zachary Quinto) auf eine Mission abseits aller Protokolle: Harrison aufspüren, ihn festnehmen oder, bei Widerstand, töten. Doch dann kristallisiert sich immer mehr heraus, warum Harrison seine Taten begangen hat und das der eigentliche Feind womöglich von ganz anderer Seite kommt…

Into Darkness ist wie sein Vorgänger ein handwerklich sauberer Science-Fiction-Film mit sehenswerten Effekten und einem sicheren Produktionsdesign. Alle Schauspieler aus Teil Eins der Raumschiff Enterprise-Neuauflage sind wieder mit an Bord (sogar Leonard Nimoy als Spock Prime, der aber zum bloßen Stichwortgeber reduziert wird) und auch Regisseur J.J. Abrams verdingt sich wieder als Realisator. Und das ist wohl einer der Punkte, der zum Misslingen des Films beiträgt.

Abrams ist hauptsächlich an Schauwerten interessiert. Dass er weniger der Mann für eigene Ideen ist, hat er bereits mehrfach und fast immer unter Beweis gestellt. Ob als Produzent für die TV-Serie Fringe (Akte X-Aufguss), den Kinofilm Cloverfield (Godzilla-Aufguss) oder als Regisseur von Super 8 (Steven-Spielberg-Nostalgie-Aufguss, wenn auch sehr unterhaltsam) – Abrams bedient sich bestehender Konzepte und vergisst meistens seine Charaktere unterwegs. So sehen wir auch kein spannendes Psychoduell zwischen Kirk und Harrison, der sich als Neu-Khan herausstellt, weil schon die nächste Actionszene wartet. Charaktere werden auf One-Liner reduziert und Zeit zum Atmen gibt es in den über zwei Stunden Spielzeit kaum. Das mag Actionfans zufriedenstellen und wohl auch den ein oder anderen Fan von Mainstream-Science-Fiction, aber – nochmals – mit Star Trek hat das alles herzlich wenig zu tun.

Into Darkness möchte eine geupdatete Variante von Der Zorn des Khan sein, einem der besten Star-Trek-Kinofilme und scheitert dabei grandios, vergisst er bei all der Zitierwut und der bloßen Nachstellung von Sequenzen aus dem  1982er-Abenteuer, der neuen Crew der Enterprise eine eigene Identität zu geben. War man 2009 bei der origin story des Reboots noch davon überzeugt, Regisseur J.J. Abrams könnte sich das Star Trek-Universum wirklich zu eigen machen und es für ein neues Publikum schmackhaft machen, so muss man ihm hier bereits attestieren, Star Trek nicht wirklich verstanden zu haben. Es gibt unendlich viel Action in diesem Film, die zwischen unterhaltsam, wirr geschnitten und langweilig hin und her pendelt. Dabei bleiben wirkliche Überraschungen und emotionale Höhepunkte auf der Strecke. Der Tod von Spock in Der Zorn des Khan war ein regelrechter Schock und zeigte außerdem von großem Mut, entledigte man sich doch einer der beliebtesten Figuren der Mediengeschichte. Into Darkness lässt Kirk sterben, stellt die berühmte Szene mit verteilten Rollen nach und schafft es nicht, diesem Moment Gewicht zu geben, da Abrams schon mehrfach zuvor klar gemacht hat, dass Kirk nicht wirklich zum Tode verdammt ist. Die Erklärung ist keine 100%ige Deus-ex-machina-Lösung, aber sie kommt nah dran. Immerhin eröffnet sich hier eine interessante Prämisse für potenzielle Fortsetzungen, auch wenn sie erst mal für einen weiteren launigen Gag herhalten muss. Dennoch wirkt der Film gerade hier sehr feige und genügsam.

Die Neuzugänge in der Schaupielerriege passen zum nüchternen Gesamteindruck des Films. Benedict Cumberbatch, Star der grandiosen TV-Serie Sherlock, guckt böse und ist genetisch zum Übermenschen programmiert, bleibt aber relativ farblos. Außer einer Sequenz, die dem Schurken immerhin zugesteht, auch mal eine Träne zu vergießen, bleibt sein Khan auf Distanz – nicht wie Ricardo Montalban, der anno 1982 eine wirkliche Bedrohung darstellte (auch ohne RoboCop-Hilfsmittel). Alice Eve als Dr. Carol Marcus wird Opfer der männlich-beobachtenden Kamera und bleibt ebenso farblos mit Ausnahme der Tatsache, dass man sie scheinbar nur als künftiges love interest für Kirk ins Drehbuch geschrieben hat. Die Schmach, nicht Uhura (Zoe Saldana) bekommen zu haben, muss ausgeglichen werden…

Aus dem Konzept der Serie, dass Ideen dem Spektakel stets voranstellte, ist ein schnelles, aber deprimierend seelenloses Produkt geworden. Natürlich waren nicht alle vorangegangenen Star Trek-Kinofilme cineastische Ereignisse – manche waren sogar schlechter als Into Darkness, aber nach dem unterhaltsamen Start 2009 und vor allem im Vergleich mit einer solch hervorragenden Episode wie Der Zorn des Khan wirkt dieser Teil wie eine Schau der verpassten Möglichkeiten und der falsch gesetzten Prioritäten. Überlang und vom Script unterversorgt ist Into Darkness eine jener herben Enttäuschungen, die nicht hätten sein müssen.


P.S.: Ein Wort noch zur 3D-Version. Normalerweise versuche ich, 3D zu meiden und Into Darkness hat mir mal wieder gezeigt, warum. Die Konvertierung ist eine Beleidigung, voller Bewegungsunschärfe und das Bild wurde auch nicht aufgehellt, so dass der Film stets etwas zu dunkel wirkt. Geldschneiderei der übelsten Sorte und es ist bedenklich, dass dieses Vorgehen offenbar sehr gut funktioniert – im Vorprogramm befanden sich diverse Vorschauen für Filme, die noch vor wenigen Wochen nicht als 3D-Werke angekündigt waren…


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