DER GOTT DES
GEMETZELS
(Carnage)
Frankreich/Deutschland/Polen/Spanien 2011
Dt. Erstaufführung: 24.11.2011
Regie: Roman Polanski
(Carnage)
Frankreich/Deutschland/Polen/Spanien 2011
Dt. Erstaufführung: 24.11.2011
Regie: Roman Polanski
Zachary hat Ethan mit einem Stock ins Gesicht geschlagen.
Dieser Umstand kann von den Eltern natürlich nicht toleriert werden,
schließlich zeugt es doch von einem geradezu unzivilisierten Zustand. Ethans
Eltern Penelope (Jodie Foster) und Michael (John C. Reilly) wollen die Sache
dementsprechend kultiviert behandeln und laden Zacharys Eltern Nancy (Kate
Winslet) und Alan (Christoph Waltz) zu sich nach Hause ein. Im Laufe der
Diskussion, die zunächst den vor allem von Penelope erhofften zivilisierten
Gang nimmt, tun sich allerdings immer größere Gräben auf und aus den höflichen Diskutanten
werden ausfallende, eifersüchtige, missgünstige und alkoholisierte Monster.
Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Yasmina
Reza inszenierte Roman Polanski einen Film, der seine Herkunft in keiner
Sekunde verleugnet. Der Gott des
Gemetzels ist auch abgefilmt Theater und macht die Unterschiede zwischen
den beiden Kunstformen deutlich. Polanski hat kein Interesse daran, die
Inszenierung den Gegebenheiten abzupassen, was dazu führt, dass dieser
eigentlich in der Realität verankerte Film dem Zuschauer sehr viel suspension of disbelief abverlangt, ihn
also dazu anhält, Dinge so hinzunehmen, die wenig mit der Wirklichkeit zu tun
haben. Nancy und Alan sind mehr als einmal fast aus der Wohnung verschwunden,
nur um argumentativ wieder in Penelopes und Michaels Apartment kommandiert zu
werden. Es ist interessant, dass man im filmischen Kontext Raumschiffe und
ähnliches mitunter besser akzeptieren kann als das die vier Protagonisten
wirklich 75 Minuten miteinander verbringen würden. Das Artifizielle, das der
Geschichte innewohnt, tritt im Film überdeutlich zu Tage. In letzter Konsequenz
ist Der Gott des Gemetzels im Theater
besser aufgehoben als im Kino.
Die Prämisse steht und fällt mit ihren Schauspielern und
hier kann man auch dem Film vier Pluspunkte anrechnen. Foster, Reilly, Waltz
und Winslet – sie alle haben ganz offensichtlich viel Spaß an ihren Rollen,
auch wenn Foster und Reilly ihren Dialogen insgesamt mehr Leben einhauchen
können als Winslet und Waltz. Interessant sind auch die fast im Minutentakt
wechselnden Allianzen, die sich unter den Figuren entwickeln und auflösen. Mal
verbrüdern sich Michael und Alan, mal Penelope und Nancy, mal die Ehepartner
untereinander, mal diametral entgegengesetzt. Der Gott
des Gemetzels ist dann am besten, wenn er den Zuschauer im Unklaren lässt,
was als nächstes passiert. Gegen Ende verliert dies trotz der geringen
Lauflänge deutlich Dampf, insgesamt kann der Film aber ein gewisses Interesse
wachhalten.
Der Gott des Gemetzels
ist weit davon entfernt, ein guter Film zu sein – zu konstruiert, manchmal zu
forciert ist er in seinen Grotesken, zu wenig nutzt der sein Medium aus. Was
bleibt sind die gut aufgelegten Darstellern, die oftmals geschliffenen Dialoge
und die Erkenntnis, nach Rezas Stück im Theater die Augen offen halten zu
sollen.
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