Montag, 13. Mai 2013

Der Gott des Gemetzels (2011)




DER GOTT DES GEMETZELS
(Carnage)
Frankreich/Deutschland/Polen/Spanien 2011
Dt. Erstaufführung: 24.11.2011
Regie: Roman Polanski

Zachary hat Ethan mit einem Stock ins Gesicht geschlagen. Dieser Umstand kann von den Eltern natürlich nicht toleriert werden, schließlich zeugt es doch von einem geradezu unzivilisierten Zustand. Ethans Eltern Penelope (Jodie Foster) und Michael (John C. Reilly) wollen die Sache dementsprechend kultiviert behandeln und laden Zacharys Eltern Nancy (Kate Winslet) und Alan (Christoph Waltz) zu sich nach Hause ein. Im Laufe der Diskussion, die zunächst den vor allem von Penelope erhofften zivilisierten Gang nimmt, tun sich allerdings immer größere Gräben auf und aus den höflichen Diskutanten werden ausfallende, eifersüchtige, missgünstige und alkoholisierte Monster.

Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Yasmina Reza inszenierte Roman Polanski einen Film, der seine Herkunft in keiner Sekunde verleugnet. Der Gott des Gemetzels ist auch abgefilmt Theater und macht die Unterschiede zwischen den beiden Kunstformen deutlich. Polanski hat kein Interesse daran, die Inszenierung den Gegebenheiten abzupassen, was dazu führt, dass dieser eigentlich in der Realität verankerte Film dem Zuschauer sehr viel suspension of disbelief abverlangt, ihn also dazu anhält, Dinge so hinzunehmen, die wenig mit der Wirklichkeit zu tun haben. Nancy und Alan sind mehr als einmal fast aus der Wohnung verschwunden, nur um argumentativ wieder in Penelopes und Michaels Apartment kommandiert zu werden. Es ist interessant, dass man im filmischen Kontext Raumschiffe und ähnliches mitunter besser akzeptieren kann als das die vier Protagonisten wirklich 75 Minuten miteinander verbringen würden. Das Artifizielle, das der Geschichte innewohnt, tritt im Film überdeutlich zu Tage. In letzter Konsequenz ist Der Gott des Gemetzels im Theater besser aufgehoben als im Kino.

Die Prämisse steht und fällt mit ihren Schauspielern und hier kann man auch dem Film vier Pluspunkte anrechnen. Foster, Reilly, Waltz und Winslet – sie alle haben ganz offensichtlich viel Spaß an ihren Rollen, auch wenn Foster und Reilly ihren Dialogen insgesamt mehr Leben einhauchen können als Winslet und Waltz. Interessant sind auch die fast im Minutentakt wechselnden Allianzen, die sich unter den Figuren entwickeln und auflösen. Mal verbrüdern sich Michael und Alan, mal Penelope und Nancy, mal die Ehepartner untereinander, mal diametral entgegengesetzt.  Der Gott des Gemetzels ist dann am besten, wenn er den Zuschauer im Unklaren lässt, was als nächstes passiert. Gegen Ende verliert dies trotz der geringen Lauflänge deutlich Dampf, insgesamt kann der Film aber ein gewisses Interesse wachhalten.  

Der Gott des Gemetzels ist weit davon entfernt, ein guter Film zu sein – zu konstruiert, manchmal zu forciert ist er in seinen Grotesken, zu wenig nutzt der sein Medium aus. Was bleibt sind die gut aufgelegten Darstellern, die oftmals geschliffenen Dialoge und die Erkenntnis, nach Rezas Stück im Theater die Augen offen halten zu sollen.




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