Donnerstag, 23. Mai 2013

Star Trek - Der Film (1979)




STAR TREK – DER FILM
(Star Trek: The Motion Picture)
USA 1979
Dt. Erstaufführung: 27.03.1980
Regie: Robert Wise

Notiz: Als Grundlage dieses Reviews dient der Director’s Cut des Films, die bevorzugte Version gegenüber der unfertigen Kinofassung von 1979.

1966 hätte man sich wahrscheinlich nicht erträumen können, was aus einer kleinen, günstig produzierten Science-fiction-Serie werden würde, die Go West!-Mentalität mit einem für den Kalten Krieg ungewöhnlichen, allumfassenden Humanismus verband. In jenem Jahr lief zum ersten Mal Star Trek über die US-Bildschirme, 1972 unter dem Titel Raumschiff Enterprise dann auch in Deutschland – gekürzt, durch die Synchronisation verändert und entstellt, nur die Hälfte der Folgen und als Kinderserie deklariert.
In den Staaten brachte es die Serie auf 79 Folgen in drei Staffeln, dann war Schluss. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Serie bereits eine kleine Fanbasis aufgebaut, die durch ständige Wiederholungen stetig und mächtig wuchs, bis die Verantwortlichen das Potenzial erkannten und Star Trek neues Leben einhauchten, diesmal als Kinofilm. Der Hype war riesig, die Medienlandschaft war noch gefangen vom Erfolg von Krieg der Sterne, dessen Fortsetzung Das Imperium schlägt zurück bereits in den Startlöchern stand. Science-Fiction war en vogue und die Fans fieberten dem landesweiten Starttermin entgegen. Man kann nur erahnen, was es für sie für ein Gefühl gewesen sein muss, die Enterprise dann im Film majestätisch im Raumdock liegen zu sehen, während Jerry Goldsmith die Emotionen in Musik umsetzt: Endlich neue Abenteuer mit Captain Kirk, Spock, Pille, Scotty & Co.

Leider generierte der Film diverse wenig schmeichelhafte Spitznamen unter dem Publikum, beispielsweise Star Trek: The Motionless Picture. Es mag an der schnellen Inszenierung von Krieg der Sterne gelegen haben oder an dem schlechten Timing der Kinoversion (der Director’s Cut ist nach zuverlässiger Quelle hier besser aufgestellt), auf jeden Fall sollte der Film zwar ein finanzieller, aber kein Fan-Erfolg werden. In Retrospektive hat der Film aber einige Qualitäten, die zwar manchmal etwas unter der behäbigen Inszenierung verloren zu gehen drohen, aber nichtsdestotrotz näher am Grundgedanken von Star Trek-Schöpfer Gene Roddenberry sind als jüngste Ausfälle wie Star Trek – Into Darkness.

Eine alles auf ihrem Weg vernichtende, nicht definierbare „Wolke“ bewegt sich durchs All auf die Erde zu. Die einzige Hoffnung ist die runderneuerte Enterprise, deren Warp-Antrieb aber noch ebenso wenig erprobt ist wie Admiral Kirk (William Shatner) nach zweijähriger Abstinenz auf der Brücke eines Raumschiffes. Trotzdem enthebt der den bisherigen Kapitän, Decker (Stephen Collins) seines Amtes und übernimmt die Führung auf dieser Mission, für die auch noch alle anderen ehemaligen Crewmitglieder wieder an Bord geholt werden, inlusive Dr. McCoy alias Pille (DeForest Kelly). Als dann auch noch Spock (Leonard Nimoy) bei seiner Sinnsuche zwischen Mensch und Vulkanier dazu stößt, ist die Mannschaft wieder vollständig und kann an einem Plan arbeiten, das Gebilde davon abzuhalten, die Erde zu erreichen.

Star Trek – Der Film ist näher an 2001 – Odyssee im Weltraum als an Star Wars. Mit überragenden Spezialeffekten vom Guru auf diesem Gebiet, Douglas Trumbull (Lautlos im Weltraum, Blade Runner, Unheimliche Begegnung der dritten Art) ausgestattet ist der Film oftmals elegisch, mit Bildern von teils beeindruckender Schönheit. Einzig der Spaß kommt zu kurz, die Chemie zwischen Kirk, Spock und Pille muss sich wieder aufbauen. Erst am Schluss hat man das Gefühl, dass die Schauspieler wieder in ihren angestammten Schuhen stecken. Auch die liebevolle Holz- und Plastikkulisse der Enterprise musste einem „modernen“, eleganten, aber auch sehr kaltem Neu-Design weichen. Heimisch fühlt man sich hier nicht, aber immerhin bietet der Blick nach draußen Spektakuläres. Außerdem vergisst der Film seine Ideen nicht: die Bedrohung namens V’ger wird clever aufgelöst, auch wenn die Prämisse bereits in der TV-Folge Ich heiße Nomad behandelt wurde. Zudem ist der ganze Film als Diskurs über die Natur des Menschlichen zu lesen. Spock lernt, seine menschliche Seite zu akzeptieren, Lt. Ilias (Persis Khambatta) Gefühle für Decker lassen sich auch durch eine Programmierung von V’ger nicht auslöschen und dieser muss erkennen, dass er auf rein technisch-rationaler Ebene einen toten Punkt in seiner Evolution erreicht hat, der nur durch „das menschliche Element“ überwunden werden kann. Star Trek – Der Film ist kein dummer Film, nur einer, der unter seinem Duktus leidet. Star Trek ist eben in seiner ganzen Ausrichtung und Intention nicht 2001. So schön die Effekte und der bewundernde Blick auf die technischen Möglichkeiten dieser Zukunft auch sind, sie bremsen die Geschichte aus, wo sich Star Trek sonst flott und sinnig bewegte.

Star Trek – Der Film ist ein eher durchschnittlicher Auftakt für eine Filmreihe, die das gesamte Spektrum – von sehr gut bis sehr schlecht – abdeckt. Nicht aktiv dümmlich, aber auch nicht so involvierend, wie er sein könnte, muss man dem Film immerhin zugutehalten, dass er genug einspielte, um weitere Teile zu rechtfertigen. Und wer hätte ahnen können, dass ein Meilenstein im Trek-Universum am Ende dieses Films nur 2 ½ Jahre in der Zukunft liegen würde?!



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