Mittwoch, 24. April 2013

Inescapable - Entführt in Damaskus (2012)



INESCAPABLE – ENTFÜHRT IN DAMASKUS
(Inescapable)
Kanada/Südafrika 2012
Dt. Erstaufführung: 22.04.2013 (DVD-Premiere)
Regie: Ruba Nadda

Entführt in Damaskus, wie der Film bei seiner TV-Premiere genannt wurde (die am gleichen Tag stattfand wie der DVD-Start), ist gleichermaßen interessant wie frustrierend. Interessant deshalb, weil Regisseurin Ruba Nadda (Cairo Time von 2009, ebenfalls mit Alexander Siddig) sich recht konsequent den gängigen Thriller-Klischees verweigert und ihrem Film einen eher realistischen Anstrich gibt. Frustrierend deshalb, weil der Film oftmals recht schwammig in seinen Darstellungen bleibt. Als politischer Kommentar zur Lage Syriens taugt der Film darum kaum. Als Beispiel dafür, wie ein Thriller auch aussehen kann, schon.

Adib Abdel Kareem (Alexander Siddig) hat seine Heimat Syrien bereits vor vielen Jahren verlassen und ist nach Kanada ausgewandert. Dort hat er geheiratet und zwei Töchter großgezogen. Die Ältere, Muna (Jay Anstey) ist Fotografin und beschließt nach einem Auftrag in Griechenland, dem Heimatland ihres Vaters einen Besuch abzustatten. Dabei wird sie in der Hauptstadt Damaskus entführt. Als Adib davon erfährt, nimmt er den ersten Flieger gen Syrien. Mit nicht unwesentlicher Hilfe seiner Ex-Verlobten Fatima (Marisa Tomei) kommt er ins Land. Doch Adib ist nicht nur als Vater in Syrien, sondern auch als Spion angeklagtes und in Abwesenheit zum Tode verurteiltes ehemaliges Mitglied des syrischen Geheimdienstes…

Inescapable hält nichts von großen Actionszenen, von wilden Verfolgungsjagden und epischen Faustkämpfen. Wann immer diese Elemente vorkommen, ist die Action vorbei, bevor sie richtig angefangen hat. Was man als negatives Element lesen könnte, ist aber dank Naddas starker Regie eine der Stärken des Films. Adib wird in einem Hamam verprügelt. Die Szene ist, wie erwähnt, nicht lang, aber Adib wird übel zugerichtet und der Film zeigt auch die Konsequenzen in Form von Schmerzen und lädierten Fingern. Adib ist nicht unbesiegbar, er ist verletzlich, kurz: ein Mensch und keine quasi-übermenschliche Kampfmaschine wie John McClane. Alexander Siddig portraitiert seine Figur dementsprechend als einen Mann, der gelernt hat, unauffällig durchs Leben zu gehen, was seine Ausbrüche, wenn es um seine Familie geht, durchaus effektiv macht.

Weniger funktional ist die Darstellung der syrischen Innenpolitik. Assad schaut von diversen Bildern auf die Figuren hinab und Nadda möchte auch die Lage in dem Land schildern, aber hier bleibt der Film seltsam unfokussiert. Die Zurückhaltung, die dem Film bei dem Entführungs-Plot zugute kommt, bremst den politischen Kommentar und vor allem das Potenzial der Spannung aus. Der vom kanadischen Botschafter (Joshua Jackson) beschriebene Polizei-Apparat wird nie zu einer filmtauglichen Bedrohung, über weite Teile schwebt Adib für den Zuschauer nicht wirklich in Gefahr. Inescapable möchte gern ein bisschen wie Syriana sein, aber dieses Anliegen gelingt kaum.

So zerfällt der Film in zwei Teile, in Thriller und Politthriller. Als ersteres funktioniert Inescapable recht gut, auch und gerade weil er sich einer hollywood’sken  Action verweigert. Als Zweiteres hätte dem Film mehr Fokus, mehr Klarheit, mehr Mut gut zu Gesicht gestanden. Ein unausgegorener Film, durchaus sehenswert, aber letztlich wird er dem eigenen Anspruch nicht gerecht, trotz Ruba Naddas unbestreitbaren Stärken.





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