INESCAPABLE –
ENTFÜHRT IN DAMASKUS
(Inescapable)
Kanada/Südafrika 2012
Dt. Erstaufführung: 22.04.2013 (DVD-Premiere)
Regie: Ruba Nadda
(Inescapable)
Kanada/Südafrika 2012
Dt. Erstaufführung: 22.04.2013 (DVD-Premiere)
Regie: Ruba Nadda
Entführt in Damaskus, wie
der Film bei seiner TV-Premiere genannt wurde (die am gleichen Tag stattfand
wie der DVD-Start), ist gleichermaßen interessant wie frustrierend. Interessant
deshalb, weil Regisseurin Ruba Nadda (Cairo Time von 2009, ebenfalls mit
Alexander Siddig) sich recht konsequent den gängigen Thriller-Klischees
verweigert und ihrem Film einen eher realistischen Anstrich gibt. Frustrierend
deshalb, weil der Film oftmals recht schwammig in seinen Darstellungen bleibt.
Als politischer Kommentar zur Lage Syriens taugt der Film darum kaum. Als
Beispiel dafür, wie ein Thriller auch aussehen kann, schon.
Adib Abdel Kareem (Alexander Siddig) hat seine Heimat Syrien
bereits vor vielen Jahren verlassen und ist nach Kanada ausgewandert. Dort hat
er geheiratet und zwei Töchter großgezogen. Die Ältere, Muna (Jay Anstey) ist
Fotografin und beschließt nach einem Auftrag in Griechenland, dem Heimatland
ihres Vaters einen Besuch abzustatten. Dabei wird sie in der Hauptstadt
Damaskus entführt. Als Adib davon erfährt, nimmt er den ersten Flieger gen
Syrien. Mit nicht unwesentlicher Hilfe seiner Ex-Verlobten Fatima (Marisa
Tomei) kommt er ins Land. Doch Adib ist nicht nur als Vater in Syrien, sondern
auch als Spion angeklagtes und in Abwesenheit zum Tode verurteiltes ehemaliges
Mitglied des syrischen Geheimdienstes…
Inescapable hält
nichts von großen Actionszenen, von wilden Verfolgungsjagden und epischen
Faustkämpfen. Wann immer diese Elemente vorkommen, ist die Action vorbei, bevor
sie richtig angefangen hat. Was man als negatives Element lesen könnte, ist
aber dank Naddas starker Regie eine der Stärken des Films. Adib wird in einem
Hamam verprügelt. Die Szene ist, wie erwähnt, nicht lang, aber Adib wird übel
zugerichtet und der Film zeigt auch die Konsequenzen in Form von Schmerzen und
lädierten Fingern. Adib ist nicht unbesiegbar, er ist verletzlich, kurz: ein
Mensch und keine quasi-übermenschliche Kampfmaschine wie John McClane. Alexander
Siddig portraitiert seine Figur dementsprechend als einen Mann, der gelernt
hat, unauffällig durchs Leben zu gehen, was seine Ausbrüche, wenn es um seine
Familie geht, durchaus effektiv macht.
Weniger funktional ist die Darstellung der syrischen
Innenpolitik. Assad schaut von diversen Bildern auf die Figuren hinab und Nadda
möchte auch die Lage in dem Land schildern, aber hier bleibt der Film seltsam
unfokussiert. Die Zurückhaltung, die dem Film bei dem Entführungs-Plot zugute
kommt, bremst den politischen Kommentar und vor allem das Potenzial der
Spannung aus. Der vom kanadischen Botschafter (Joshua Jackson) beschriebene
Polizei-Apparat wird nie zu einer filmtauglichen Bedrohung, über weite Teile
schwebt Adib für den Zuschauer nicht wirklich in Gefahr. Inescapable möchte gern ein bisschen wie Syriana sein, aber dieses Anliegen gelingt kaum.
So zerfällt der Film in zwei Teile, in Thriller und
Politthriller. Als ersteres funktioniert Inescapable
recht gut, auch und gerade weil er sich einer hollywood’sken Action verweigert. Als Zweiteres hätte dem
Film mehr Fokus, mehr Klarheit, mehr Mut gut zu Gesicht gestanden. Ein
unausgegorener Film, durchaus sehenswert, aber letztlich wird er dem eigenen
Anspruch nicht gerecht, trotz Ruba Naddas unbestreitbaren Stärken.
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