Mittwoch, 24. April 2013

Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt (2012)



AUF DER SUCHE NACH EINEM FREUND FÜRS ENDE DER WELT
(Seeking a Friend for the End of the World)
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 20.09.2012
Regie: Lorene Scafaria

Auf der Suche (wie ich den Film aus Platzgründen in diesem Review nennen werde) ist keine Komödie. Dies mag für manche nach dem Ansehen des Trailers und vor allem wegen Steve Carell in der Hauptrolle wie eine Falschinformation klingen, aber so ist es. Vielmehr handelt es sich hier um ein stilles Drama, dass manchmal einige Skurillitäten einbaut, die aber nie zum lauten Lachen anregen. Man lächelt manchmal, aber im Großen und Ganzen ist Auf der Suche ein melancholischer Film über das Ende der Welt. Und Regisseurin Lorene Scafaria ist sich dessen auch vollkommen bewusst.

Nachdem auch die letzte Hoffnung der Menschheit, ein Raumschiff mit einer Mission nicht unähnlich derer aus Armageddon – Das jüngste Gericht, zerstört wurde, haben alle Erdenbewohner nur noch drei Wochen Zeit, bevor der Asteroid Mathilda die Erde treffen wird. Alles Leben auf dem blauen Planeten wird vernichtet werden, inklusive dem von Versicherungskaufmann Dodge (Steve Carell), der nach der Hiobsbotschaft von seiner Frau verlassen wird. Als er seine quirlige Nachbarin Penny (Keira Knightley) kennenlernt und Aufstände sein Viertel zu zerstören drohen, macht sich Dodge mit Penny und dem Findelhund Sorry auf einen Road Trip: Penny hat das letzte Linienflugzeug verpasst, dass sie zu ihren Eltern in Großbritannien bringen könnte und Dodge möchte seine High-School-Liebe wiedersehen. Unterwegs treffen sie einige seltsame Gestalten, kehren in einem bekifften, Orgien nicht abgeneigten Restaurant ein und müssen erkennen, dass man manchmal den richtigen Menschen erst kurz vorm Ende kennenlernt…

Auf der Suche ist im Grunde eine verspätete Coming-of-Age-Geschichte. Sowohl Penny als auch Dodge sind formal bereits weit der Pubertät entwachsen, beide zeigen aber noch deutliche Wesenszüge der Teenagerzeit. Dodge ist ein Sicherheitsfanatiker, dessen Ablösung von seiner Jugendliebe und eine Aussprache mit seinem Vater immer noch ausstehen; Penny ist Ende 20, verhält sich aber so aufgedreht wie manche 16-jährige und scheint bisher durch ihr Leben getrieben zu sein. Erst allmählich entdeckt sie vermeintlich „konservative“ Werte wie Familie und eine stabile Partnerschaft für sich. Beide müssen in zwei Wochen das abarbeiten, was andere jahrelang in ihrer Pubertät beackern – während der Weltuntergang kurz bevor steht.

Auf der Suche ist ein bitter-süßer Film, melancholisch bis ins Mark und erstaunlich treffsicher. Oft arbeitet Scafaria lediglich mit Impressionen, mit grundlegenden Gefühlen, die von Kameramann Tim Orr gekonnt in Bildern eingefangen werden. Besonders effektiv ist eine Sequenz am Strand, an dem die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen – eine Art familienfreundliches Happening, aber immer mit der alles überragenden Note des Unausweichlichen. Kinder werden nicht erwachsen werden können, Paare nicht zusammen alt werden und ob Dodge und Penny eine Zukunft haben, erübrigt sich auch. So ist es letztlich egal, dass in den finalen 15 Minuten einige Elemente sehr nach Drehbuch und weniger nach sinniger Geschichte riechen. Scafaria bringt ihre Geschichte konsequent zu Ende, verzichtet aber auch hier glücklicherweise auf ein Effektgewitter. Wir bleiben bei unseren Protagonisten und ihrer bemerkenswert gut funktionierenden Leinwandbeziehung – bis zum Schluss.

Der Film hat das Zeug, länger im Kopf des Zuschauers zu verharren, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Scafarias Gefühl für gleichzeitig groteske und traurige Details (Pennys Ex-Freund will sich, militärisch geschult, in einem Bunker voller Kartoffelchips verschanzen und plant mit seinen Kumpeln den Wiederaufbau der Zivilisation – ohne weibliche Verstärkung in seiner Truppe zu haben), das gute Spiel von Carell und Knightley, ihre Chemie und der melancholische Grundton machen aus Auf der Suche einen durchaus sehenswerten Film, der unweigerlich dem Zuschauer die Frage stellt: Was würdest du tun? Nur eine Komödie, dass ist er wahrlich nicht.



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