AUF DER SUCHE NACH
EINEM FREUND FÜRS ENDE DER WELT
(Seeking a Friend for the End of the World)
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 20.09.2012
Regie: Lorene Scafaria
(Seeking a Friend for the End of the World)
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 20.09.2012
Regie: Lorene Scafaria
Auf der Suche (wie
ich den Film aus Platzgründen in diesem Review nennen werde) ist keine Komödie.
Dies mag für manche nach dem Ansehen des Trailers und vor allem wegen Steve
Carell in der Hauptrolle wie eine Falschinformation klingen, aber so ist es.
Vielmehr handelt es sich hier um ein stilles Drama, dass manchmal einige Skurillitäten
einbaut, die aber nie zum lauten Lachen anregen. Man lächelt manchmal, aber im
Großen und Ganzen ist Auf der Suche
ein melancholischer Film über das Ende der Welt. Und Regisseurin Lorene
Scafaria ist sich dessen auch vollkommen bewusst.
Nachdem auch die letzte Hoffnung der Menschheit, ein
Raumschiff mit einer Mission nicht unähnlich derer aus Armageddon – Das jüngste Gericht, zerstört wurde, haben alle
Erdenbewohner nur noch drei Wochen Zeit, bevor der Asteroid Mathilda die Erde
treffen wird. Alles Leben auf dem blauen Planeten wird vernichtet werden,
inklusive dem von Versicherungskaufmann Dodge (Steve Carell), der nach der
Hiobsbotschaft von seiner Frau verlassen wird. Als er seine quirlige Nachbarin
Penny (Keira Knightley) kennenlernt und Aufstände sein Viertel zu zerstören
drohen, macht sich Dodge mit Penny und dem Findelhund Sorry auf einen Road
Trip: Penny hat das letzte Linienflugzeug verpasst, dass sie zu ihren Eltern in
Großbritannien bringen könnte und Dodge möchte seine High-School-Liebe
wiedersehen. Unterwegs treffen sie einige seltsame Gestalten, kehren in einem
bekifften, Orgien nicht abgeneigten Restaurant ein und müssen erkennen, dass
man manchmal den richtigen Menschen erst kurz vorm Ende kennenlernt…
Auf der Suche ist
im Grunde eine verspätete Coming-of-Age-Geschichte. Sowohl Penny als auch Dodge
sind formal bereits weit der Pubertät entwachsen, beide zeigen aber noch
deutliche Wesenszüge der Teenagerzeit. Dodge ist ein Sicherheitsfanatiker,
dessen Ablösung von seiner Jugendliebe und eine Aussprache mit seinem Vater
immer noch ausstehen; Penny ist Ende 20, verhält sich aber so aufgedreht wie
manche 16-jährige und scheint bisher durch ihr Leben getrieben zu sein. Erst
allmählich entdeckt sie vermeintlich „konservative“ Werte wie Familie und eine
stabile Partnerschaft für sich. Beide müssen in zwei Wochen das abarbeiten, was
andere jahrelang in ihrer Pubertät beackern – während der Weltuntergang kurz
bevor steht.
Auf der Suche ist
ein bitter-süßer Film, melancholisch bis ins Mark und erstaunlich treffsicher.
Oft arbeitet Scafaria lediglich mit Impressionen, mit grundlegenden Gefühlen,
die von Kameramann Tim Orr gekonnt in Bildern eingefangen werden. Besonders
effektiv ist eine Sequenz am Strand, an dem die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen
– eine Art familienfreundliches Happening, aber immer mit der alles
überragenden Note des Unausweichlichen. Kinder werden
nicht erwachsen werden können, Paare nicht zusammen alt werden und ob Dodge und
Penny eine Zukunft haben, erübrigt sich auch. So ist es letztlich egal, dass in
den finalen 15 Minuten einige Elemente sehr nach Drehbuch und weniger nach
sinniger Geschichte riechen. Scafaria bringt ihre Geschichte konsequent zu
Ende, verzichtet aber auch hier glücklicherweise auf ein Effektgewitter. Wir
bleiben bei unseren Protagonisten und ihrer bemerkenswert gut funktionierenden
Leinwandbeziehung – bis zum Schluss.
Der Film hat das Zeug, länger im Kopf des Zuschauers zu verharren, als
man auf den ersten Blick annehmen würde. Scafarias Gefühl für gleichzeitig
groteske und traurige Details (Pennys Ex-Freund will sich, militärisch
geschult, in einem Bunker voller Kartoffelchips verschanzen und plant mit
seinen Kumpeln den Wiederaufbau der Zivilisation – ohne weibliche Verstärkung
in seiner Truppe zu haben), das gute Spiel von Carell und Knightley, ihre
Chemie und der melancholische Grundton machen aus Auf der Suche einen durchaus sehenswerten Film, der unweigerlich
dem Zuschauer die Frage stellt: Was
würdest du tun? Nur eine Komödie, dass ist er wahrlich nicht.
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