Freitag, 19. April 2013

Hier kommt Lola! (2010)




HIER KOMMT LOLA!
Deutschland 2010
Dt. Erstaufführung: 04.03.2010
Regie: Franziska Buch

Das der deutsche Kinderfilm im Gegensatz zu beispielsweise dem skandinavischen keinen allzu guten Stand hat, wird durch Produktionen wie Hier kommt Lola! eindrucksvoll illustriert. Die Unterschiede sind frappierend: Während in Dänemark (Der Traum) oder Norwegen (Anne liebt Philipp) Filme entstehen, die ihr Publikum ernst nehmen und auch für Erwachsene interessant sind, geht es hierzulande eher beschaulich-betulich zu. Kinder haben selbstverständlich einen Anspruch auf unterhaltsame Filme, die nicht ständig versuchen, pädagogisch besonders wertvoll zu sein, also auf Eskapismus. Aber man sollte sie nicht mit dummer Beliebigkeit beleidigen wie Hier kommt Lola!

Lola ist neun Jahre alt (Meira Durand) und gerade mit ihren Eltern vom Land nach Hamburg gezogen. Anschluss in der neuen Klasse zu finden ist für das Mädchen ebenso schwierig wie für ihren Vater (Fernando Spengler), ein brasilianisches Restaurant zu eröffnen. Dabei wünscht sich Lola nichts sehnlicher als eine beste Freundin – gleich nach ihrem Traum, ein Star zu werden. In Lolas Schule interessiert sich einzig Flo (Felina Czycykowski) für sie, aber die riecht nach Fisch, weil ihre Mutter (Nora Tschirner) einen Fisch-Imbiss betreibt. Wenn doch alles so einfach wäre wie in Lolas Superstar-Tagträumen…

Hier kommt Lola! ist an Beliebigkeit und an gepflegter Langeweile kaum zu überbieten. Der Film plätschert dahin, kennt keine Höhen und Tiefen, aber den gut gemeinten, erhobenen Zeigefinger, obwohl sich der Film selbst wie ein Elefant im Porzellanladen verhält. Dies ist vor allem in einem ethnischen Sinn gemeint, denn Lola ist das Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters. Während die norwegische Produktion S.O.S. – Ein spannender Sommer beispielsweise diese Konstellation benutzt, aber klugerweise nicht zum Gegenstand irgendeiner Diskussion macht, kommt dieser Film nicht um diverse, manchmal sehr beiläufige Kommentare zum Thema „brasilianisches Temperament“ oder „Ratten im Restaurant? Wie daheim in Brasilien!“ herum. Auch der Umzug der Familie nach Hamburg wird dadurch erklärt, dass die Familie in ihrem vorherigen Zuhause beschimpft wurde. Da steht dann ein rassistischer Spruch akkurat an eine Hauswand gepinselt – Hier kommt Lola! verschenkt keine Zeit, um deus-ex-machina-Elemente einzubauen, denn auch wenn man an dieser Stelle noch glauben mag, dass der Film heiße Eisen anpacken würde, dient der Rassismus wirklich nur als Katalysator für die Geschichte. Das ist ebenso unsensibel wie die Implikationen, dass Hygiene und Charakter etwas mit der Hautfarbe zu tun haben. Erstaunlich doch für einen Film, in dem es auch um Toleranz und zwischenmenschliches Miteinander geht. Darüber, dass Lola mit dem weißesten Mädchen besetzt wurde, dass man offensichtlich finden konnte, verliere ich an dieser Stelle gar keine Worte mehr.

Hier kommt Lola! ist eine Beleidigung für all seine Zuschauer. Die Eltern ärgern sich über die unsensible Art und Weise, wie der Film Themen aufgreift, nur um sie sofort wieder zu vergessen und auch das jüngere Publikum dürften sich ob der spannungsarmen Dramaturgie und den oftmals eher unnatürlich agierenden Kinderdarstellern eher langweilen. Vielleicht mag sich der ein oder andere leidlich unterhalten fühlen, dieses Potenzial soll dem Film nicht abgesprochen werden. Aber das kann man auch über beispielsweise Bad Boys II sagen – ein guter Film wird so noch lange nicht daraus. Um die Analogie klar zu machen: in Sachen Kinderfilm verhält sich Hier kommt Lola! zu etwas wie Der Traum wie Bad Boys II zu Stirb langsam beim Actionfilm für Erwachsene. Und den Verweis zu zwei so guten Filmen in einem Review zu Hier kommt Lola! zu ziehen ist eigentlich auch schon sehr beleidigend. Sorry.



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