Deutschland 2010
Dt. Erstaufführung: 04.03.2010
Regie: Franziska Buch
Das der deutsche Kinderfilm im Gegensatz zu beispielsweise
dem skandinavischen keinen allzu guten Stand hat, wird durch Produktionen wie Hier kommt Lola! eindrucksvoll illustriert.
Die Unterschiede sind frappierend: Während in Dänemark (Der Traum) oder Norwegen (Anne
liebt Philipp) Filme entstehen, die ihr Publikum ernst nehmen und auch für
Erwachsene interessant sind, geht es hierzulande eher beschaulich-betulich zu.
Kinder haben selbstverständlich einen Anspruch auf unterhaltsame Filme, die
nicht ständig versuchen, pädagogisch besonders wertvoll zu sein, also auf
Eskapismus. Aber man sollte sie nicht mit dummer Beliebigkeit beleidigen wie
Hier kommt Lola!
Lola ist neun Jahre alt (Meira Durand) und gerade mit ihren
Eltern vom Land nach Hamburg gezogen. Anschluss in der neuen Klasse zu finden
ist für das Mädchen ebenso schwierig wie für ihren Vater (Fernando Spengler),
ein brasilianisches Restaurant zu eröffnen. Dabei wünscht sich Lola nichts
sehnlicher als eine beste Freundin – gleich nach ihrem Traum, ein Star zu
werden. In Lolas Schule interessiert sich einzig Flo (Felina Czycykowski) für
sie, aber die riecht nach Fisch, weil ihre Mutter (Nora Tschirner) einen
Fisch-Imbiss betreibt. Wenn doch alles so einfach wäre wie in Lolas
Superstar-Tagträumen…
Hier kommt Lola!
ist an Beliebigkeit und an gepflegter Langeweile kaum zu überbieten. Der Film
plätschert dahin, kennt keine Höhen und Tiefen, aber den gut gemeinten,
erhobenen Zeigefinger, obwohl sich der Film selbst wie ein Elefant im
Porzellanladen verhält. Dies ist vor allem in einem ethnischen Sinn gemeint,
denn Lola ist das Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters. Während
die norwegische Produktion S.O.S. – Ein spannender
Sommer beispielsweise diese Konstellation benutzt, aber klugerweise nicht
zum Gegenstand irgendeiner Diskussion macht, kommt dieser Film nicht um
diverse, manchmal sehr beiläufige Kommentare zum Thema „brasilianisches
Temperament“ oder „Ratten im Restaurant? Wie daheim in Brasilien!“ herum. Auch
der Umzug der Familie nach Hamburg wird dadurch erklärt, dass die Familie in
ihrem vorherigen Zuhause beschimpft wurde. Da steht dann ein rassistischer
Spruch akkurat an eine Hauswand gepinselt – Hier
kommt Lola! verschenkt keine Zeit, um deus-ex-machina-Elemente
einzubauen, denn auch wenn man an dieser Stelle noch glauben mag, dass der Film
heiße Eisen anpacken würde, dient der Rassismus wirklich nur als Katalysator
für die Geschichte. Das ist ebenso unsensibel wie die Implikationen, dass
Hygiene und Charakter etwas mit der Hautfarbe zu tun haben. Erstaunlich doch
für einen Film, in dem es auch um Toleranz und zwischenmenschliches Miteinander
geht. Darüber, dass Lola mit dem weißesten Mädchen besetzt wurde, dass man
offensichtlich finden konnte, verliere ich an dieser Stelle gar keine Worte
mehr.
Hier kommt Lola!
ist eine Beleidigung für all seine Zuschauer. Die Eltern ärgern sich über die
unsensible Art und Weise, wie der Film Themen aufgreift, nur um sie sofort wieder
zu vergessen und auch das jüngere Publikum dürften sich ob der spannungsarmen
Dramaturgie und den oftmals eher unnatürlich agierenden Kinderdarstellern eher
langweilen. Vielleicht mag sich der ein oder andere leidlich unterhalten
fühlen, dieses Potenzial soll dem Film nicht abgesprochen werden. Aber das kann
man auch über beispielsweise Bad Boys II
sagen – ein guter Film wird so noch lange nicht daraus. Um die Analogie klar zu
machen: in Sachen Kinderfilm verhält sich Hier
kommt Lola! zu etwas wie Der Traum
wie Bad Boys II zu Stirb langsam beim Actionfilm für
Erwachsene. Und den Verweis zu zwei so guten Filmen in einem Review zu Hier kommt Lola! zu ziehen ist
eigentlich auch schon sehr beleidigend. Sorry.
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