MONTY PYTHON – DIE
RITTER DER KOKOSNUß
(Monty Python and the
Holy Grail)
Großbritannien 1975
Dt. Erstaufführung: 13.08.1976
Regie: Terry Gilliam & Terry Jones
Dt. Erstaufführung: 13.08.1976
Regie: Terry Gilliam & Terry Jones
Da ist er wieder, der britische Humor, möchte man im
Angesicht von Die Ritter der Kokosnuß
ausrufen. Denn der Ansatz, den die Komikertruppe Monty Python für ihren zweiten
Kinofilm findet, ist recht ähnlich zu ihrem vorangegangenen Werk, dem
Kompilationsfilm Die wunderbare Welt der
Schwerkraft – man bewerfe den Zuschauer einfach mit solch einer Flut an
Absurditäten in der Hoffnung, dass für jeden etwas dabei ist. Zwar bemüht man
sich um eine inhaltlich geschlossene Erzählung, indem man dem Ganzen einen
festen Rahmen und Setting verleiht, aber ganz kann man den Sketchcharakter
nicht abstreifen. Das ist cineastisch mitunter etwas holprig, wird aber mit so
viel Elan und ehrlicher Spielfreude gelöst, dass man auch hier darüber gern
hinwegsieht. Die Ritter der Kokosnuß
ist, um es einmal so auszudrücken, einfach zu saukomisch, als dass man ihn
wegen mangelnder erzählerischer Kohärenz verglichen mit anderen Filmen
kritisieren kann. It’s all very british,
indeed. But so what?
England im Jahre 932: König Artus (Graham Chapman) ist auf
der Suche nach tapferen Rittern, die mit ihm auf die Suche nach dem Heiligen
Gral gehen, um England zu vereinen. Er findet ein paar tapfere Spießgesellen in
Form von Sir Lancelot (John Cleese), Sir Robin (Eric Idle), Sir Bedevere (Terry
Jones) und Sir Galahad (Michael Palin). Gemeinsam (und nach einem Aufteilen der
Gruppe auch jeder für sich) erleben sie allerlei abstruse Abenteuer auf ihrer
Mission.
Die Ritter der
Kokosnuß mag narrativ eher dem Aneinanderreihen von Sketchen entsprechen als
einem gänzlich geschlossenem Film, doch diese Struktur ermöglicht es auch,
allerlei satirische Seitenhiebe wie zufällig in die Episoden einzubauen. So begegnet
Artus Bauern, die bei sinnlosen Beschäftigungen revolutionäre Reden schwingen,
Sir Bedevere findet "logische" Erklärungen für Absurditäten und das
englisch-französische Verhältnis wird zum vulgären Rundumschlag. Erneut gilt,
dass nicht alles mit Gold aufzuwiegen ist, die Trefferquote aber doch beachlich
daherkommt. Denn über mangelnde Kreativität kann man sich wahrlich nicht
beschweren, schon gar nicht darüber, dass Budget-bedingte Einschränkungen
süffisant übertüncht werden. So ist der Running-Gag des Films, dass die Ritter
nicht auf Pferden reiten sondern ihre Knappen zwei Kokosnusshälften zusammenschlagen,
um Hufgeklapper zu simulieren, dem Umstand geschuldet, dass nicht genug Geld
für Pferde und Reitstunden für alle Pythons vorhanden war.
Dabei ist es durchaus bemerkenswert, was der Film mit seinem
geringen Budget auf die Beine stellt. Die Kulissen sind liebevoll ausgestattet,
ebenso die Kostüme und der Soundtrack steht im wunderschönen Kontrast zu den
Bildern, die oftmals gar keine heroischen Heldentaten zeigen, wie es die Musik
suggeriert.
Das Element, dass Die Ritter der Kokosnuß immer wieder um eine Metaebene bereichert und ganz nebenbei auch noch für einige der besten Gags verantwortlich ist, ist aber das Spiel mit der filmischen und erzählerischen Realität. Zunächst schleichend ("It's only a model", bemerkt Kanppe Patsy, wenn die Ritter Camelot bewundern), dann immer offensichtlicher bis zur vollständigen Verschmelzung zweier Ebenen betreibt der Film sein Spiel mit der suggestiven Künstlichkeit des Medium Films. So wird ein in BBC-Manier dozierender Historiker in der Gegenwart von einer der Figuren aus der (im Sinne der Geschichte) Vergangenheit ermordet, was zu einer Ermittlung führt, die schließlich in der Verhaftung der verbleibenden Ritter und einem grandiosen Anti-Klimax gipfelt. Die Ebene der filmischen Erzählung und die der Gegenwart der Zuschauer des Jahres 1975 interagieren auf eine Weise miteinander, die die Künstlichkeit des Mediums augenzwinkernd entblößt und dem Publikum sehr deutlich vor Augen führt, dass es sich willentlich einer Illusion hingibt. Nur in dieser Funktion ist es fernerhin möglich, dass der plötzliche Tod eines Animators die Ritter rettet, da sie zuvor von einem Zeichentrickmonster verfolgt wurden.
Das Element, dass Die Ritter der Kokosnuß immer wieder um eine Metaebene bereichert und ganz nebenbei auch noch für einige der besten Gags verantwortlich ist, ist aber das Spiel mit der filmischen und erzählerischen Realität. Zunächst schleichend ("It's only a model", bemerkt Kanppe Patsy, wenn die Ritter Camelot bewundern), dann immer offensichtlicher bis zur vollständigen Verschmelzung zweier Ebenen betreibt der Film sein Spiel mit der suggestiven Künstlichkeit des Medium Films. So wird ein in BBC-Manier dozierender Historiker in der Gegenwart von einer der Figuren aus der (im Sinne der Geschichte) Vergangenheit ermordet, was zu einer Ermittlung führt, die schließlich in der Verhaftung der verbleibenden Ritter und einem grandiosen Anti-Klimax gipfelt. Die Ebene der filmischen Erzählung und die der Gegenwart der Zuschauer des Jahres 1975 interagieren auf eine Weise miteinander, die die Künstlichkeit des Mediums augenzwinkernd entblößt und dem Publikum sehr deutlich vor Augen führt, dass es sich willentlich einer Illusion hingibt. Nur in dieser Funktion ist es fernerhin möglich, dass der plötzliche Tod eines Animators die Ritter rettet, da sie zuvor von einem Zeichentrickmonster verfolgt wurden.
So gewinnt unter diesem Gesichtspunkt auch die episodenhafte
Struktur wieder an Bedeutung, parodieren die Begebenheiten doch auch die
gängigen Erzählmuster des Fantasygenres, welches sich ja mit Vorliebe in einem
mittelalterlichen Setting ansiedelt. So hat Die
Ritter der Kokosnuß durch internationale Megaerfolge die die Herr der Ringe-Trilogie sogar noch an
Bedeutung hinzugewonnen, treibt er die hinlänglich bekannten Elemente wie
Heldenprüfungen, Bewährungen und Begegnungen mit phantastischen Gegnern doch zu
wunderbar-absurden Blüten. Das Killerkaninchen ist ein näherer Verwandte der
Riesenspinne, die Frodo einwickelt, als man auf den ersten Blick meinen mag,
das Schloss williger Frauen hat ungeahnte Parallelen zu Gollum.
Die Ritter der
Kokosnuß ist Nonsens auf einem Niveau, von dem beispielsweise die deutsche
Fernsehunterhaltung mit ihren sogenannten Comedysendungen nur träumen kann.
Anarchisch und respektlos, absurd und stolz darauf, liebevoll inszeniert in
seinem Wahnsinn und dabei bemerkenswert oft einfach grandios-witzig, ist der
Film nicht nur exzellent gealtert, er schafft es darüber hinaus, sogar die
veränderte Medienlandschaft des 21. Jahrhunderts zu kommentieren. Die Ritter der Kokosnuß versteckt hinter
seinen manchmal vielleicht etwas unbedarften Absurditäten einen wachen Geist,
der so hervorragend um die Mechanismen seines Mediums weiß, dass er imstande
ist, sie geradezu kongenial zu brechen. Der Film ist wie das trojanische
Kaninchen: plakativ von außen, aber mit ungeahnter Durchschlagskraft.
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