Montag, 15. September 2014

Monty Python - Der Sinn des Lebens (1983)



MONTY PYTHON – DER SINN DES LEBENS
(Monty Python’s The Meaning of Life)
Großbritannien 1983
Dt. Erstaufführung: 26.08.1983
Regie: Terry Jones & Terry Gilliam

Der vierte Film der Komikertruppe Monty Python beginnt mit einem Highlight: alternde, vom Turbokapitalismus der 1980er Jahre gequälte Angestellte einer englischen Versicherung meutern, lichten den Anker ihrer Arbeitsstätte und segeln gen Amerika, der ersten Station ihres Kampfes gegen die entmenschlichte Finanzwelt, nur um am Ende über den Rand der Erde zu fallen. Dieses Segment, dass sich als eine Art Vorfilm generiert und in dem Mitglieder der Pythons nur am Rande vorkommen, wird nicht nur konsequent durchgespielt, es nimmt auch augenzwinkernd die Machart von Blockbustern der Zeit auf, indem es seine Absurditäten in gleicher epischer Weise erzählt. Außerdem sieht man dem Film so von der ersten Minute an, dass er der teuerste Film der Formation ist. Was folgt, ist allerdings nur in Teilen erfolgreich. Der Sinn des Lebens ist sehr viel launiger als seine Vorgänger und ein deutlicher Rückschritt verglichen mit dem superben Das Leben des Brian.

Der Sinn des Lebens ist eine Rückkehr zur Sketchstruktur von Die wunderbare Welt der Schwerkraft. In diversen Einspielern wird nach einer Antwort auf die dem Titel innewohnende Frage gesucht. Exemplarisch wird anhand der Lebensstationen Geburt, Schulzeit, Mid-Life und Tod die Unmöglichkeit einer Antwort illustriert, selbstredend in der typischen Python'esken Absurdität.

Es mangelt dem Film nicht an wundervollen Momenten. Neben der  Eröffnungsmeuterei singt ein Kinderchor "Every Sperm is sacred", im ersten Zulu-Krieg kommt ein Bein abhanden, John Cleese gibt sehr anschaulichen Sexualkundeunterricht für eine desinteressierte Klasse und der Tod holt eine renitente Freundesgruppe ab. Doch es gibt auch mehr Leerlauf als man es von Monty Python gewohnt ist und häufiger als sonst flüchtet man sich in einen von Körperflüssigkeiten bestimmten Selbstzweck. Der alles und jeden im wahrsten Sinne des Wortes ankotzende Restaurantgast, der irgendwann ob des vielen Essens explodiert und alle anderen Gäste ebenfalls zum übergeben respektive gehen animiert, ist ein besonders krudes Beispiel, weil der Sketch nur auf eine negative Überwältigung, auf einen pubertären Tabubruch aus ist und in seinen Kotzarien nicht sonderlich witzig daherkommt. Dass man diese eher unangenehme Körperfunktion auch unterhaltsam inszenieren kann, mussten Jahre später erst die Radio-Comedyserie Die Arschkrampen und die Puppen-Satire Team America - World Police beweisen.

Der Sinn des Lebens ist der erste Monty Python-Film, in dem sich Leerlauf breit machen kann. Es gibt immer noch viele wunderbare Einfälle und Details, aber insgesamt fehlt diesem Material die weniger funktionierenden Teile zu kaschieren wusste. So viele Sketche wie Die wunderbare Welt der Schwerkraft kann Der Sinn des Lebens nicht unterbringen und so fallen die weniger funktionalen Parts wie eben der Restaurantzwischenfall deutlicher auf. Manchmal bricht eine Nummer sogar in sich entzwei, etwa wenn zunächst einem Lebenden diverse Organe entnommen werden (und der Film blutiger wird als es sich die Killerkaninchen je hätten erträumen können), nur um dann Eric Idle einem Kühlschrank entsteigen zu lassen, der der Witwe ein (hervorragendes) Ständchen über das Universum zum Besten bringt (und das knapp zehn Jahre später in familienfreundlicherer Version für die Trickserie Animaniacs adaptiert wurde).

Am besten ist der Film, wenn er sich auf die absoluten Stärken der Gruppe konzentriert: hemmungsloser Nonsens und süffisante Kommentare zu gesellschaftspolitischen Themen. Da wird die Arbeiterstadt Yorkshire zur Dritten Welt, in der Katholiken beklagen, dass das Tragen von Kondomen ihnen verboten ist, während eine Protestantin erfährt, dass sie so oft Sex haben könnte, wie sie wollte - theoretisch. Und wenn man sich gänzlich in eine obskure Ecke manövriert hat (wie im Afrika-Sketch), dann wird die Situation eben ohne Klimax zum nächsten Beitrag übergeblendet.
So ist der teuerste und tricktechnisch aufwendigste der Monty Python-Filme zugleich der Schwächste. All die guten, mitunter auch grandiosen Momente können nicht kaschieren, dass es merklich im Getriebe der Truppe rumort. Und letztlich geht mit der sehr viel größeren, bombastischeren Inszenierung auch ein bisschen der Low-Budget-Charme der Vorgänger verloren. Die Pythons der 80er waren augenscheinlich nicht mehr die Pythons der 70er und rückblickend ist es wohl weise gewesen, es nach diesem Film nicht noch einmal zu versuchen. Denn Die Ritter der Kokosnuß wird immer über eine Runde Find the Fish triumphieren.




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