Dienstag, 26. August 2014

Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft (1971)




MONTY PYTHONS WUNDERBARE WELT DER SCHWERKRAFT
(Monty Python’s and now for something completely different)
Großbritannien 1971
Dt. Erstaufführung: 29.12.1972
Regie: Ian MacNaughton

Über die Humorgrenzen ist auch und gerade im Kontext Film bereits viel nachgedacht worden. So konnte man mit dem (angeblichen) Wortwitz der französischen Erfolgskomödie Die Besucher mit Jean Reno außerhalb des Heimatlandes nichts anfangen und ließ sie beispielsweise in der deutschen Übersetzung zur Klamotte verkommen. Skandinavischer Humor gilt als staubtrocken und makaber, der US-amerikanische als brachial und wenig subtil. Und für den sprichwörtlichen britischen Humor benötigt man der Sage nach auf der ganzen Welt einen bestimmten Sinn für Komik. Gerade den US-Amerikanern wird immer wieder nachgesagt respektive vorgehalten, dass sie weniger empfänglich für die Grotesken sind, die Humor made in GB zu bieten hat. So verwundert es kaum, dass die geradezu kultisch verehrte TV-Serie Monty Python's Flying Circus in den USA zunächst lange Jahre nicht im Fernsehen lief, weshalb die Komikertruppe 1971 diesen Kompilationsfilm konzipierte, der - Ironie des Marketings - in England am Ende sehr viel erfolgreicher war als in den USA.

Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft besteht aus dem Best-Of der ersten zwei Staffeln der TV-Serie; die Sketche wurden für den Film neu gedreht und teilweise leicht gekürzt. So sollte einem breiteren Publikum der Zugang zu solchen Perlen wie dem Dead Parrot-Sketch oder den Trotteln der feinen Gesellschaft ermöglicht werden. Inhaltlich bietet der Film Python-Fans also rein gar nichts neues, sieht man von den Moderationen von John Cleese ab, die sich aber auch nur auf den Satz "...and now for something completly different" beschränken. So hängt die Rezeption davon ab, was man erwartet: wenn man überrascht werden will, ist die wunderbare Welt der Schwerkraft sicherlich kein gewinnbringender Zeitvertreib, als Einstieg in die wilde Welt der Komikertruppe oder nur als kompakter Zusammenschnitt für Fans ist es ein grandios-unqualifizierter Erfolg.

Man kann konstatieren, dass der Zusammenschnitt von Sketchen, die auch bei Monty Python den üblichen humoristischen Qualitätsschwankungen unterliegen, auch bei knackigen 85 Minuten Laufzeit ein paar Längen aufweist. Nicht jeder Einspieler ist pures Gold, die animierten Fieberträume von Terry Gilliam bremsen manchmal das Tempo unangenehm abrupt ab. Doch fällt das wirklich ins Gewicht, wenn zwischendurch die Absurditäten und der kafkaeske Wahnsinn in gewohnte Höhen geschraubt werden? Der Sketch im TV-Studio mag nicht so gut funktionieren, derjenige über den tödlichsten Witz der Welt umso mehr. Das gleiche gilt für die "Dirty Hungarian Phrasebooks" oder die Stadt in Angst vor einer Rentnergang, ein Gag-Konzept, dass immer wieder von unterschiedlichsten Humoristen ausgegraben und neu bearbeitet wird. Durch die schiere Masse an Einspielern ist gegeben, dass ein jeder Zuschauer etwas finden sollte, was seinen  oder ihren funny bone kitzelt.

So mag die wunderbare Welt der Schwerkraft nicht so ambitioniert daherkommen wie die Nachfolgefilme der Truppe (mit der Arbeit an Die Ritter der Kokosnuß wurde gleich im Anschluss begonnen), ist aber dennoch ein beeindruckendes Zeugnis für die Kreativität, die hinter Cleese, Chapman, Idle und Co. steckt. Der Film mag eher etwas für den Python-Novizen sein, aber seinen Humor oder auch seinen Unterhaltungswert verliert er dadurch nicht.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen