TERMINATOR 2 – TAG
DER ABRECHNUNG
(Terminator 2: Judgement Day)
USA/Frankreich 1991
Dt. Erstaufführung: 24. Oktober 1991
Regie: James Cameron
Dt. Erstaufführung: 24. Oktober 1991
Regie: James Cameron
Terminator
2 ist die vielleicht unterhaltsamste Redundanz der Filmgeschichte, da der
Film viele Punkte aus Terminator
einfach mit leicht veränderten Vorzeichen erneut erzählt. Wieder muss die
Zukunft der Menschheit durch eine Zeitreise vor einem feindlichen Übergriff
geschützt werden, wieder gibt es atemlose Fluchten in einem inszenatorisch
schweißtreibenden Tempo serviert, wieder generiert Regisseur James Cameron eine
überzeugende Atmosphäre der Dringlichkeit. Je nach Quelle wird dieser oder der
erste Teil als bester Beitrag zur Reihe gehandelt und es ist wohl auch nur ein
marginaler Unterschied, da beide Filme exzellente Genrebeiträge darstellen. Terminator 2 mag „familienfreundlicher“
daherkommen, indem er selbst der Killermaschine aus dem Vorgänger hier ein
Mindestmaß an Empathie zugesteht und die beengende Ausweglosigkeit des
Originals mit Elementen des Road-Movies auflockert, aber letztlich geizt auch
Teil Zwei nicht mit albtraumhaften Bildern. Er mag insgesamt etwas leichter zu
konsumieren sein als Terminator anno
1984, aber weniger erfolgreich ist er dadurch nicht. Terminator 2 ist filmgewordene Kinetik.
Sarah Connor (Linda Hamilton), die „Mutter der Rebellion“,
hat inzwischen ihren Sohn John (Edward Furlong) bekommen und zehn Jahre sind
ins Land gegangen. Während Sarah aufgrund des unausweichlich erscheinenden
Krieges zwischen Mensch und Maschine zusehends paranoider und in einer
psychiatrischen Anstalt untergebracht wurde, lebt John bei Pflegeltern (Jenette
Goldstein und Xander Berkeley) und ist mit seinen zehn Jahren bereits ziemlich
versiert auf dem Gebiet der Kleinkriminalität. Aus dem Jahr 2029 wird derweil erneut
ein Terminator geschickt, um die Mission zu beenden, die das Original 1984
nicht erfüllen konnte: die Eliminierung von John Connor, dem zukünftigen
Anführer der Resistance gegen die Maschinen. Dieses Modell nennt sich T-1000
(Robert Patrick), besteht aus flüssigem Metall und ist weitaus effizienter als
all seine Vorgänger. Doch just so ein Modell (Arnold Schwarzenegger) wird
ebenfalls zurückgesandt, umprogrammiert von John, um ihn als Kind vor dem
Zugriff des T-1000 zu schützen. Diesmal stellt sich nicht nur die Frage, wer
von beiden das Ziel als Erster erreicht, sondern auch, ob sich die drohende
Bewusstwerdung des Skynet-Systems, dass alle Menschen als Bedrohung einstufen
wird, noch rechtzeitig verhindern lässt.
Roger Ebert, der US-Kritikerpapst, brachte es süffisant auf
den Punkt: „Niemand wird sich darüber beschweren können, nicht genug Action
gesehen zu haben.“ Fürwahr, Terminator 2
ist, ähnlich wie der ebenfalls von Cameron inszenierte Aliens – Die Rückkehr, einer der besten Genrebeiträge überhaupt,
ein rasantes Werk, dass es versteht, all die funktionierenden Elemente des
ersten Teils zu bewahren und – was in der Natur der Sache liegt – noch
auszubauen. Die Actionsequenzen sind noch größer, noch wohlkomponierter, die
Charakterisierung funktioniert nach den gleichen Mechanismen wie in Terminator, ebenso die sehr unmittelbare
Inszenierung. Cameron weiß geradezu traumwandlerisch, welche Knöpfe er drücken
muss. Wer dies manipulativ nennt, dem sei der Vergleich mit Michael-Bay-Filmen
wie Transformers ans Herz gelegt.
Während der eine weiß, wie man mehr aus einem Film herausholt als die Summe
seiner Teile vermuten lässt, schafft es der andere das genaue Gegenteil.
Cameron ist ein ehrlicher Regisseur und es ist diese direkte, schnörkellose,
mit Elan durchgeführte Art, die die recht einfach gehaltenen Konstellationen in
Terminator 2 funktionieren lässt.
Etwas mehr Augenmerk legt Terminator 2 auf die in Teil Eins eher angedeutete und
(budgetbedingt) klaustrophobische Apokalypse. Das mehr an Geld konnte in die
Darstellung einer düsteren Zukunftsvision gesteckt werden, die beklemmend ist,
aber nicht zu vergleichen mit der Illustrierung von Sarahs Alptraum über den
Abwurf der ersten Bombe. Dank des Zusatzmaterials der Heimmedien weiß man, dass
auch die Künstler, die an dieser Sequenz arbeiteten und die die Einäscherung
einer Menschengruppe auf einem Spielplatz beinhaltet, nach Beendigung ziemlich
mitgenommen waren. Ähnlich ergeht es dem Zuschauer. Das Bild eines brennenden
Spielplatzes als Sinnbild einer gänzlich verlorenen Unschuld mag an sich etwas
plakativ sein, aber wenn die Bombe fällt und Eltern und Kinder innerhalb
kürzester Zeit verbrennt, um ihre Asche dann von einer Druckwelle hinweggefegt
zu wissen, dann ist das eins, wenn nicht das zentrale Bild des Films. Dies
führt nicht nur zu einem tieferen Verständnis für Sarah (wer würde nicht zu
extremen Mitteln greifen, um solch eine Zukunft nicht Wirklichkeit werden zu
lassen?), es eröffnet auch gänzlich neue Interaktionsspielräume mit der neuen
Figur Miles Dyson (Joe Morton), dessen Forschungen die Herrschaft der Maschinen
erst ermöglichen. Terminator 2 ist
clever genug, ihn nicht als Antagonist zu zeichnen, sondern als Menschen,
dessen Werk allzu leicht missbraucht werden kann.
Die beste neue Figur aber ist Robert Patricks T-1000, den
vom ersten Moment eine Aura der Gefahr umgibt und der trotz seiner körperlich
weniger präsenten Erscheinung im Vergleich mit dem älteren Modell eine ähnliche
Bedrohungskulisse aufzubauen vermag wie Schwarzenegger im ersten Teil. Einzig
seine bloße Existenz und sein reisen durch die Zeit wirft einige sehr
offensichtliche Fragen auf: Warum hat man nicht sofort einen T-1000 ins Jahr
1984 geschickt? War man so davon überzeugt, ein Muskelberg wie der T-800 würde
weniger auffallen? Und wie ist die Reise überhaupt möglich, wenn Reese im
ersten Teil doch erwähnte, die Zeitmaschine wäre nach seinem Durchtreten vom
zukünftigen John Connor zerstört worden? Ganz besonders beim zeitnahen Sichten
beider Filme fallen diese Fragen, gerade letztere, ins Gewicht, auch wenn sie
das Vergnügen an der Narrative an sich nur kurzfristig irritieren. Die damals
bahnbrechenden Morphing-Effekte aus dem Computer halten sich auch heute noch
sehr gut und in den entscheidenden Momenten wird ohnehin auf gute alte
tricktechnische Handwerkskunst zurückgegriffen.
Am Ende des Tages kann man es auf folgende Fragestellung
herunterbrechen: war man vollkommen fasziniert von der düsteren, beengenden
Atmosphäre des ersten Films? Oder präferiert man die mehr oder minder gleiche
Handlung mit etwas Humor „aufgepeppt“ (der Director’s Cut des Films tut ihm im
Übrigen dahingehend keinen Gefallen, die Kinoversion ist stringenter, da sie
sich von allen unnötigen Comedyeinlagen befreit hat)? Je nachdem, in welche
Richtung man mehr neigt, wird man auch in punkto der Terminator-Filme seinen Favoriten heraussuchen. Doch eigentlich
sind die Unterschiede nicht so groß, wie sie auf den ersten Blick scheinen. So
oder so ist Terminator 2 ein
grandioses Spektakel, in vielen Belangen die Quintessenz des Genres.
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