Montag, 4. August 2014

Terminator 2 - Tag der Abrechnung (1991)




TERMINATOR 2 – TAG DER ABRECHNUNG
(Terminator 2: Judgement Day)
USA/Frankreich 1991
Dt. Erstaufführung: 24. Oktober 1991
Regie: James Cameron

Terminator 2 ist die vielleicht unterhaltsamste Redundanz der Filmgeschichte, da der Film viele Punkte aus Terminator einfach mit leicht veränderten Vorzeichen erneut erzählt. Wieder muss die Zukunft der Menschheit durch eine Zeitreise vor einem feindlichen Übergriff geschützt werden, wieder gibt es atemlose Fluchten in einem inszenatorisch schweißtreibenden Tempo serviert, wieder generiert Regisseur James Cameron eine überzeugende Atmosphäre der Dringlichkeit. Je nach Quelle wird dieser oder der erste Teil als bester Beitrag zur Reihe gehandelt und es ist wohl auch nur ein marginaler Unterschied, da beide Filme exzellente Genrebeiträge darstellen. Terminator 2 mag „familienfreundlicher“ daherkommen, indem er selbst der Killermaschine aus dem Vorgänger hier ein Mindestmaß an Empathie zugesteht und die beengende Ausweglosigkeit des Originals mit Elementen des Road-Movies auflockert, aber letztlich geizt auch Teil Zwei nicht mit albtraumhaften Bildern. Er mag insgesamt etwas leichter zu konsumieren sein als Terminator anno 1984, aber weniger erfolgreich ist er dadurch nicht. Terminator 2 ist filmgewordene Kinetik.

Sarah Connor (Linda Hamilton), die „Mutter der Rebellion“, hat inzwischen ihren Sohn John (Edward Furlong) bekommen und zehn Jahre sind ins Land gegangen. Während Sarah aufgrund des unausweichlich erscheinenden Krieges zwischen Mensch und Maschine zusehends paranoider und in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht wurde, lebt John bei Pflegeltern (Jenette Goldstein und Xander Berkeley) und ist mit seinen zehn Jahren bereits ziemlich versiert auf dem Gebiet der Kleinkriminalität. Aus dem Jahr 2029 wird derweil erneut ein Terminator geschickt, um die Mission zu beenden, die das Original 1984 nicht erfüllen konnte: die Eliminierung von John Connor, dem zukünftigen Anführer der Resistance gegen die Maschinen. Dieses Modell nennt sich T-1000 (Robert Patrick), besteht aus flüssigem Metall und ist weitaus effizienter als all seine Vorgänger. Doch just so ein Modell (Arnold Schwarzenegger) wird ebenfalls zurückgesandt, umprogrammiert von John, um ihn als Kind vor dem Zugriff des T-1000 zu schützen. Diesmal stellt sich nicht nur die Frage, wer von beiden das Ziel als Erster erreicht, sondern auch, ob sich die drohende Bewusstwerdung des Skynet-Systems, dass alle Menschen als Bedrohung einstufen wird, noch rechtzeitig verhindern lässt.

Roger Ebert, der US-Kritikerpapst, brachte es süffisant auf den Punkt: „Niemand wird sich darüber beschweren können, nicht genug Action gesehen zu haben.“ Fürwahr, Terminator 2 ist, ähnlich wie der ebenfalls von Cameron inszenierte Aliens – Die Rückkehr, einer der besten Genrebeiträge überhaupt, ein rasantes Werk, dass es versteht, all die funktionierenden Elemente des ersten Teils zu bewahren und – was in der Natur der Sache liegt – noch auszubauen. Die Actionsequenzen sind noch größer, noch wohlkomponierter, die Charakterisierung funktioniert nach den gleichen Mechanismen wie in Terminator, ebenso die sehr unmittelbare Inszenierung. Cameron weiß geradezu traumwandlerisch, welche Knöpfe er drücken muss. Wer dies manipulativ nennt, dem sei der Vergleich mit Michael-Bay-Filmen wie Transformers ans Herz gelegt. Während der eine weiß, wie man mehr aus einem Film herausholt als die Summe seiner Teile vermuten lässt, schafft es der andere das genaue Gegenteil. Cameron ist ein ehrlicher Regisseur und es ist diese direkte, schnörkellose, mit Elan durchgeführte Art, die die recht einfach gehaltenen Konstellationen in Terminator 2 funktionieren lässt.

Etwas mehr Augenmerk legt Terminator 2 auf die in Teil Eins eher angedeutete und (budgetbedingt) klaustrophobische Apokalypse. Das mehr an Geld konnte in die Darstellung einer düsteren Zukunftsvision gesteckt werden, die beklemmend ist, aber nicht zu vergleichen mit der Illustrierung von Sarahs Alptraum über den Abwurf der ersten Bombe. Dank des Zusatzmaterials der Heimmedien weiß man, dass auch die Künstler, die an dieser Sequenz arbeiteten und die die Einäscherung einer Menschengruppe auf einem Spielplatz beinhaltet, nach Beendigung ziemlich mitgenommen waren. Ähnlich ergeht es dem Zuschauer. Das Bild eines brennenden Spielplatzes als Sinnbild einer gänzlich verlorenen Unschuld mag an sich etwas plakativ sein, aber wenn die Bombe fällt und Eltern und Kinder innerhalb kürzester Zeit verbrennt, um ihre Asche dann von einer Druckwelle hinweggefegt zu wissen, dann ist das eins, wenn nicht das zentrale Bild des Films. Dies führt nicht nur zu einem tieferen Verständnis für Sarah (wer würde nicht zu extremen Mitteln greifen, um solch eine Zukunft nicht Wirklichkeit werden zu lassen?), es eröffnet auch gänzlich neue Interaktionsspielräume mit der neuen Figur Miles Dyson (Joe Morton), dessen Forschungen die Herrschaft der Maschinen erst ermöglichen. Terminator 2 ist clever genug, ihn nicht als Antagonist zu zeichnen, sondern als Menschen, dessen Werk allzu leicht missbraucht werden kann.

Die beste neue Figur aber ist Robert Patricks T-1000, den vom ersten Moment eine Aura der Gefahr umgibt und der trotz seiner körperlich weniger präsenten Erscheinung im Vergleich mit dem älteren Modell eine ähnliche Bedrohungskulisse aufzubauen vermag wie Schwarzenegger im ersten Teil. Einzig seine bloße Existenz und sein reisen durch die Zeit wirft einige sehr offensichtliche Fragen auf: Warum hat man nicht sofort einen T-1000 ins Jahr 1984 geschickt? War man so davon überzeugt, ein Muskelberg wie der T-800 würde weniger auffallen? Und wie ist die Reise überhaupt möglich, wenn Reese im ersten Teil doch erwähnte, die Zeitmaschine wäre nach seinem Durchtreten vom zukünftigen John Connor zerstört worden? Ganz besonders beim zeitnahen Sichten beider Filme fallen diese Fragen, gerade letztere, ins Gewicht, auch wenn sie das Vergnügen an der Narrative an sich nur kurzfristig irritieren. Die damals bahnbrechenden Morphing-Effekte aus dem Computer halten sich auch heute noch sehr gut und in den entscheidenden Momenten wird ohnehin auf gute alte tricktechnische Handwerkskunst zurückgegriffen.

Am Ende des Tages kann man es auf folgende Fragestellung herunterbrechen: war man vollkommen fasziniert von der düsteren, beengenden Atmosphäre des ersten Films? Oder präferiert man die mehr oder minder gleiche Handlung mit etwas Humor „aufgepeppt“ (der Director’s Cut des Films tut ihm im Übrigen dahingehend keinen Gefallen, die Kinoversion ist stringenter, da sie sich von allen unnötigen Comedyeinlagen befreit hat)? Je nachdem, in welche Richtung man mehr neigt, wird man auch in punkto der Terminator-Filme seinen Favoriten heraussuchen. Doch eigentlich sind die Unterschiede nicht so groß, wie sie auf den ersten Blick scheinen. So oder so ist Terminator 2 ein grandioses Spektakel, in vielen Belangen die Quintessenz des Genres.



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