Montag, 18. August 2014

Terminator - Die Erlösung (2009)

TERMINATOR - DIE ERLÖSUNG
(Terminator: Salvation)

USA 2009
Regie: McG
Dt. Erstaufführung: 04.06.2009

Terminator 3 - Rebellion der Maschinen, ein ansonsten eher unwürdiges Kapitel des Franchises, endete immerhin mit der Einlösung aller Prophezeiungen und Möglichkeiten, mit denen in den vorangegangenen Filmen gespielt wurde: SkyNet, jene Bewusstsein entwickelnde Hochtechnologie, startete mit ihrem Angriff gegen die per se als Bedrohung eingestuften Menschen. Terminator - Die Erlösung ist folgerichtig der erste Teil der Reihe, der die postapokalyptische Zukunft nicht nur etwas verschämt in Rückblenden (oder sind es in diesem Fall eher Vorblenden?) abhandeln kann. Das eröffnet nicht nur neue Handlungsräume, es bringt leider auch eine gängige Ästhetisierung dieser Dystopie mit sich. Die Welt in dem von McG inszenierten Film hat kaum noch etwas mit der klaustrophobischen, von Trümmern übersäten Zukunft der James-Cameron-Filme zu tun, vielmehr ist es eine durch den Underworld-Filter gejagte Pop-Apokalypse - alles ist etwas zu schön, zu wenig dreckig und ja, auch zu wenig hoffnungslos.
Mag man mit solchen
ästhetischen Kriterien noch leben können, wiegt ein anderer Aspekt sehr viel schwerer: Die Erlösung ist der langweiligste Teil der Serie, der verzweifelt auf der Suche nach möglichen Themenvariationen ist und dabei doch dazu verdammt ist, nur das hinlänglich bekannte zu illustrieren. McGs Film gehen nicht völlig die Ideen ab, aber die standardisierte Inszenierung torpediert beständig jeglichen Spaß, den der erneute Ausflug in die Welt der Killerroboter machen könnte.
Der Untergang hat stattgefunden: die Reste der Menschheit kämpfen einen aussichtslos erscheinenden Kampf gegen die von der künstlichen Superintelligenz kontrollierten Maschinen, vor allem die humanoiden Terminatoren. Einer der Soldaten ist John Connor (Christian Bale), der unter der Bürde, der prophezeite Heilsbringer zu sein, leidet. Eines Tages taucht der mysteriöse Marcus Wright (Sam Worthington) auf, der der Schlüssel zum Rätsel sein könnte, wie John gegen alle Widerstände doch noch zum entscheidenden Faktor im Krieg gegen die Maschinenen werden könnte. Zumal SkyNet mit einem neuen Typ von Terminator experimentiert - lebendes menschliches Gewebe über einem künstlichen Innern...
Die gute Nachricht: Christian Bale ist ein sehr viel besserer John Connor als Nick Stahl. Bale kauft man ab, dass er einst der neunmalkluge Edward Furlong in Tag der Abrechnung war, außerdem macht er rein durch seine physische Präsenz eine bessere Figur in der Postapokalypse. Als Vergleich sei nur an die unfreiwillig peinlice "Vision" in Rebellion der Maschinen erinnert, die den Hänfling Stahl als Rebellenführer imaginierte. Dieser John Connor ist ein Macher, ohne Frage, aber nicht einer, dem jegliches Denk- und Einfühlungsvermögen abhanden gekommen ist. Der Widerspruch, mit dem John zu kämpfen hat, die Diskrepanz zwischen Wissen um die Zukunft bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit, welche Schritte denn nun konkret getan werden müssen, um genau diese Zukunft wahr werden zu lassen, gehören zu den besten Elementen in Die Erlösung.
Ein ähnlich gelagertes Dilemma möchte der Film für Sam Worthingtons Charakter kreieren. In einem anderen Film wäre dies eine potente Sache gewesen, im Kontext der Terminator-Filme wirkt es erneut wie eine etwas bemühte Suche nach einer Innovation. Marcus ist ein zwar durchaus interessanter, aber auch letztlich unlogischer Schritt in der Mythologie der Serie, ein Vehikel, um einmal mehr die Überlegenheit menschlicher Emotionen gegenüber kalter Maschinenlogik zu demonstrieren. Denn, so erzählt es uns der Film: Marcus ist ein Cyborg, der nicht weiß, dass er einer ist, eine Infiltrationseinheit, die nicht weiß, dass sie spioniert. Diese Prämisse hat in sich ein Potenzial, dass Philipp K. Dick stolz machen würde, im Rahmen der Terminator-Reihe fragt man sich ständig, ob die Entwicklung von Arnold-Schwarzenegger-Modellen (der hier nur als digitaler Klon auftritt) danach nicht ein Rückschritt ist.
Doch, auch dass muss man anmerken, für solche Überlegungen interessiert sich der Film weniger, ihm geht es vielmehr um den ständigen Nachschub an Aha!-Momenten, die den aufmerksamen Zuschauer aber kaum überraschen können. Dabei rackert sich
Die Erlösung durchaus damit ab, die Kontinuität einigermaßen aufrecht zu halten und vor allem das Zusammentreffen mit dem jungen Kyle Reese und seinem älteren Sohn John ist eine Perle für sich.
So hangelt sich Die Erlösung nur von Showact zu Showact, inszenatorisch auf solidem, aber eben auch arg durchschnittlichem Niveau. McG gelingt es nicht, eine involvierende Atmosphäre zu generieren, geschweige denn die Terminator-Mythologie so weit zu ergänzen, dass es über den Moment hinaus Bestand hätte. Die Konstruktion ist wacklig wie ein Kartenhaus, viel zu filigran, um ein Schwergewicht wie dieses Franchise zu tragen. War bereits Rebellion der Maschinen ein deutlicher Rückschritt gegenüber den sorgfältigen und vor allem schlicht aufregenden Cameron-Filmen, unterbietet Die Erlösung seinen enttäuschenden Vorgänger nochmals. Es gibt immer noch ein paar interessante Ideen und einen zumindest erkennbaren Willen, die Reihe nicht gänzlich ad absurdum zu führen, aber am Ende des Tages ist der vierte Teil der Saga ein 08/15-Actionfilm der neueren Spielart, visuell und inszenatorisch austauschbar und dementsprechend mau. Die Erlösung hätte wohl noch sehr viel schlechter ausfallen können. Nur bedauerlicherweise auch sehr viel besser.



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