MONTY PYTHONS
WUNDERBARE WELT DER SCHWERKRAFT
(Monty Python’s and
now for something completely different)
Großbritannien 1971
Dt. Erstaufführung: 29.12.1972
Regie: Ian MacNaughton
Dt. Erstaufführung: 29.12.1972
Regie: Ian MacNaughton
Über die Humorgrenzen ist auch und gerade im Kontext
Film bereits viel nachgedacht worden. So konnte man mit dem (angeblichen)
Wortwitz der französischen Erfolgskomödie Die Besucher mit Jean Reno
außerhalb des Heimatlandes nichts anfangen und ließ sie beispielsweise in der
deutschen Übersetzung zur Klamotte verkommen. Skandinavischer Humor gilt als
staubtrocken und makaber, der US-amerikanische als brachial und wenig subtil.
Und für den sprichwörtlichen britischen Humor benötigt man der Sage nach auf
der ganzen Welt einen bestimmten Sinn für Komik. Gerade den US-Amerikanern wird
immer wieder nachgesagt respektive vorgehalten, dass sie weniger empfänglich
für die Grotesken sind, die Humor made in GB zu bieten hat. So
verwundert es kaum, dass die geradezu kultisch verehrte TV-Serie Monty
Python's Flying Circus in den USA zunächst lange Jahre nicht im Fernsehen
lief, weshalb die Komikertruppe 1971 diesen Kompilationsfilm konzipierte, der -
Ironie des Marketings - in England am Ende sehr viel erfolgreicher war als in
den USA.
Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft besteht aus dem
Best-Of der ersten zwei Staffeln der TV-Serie; die Sketche wurden für den Film
neu gedreht und teilweise leicht gekürzt. So sollte einem breiteren Publikum
der Zugang zu solchen Perlen wie dem Dead Parrot-Sketch oder den
Trotteln der feinen Gesellschaft ermöglicht werden. Inhaltlich bietet der Film
Python-Fans also rein gar nichts neues, sieht man von den Moderationen von John
Cleese ab, die sich aber auch nur auf den Satz "...and now for something
completly different" beschränken. So hängt die Rezeption davon ab, was man
erwartet: wenn man überrascht werden will, ist die wunderbare Welt der
Schwerkraft sicherlich kein gewinnbringender Zeitvertreib, als Einstieg in
die wilde Welt der Komikertruppe oder nur als kompakter Zusammenschnitt für
Fans ist es ein grandios-unqualifizierter Erfolg.
Man kann konstatieren, dass der Zusammenschnitt von Sketchen, die auch
bei Monty Python den üblichen humoristischen Qualitätsschwankungen unterliegen,
auch bei knackigen 85 Minuten Laufzeit ein paar Längen aufweist. Nicht jeder
Einspieler ist pures Gold, die animierten Fieberträume von Terry Gilliam
bremsen manchmal das Tempo unangenehm abrupt ab. Doch fällt das wirklich ins
Gewicht, wenn zwischendurch die Absurditäten und der kafkaeske Wahnsinn in
gewohnte Höhen geschraubt werden? Der Sketch im TV-Studio mag nicht so gut
funktionieren, derjenige über den tödlichsten Witz der Welt umso mehr. Das
gleiche gilt für die "Dirty Hungarian Phrasebooks" oder die Stadt in
Angst vor einer Rentnergang, ein Gag-Konzept, dass immer wieder von
unterschiedlichsten Humoristen ausgegraben und neu bearbeitet wird. Durch die
schiere Masse an Einspielern ist gegeben, dass ein jeder Zuschauer etwas finden
sollte, was seinen oder ihren funny bone kitzelt.
So mag die wunderbare Welt der Schwerkraft nicht so ambitioniert
daherkommen wie die Nachfolgefilme der Truppe (mit der Arbeit an Die Ritter
der Kokosnuß wurde gleich im Anschluss begonnen), ist aber dennoch ein
beeindruckendes Zeugnis für die Kreativität, die hinter Cleese, Chapman, Idle
und Co. steckt. Der Film mag eher etwas für den Python-Novizen sein, aber
seinen Humor oder auch seinen Unterhaltungswert verliert er dadurch nicht.