BROWN MOUNTAIN – ALIEN ABDUCTION
(Alien
Abduction)
USA 2014
Dt.
Erstaufführung: 02.12.2014 (DVD-Premiere)
Regie: Matty
Beckerman
Es ist ja
allgemein bekannt, dass mensch in den USA keine Meile weit gehen kann, ohne von
einem übernatürlichen Phänomen überrascht zu werden. Zählt man alle lokalen
Geschichten von Monstern, Bigfoots, UFOs und Aliens, Gespenstern und seltsamen
Lichtern zusammen ist es erstaunlich, dass die Menschen in den Vereinigten
Staaten überhaupt noch zu anderen Dingen kommen als sich gegen
nicht-menschliche Entitäten durchzusetzen. Soweit, so albern. Dabei soll gar
nicht die Existenz von Dingen geleugnet werden, die sich die Zeugen nicht
erklären können (und für die es sicherlich Erklärungen außerhalb des
paranormalen Spektrums gibt), sondern lediglich die schiere Masse hinterfragt
werden. Brown Mountain ist so ein Ort, an dem man sich besser nicht in der
Nacht (und, wie es der Film suggeriert, wohl auch nicht am Tag) aufhält, weil
die Chancen gut stehen, von Außerirdischen entführt zu werden. Es kursieren die
üblichen Schauermärchen von mysteriösen Lichtern mit anschließender
Bekanntschaft in ihrer Motivation undurchdringlichen Kreaturen – kurzum: eine
ziemlich dankbare, wenn auch hinlänglich bekannte Prämisse. Regiedebütant Matty
Beckerman macht daraus aber einen leidlich unterhaltsamen
Found-Footage-Thriller, der eher durch seine Klischee-Checkliste auffällt
anstatt durch seine Fähigkeit, eine involvierende Atmosphäre zu generieren.
Der 11-jährige
Riley (Riley Polanski) befindet sich mit seiner Familie auf einem Campingtrip
rund um Brown Mountain, North Carolina. Als Therapie hat der autistische Junge
die Aufgabe erhalten, sein Leben in einem Videotagebuch festzuhalten, was er
auch brav verfolgt. Eines Nachts werden Riley und seine zwei Geschwister von
einem hellen Licht geweckt und beobachten sternenähnliche Objekte, die auf
ungewöhnliche Weise über den Himmel manövrieren. Am nächsten Tag spielt das
Navigationsgerät des Autos verrückt und die Familie landet mit einem kaum noch
Treibstoff enthaltenen Auto auf einer einsamen Straße mitten im Nirgendwo, wo
sie durch eine verwaiste Autoflotte in einem Tunnel gestoppt werden. Allem
Anschein nach wurden die Menschen gewaltsam aus ihren Fahrzeugen gezerrt. Bei
ihren Nachforschungen stößt die Familie schnell auf die Hintermänner des Ganzen
– und die sind weder menschlich noch freundlich.
Brown Mountain – Alien Abduction bietet
all das, was man von einer Geschichte dieser Art erwartet: ausfallende Technik
(nur Rileys Kamera zeigt eine bemerkenswerte Resilienz), einsame Landstriche,
Aliens, die während ihrer Verfolgung der Protagonisten diesen Zeit für
„charakterbildende“ Dialoge lassen. Und natürlich Figuren, die blöde Fehler
begehen, wie sie sich für einen Horrorfilm gehören. Wer behält bei einem
Campingausflug beispielsweise nicht die Tanknadel im Auge? Und wer würde bei
einer unheimlichen Situation wie der am Tunnel wirklich aussteigen, anstatt
umzudrehen und schleunigst das Weite suchen? Und warum wartet ein Alien
seelenruhig in einem Auto, nur um im richtigen Moment die Männer der Familie zu
Tode zu erschrecken? Letzteres ist zumindest leicht zu beantworten: weil der
Film sich für keinen Jump Scare zu
schade ist. Diese „Buh!“-Momente sind vorhersehbar und selten effektiv, weil
sie zudem mit einer gewissen unfreiwilligen Komik daherkommen. Nicht nur, dass
einem Aggressor in Signs – Zeichen
Manier die Tür vor der Nase zugeschlagen wird (haben sie etwa Probleme damit?),
ihre Technik ist so ausgefeilt, dass sie Menschen praktisch überall ausspüren,
in ihr Raumschiff saugen und ggf. dabei töten können, aber wehe, sie verstecken
sich mit einer Kamera (augenscheinlich liegt den Aliens die Manipulation und
Aufspürung von menschlicher Technik im Blut) im Unterholz. Durch die leicht
schleppende Inszenierung, die mit dem Erreichen der obligatorischen einsamen
Waldhütte inklusive misstrauischen Redneck ziemlich an Zugkraft verliert,
fallen diese Fauxpas bereits bei der Sichtung auf und nicht erst in der Analyse
– ein Fehler bei jedem Horrorfilm.
Dabei versuchen
die Darsteller möglichst viel aus den dünnen Charakteren herauszuholen, auch
wenn sie nie wie eine Familie wirken. Immerhin ist die Erklärung, warum Riley
in so ziemlich jeder Situation seine Kamera auf das Geschehen richtet,
annehmbar und bringt den Film nicht in solch eine Bredouille wie ähnliche
Produktionen, bei denen die erkennbare Kinematografie auch in Extremsituationen
stets etwas mehr suspension of disbelief
erfordert. Ansonsten ist es ein Film von der Stange mit den üblichen
unkreativen Aliens (die stets nackt sind – oder fleischfarbende Anzüge tragen),
viel Geschrei, wenig Effektivität und dem diskreten Charme der Langeweile, was
bei gerade einmal 85 Minuten Laufzeit doch ziemlich erstaunlich ist. Auch dass
man den finalen „Twist“ verrät, der zudem ziemlich plump daherkommt (das
Raumschiff operiert also aus solch niedriger Höhe heraus? Und die Kamera hat
augenscheinlich ein gänzlich sturzunempfindliches Titangehäuse?), trägt nicht
gerade zu einem positiven Gesamteindruck bei. Brown Mountain – Alien Abduction ist ein Trashfilm, der vielleicht
noch in einer gut aufgelegten Teenagerrunde einigermaßen funktionieren mag,
kaum aber jenseits davon.
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