Dienstag, 26. Juli 2016

Star Trek: Beyond (2016)




STAR TREK: BEYOND
USA 2016
Dt. Erstaufführung: 21.07.2016
Regie: Justin Lin

Eine kleine Einordnung zu Beginn: Kurz bevor ich Star Trek: Beyond sah, habe ich – mehr durch Zufall – ein paar Folgen der 1990er-TV-Serie Star Trek – Deep Space Nine wiedergesehen. Darunter waren unter anderem die „kontroverse“ Episode mit Symbiontin Jazida Dax und der Behandlung von geschlechtlicher Identität und die unterhaltsame Zeitreise von Quark und seiner Ferengi-Familie auf die Erde der 1950er Jahre – in einen Ort namens Roswell. Sieht man diese Trek-Inkarnationen kurz hintereinander, dann wird (wieder einmal) gewahr, wie wenig Star Trek in der 2009 initiierten Reboot-Reihe von J.J. Abrams steckt. Wie ein hormongeschwängerter Teenager nutzt auch Justin Lin als Nachfolger auf dem Regiestuhl das Franchise nur als Hintergrund für einen mitunter bemerkenswert langweiligen Science-Fiction-Film mit viel Action, aber wenig Substanz – als würde man, um bei Deep Space Nine zu bleiben, nur Folgen wie Empok Nor zu Rate ziehen und eben weniger die sozialen, charakterlichen und philosophischen Fragen, die das Gro der anderen Episoden aufwerfen. Manchmal, selten, blitzt etwas Geist der Vorlage auf, gerade so viel, dass es bequem in den Trailer passte und den geneigten Fan auf eine falsche Fährte locken konnte. Es mag manchem unfair erscheinen, die neuen Trek-Filme ständig mit der Vergangenheit abzugleichen: „Sie sind doch ein Reboot, etwas Neues, die auch als eigenständige Werke gesehen werden wollen!“ Einerseits muss sich eine Neuauflage natürlich immer mit ihren Vorgängern messen, andererseits kokettiert auch Beyond ständig mit „Old Star Trek“, was seine eigenen Defizite nur stärker zum Vorschein treten lässt. So offenbart sich gerade in dem Hinweis auf trashige Elemente der Originalserie wie die grüne Hand im Weltraum etwas, was der neuen Trek-Generation fehlt: der Mut zum Experiment, zum Leben jenseits der kalkulierten „Crowd Pleaser“ vom Flipchart.

Bei einem Zwischenstopp auf einer Raumstation der Föderation kommt die Crew des Raumschiffs Enterprise in Kontakt mit einer Flüchtigen, die die Mannschaft um Hilfe für ihre auf einem unzugänglich gelegenen Planeten festgehaltenen Leute bittet. Der leicht ausgebrannte Captain Kirk (Chris Pine) und die Seinen nehmen die Mission an und navigieren sich durch unwegsamen Raum bis zum Ziel durch, wo die Enterprise prompt von einem Schwarm Raumschiffe attackiert und größtenteils zerstört wird. Die Mannschaft strandet auf dem Planeten, auf dem ein Megalomane namens Krall (Idris Elba) einen Schlag gegen die ihm verhasste Föderation vorbereitet …

In einem Moment gelingt es Star Trek: Beyond, in einem Gesprächswechsel zwischen Kirk, Spock (Zachary Quinto) und Dr. McCoy (Karl Urban) über ein von Uhura (Zoe Saldana) getragenes Schmuckstück mit besonderen Eigenschaften, eine der Quintessenzen der klassischen Serie einzufangen: ehrlich witzig, neckisch und mit dem Hinweis auf eine Vertrautheit zwischen den Charakteren, die sonst im Film nur als Verweis auf Shatner, Nimoy und Kelley, weniger aus sich selbst heraus, funktioniert. Es ist ein kleiner Hoffnungsschimmer in einem ansonsten grandios-generischen Durcheinander, dass gerade im Mittelteil sehr viel mehr langweilt als unterhält, weil sich Beyond kaum Zeit für Irgendetwas jenseits der nächsten Explosion nimmt. Wenn die Enterprise zerstört wird, hat dies denn auch nicht einmal annähernd den Effekt des Crashs in Treffen der Generationen, weil ihm kein „Build-Up“ über Jahre hinweg vorangegangen ist. Wir kennen das Schiff ebenso wenig wie seine Mannschaft jenseits ihrer Funktion als Platzhalter – „Wenn Sie die TV-Serie kennen, dann …“
Das Gehetze von einer „aufregenden“ Sequenz zur nächsten ist ermüdend und wenn im Finale erst das Weltall von den Beastie Boys erfüllt wird, um dann in einem Showdown ohne Sinn und Verstand und in gestalterischem Recycling des Vorgängers Star Trek: Into Darkness zu enden (die Raumstation und die auf ihr stattfindenden Konfrontationen sind ästhetisch und inszenatorisch ein einziges Déjà Vu), dann kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass alles schon mal irgendwo gesehen zu haben (auch hier ist die Verwendung des „Magic Carpet Rides“ in Der erste Kontakt die charmantere Möglichkeit, populäre Erdenmusik mit Star Trek in Verbindung zu bringen). Im Grunde weiß man, dass es um den Film nicht allzu gut bestellt ist, wenn selbst der charismatische Idris Elba kaum etwas aus seiner holprig motivierten Schurkenrolle herausholen kann.

Dabei steckt gerade in Krall etwas, dass auch mit den Klingonen als geupdatetes Feindbild funktioniert hätte: eine kritische Auseinandersetzung mit der Föderation, ihren mitunter durchaus imperialistisch anmutenden Tendenzen und Fragen nach der grundsätzlichen Funktionsweise dieser Zukunftsvision. Doch weder Kirk noch Krall werden in diese Richtung gebracht, der eine verharrt in rein persönlichen Problemen (inwiefern er z.B. die Sternenflotte für den Tod seines Vaters verantwortlich machen könnte, wird nicht einmal angedacht), der andere bedient ein diffuses Feindbild eines Fanatikers, der nur durch die komplette physische Auslöschung (hier durchaus wörtlich gemeint) gestoppt werden kann. Es steckt einiges an Das unentdeckte Land in Star Trek: Beyond, ohne dass sich der Film den Dämonen stellen würde, die er geradezu läppisch heraufbeschwört. Die Gedanken, dass das Wort mächtiger sein könnte als das Schwert, dass Vorurteile und Hass keine unumstößlichen Monolithen sein müssen, ist diesem Film vollkommen fern, eher sieht er in rein militärischen Lösungen ein zweifelhaftes Heilsversprechen. Das unangenehme Gefühl, als Captain Picard den Antagonisten am Ende von Der Aufstand geradezu kaltblütig seinem Schicksal überließ - es kehrt hier äußerst präsent zurück.

Nochmals: Ist das alles zu harsch? Schließlich kann man Star Trek: Beyond trotz allem einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen, unter anderen Vorzeichen würde man sicherlich gnädiger sein und selbst die Beastie Boys durchwinken. Der Film ist zweifelsohne auf visueller Ebene interessant, die Make-Up-Effekte sind hervorragend, einige Einfälle zeugen von genrewürdigem Einfallsreichtum. Aber das Produkt trägt dennoch immer noch ein Label vor sich her, dem es, ungeachtet aller Ausrutscher, die sich die anderen Filme und Serien geliefert haben, nicht gerecht wird. Das Poster zu Star Trek: Beyond ist unverkennbar ein Hinweis auf die Gestaltung selbigen zu Star Trek – Der Film. Eine Sequenz wie jene, in der Kirk in einem Shuttle geradezu elegisch an der Enterprise vorüberfliegt und der Zuschauer die Größe, die Kraft des Raumfahrzeugs und die Freude des Captains über das Wiedersehen selbst spüren kann, ist hier aber vollkommen undenkbar. Star Trek: Beyond ist, wie die anderen Teile der Reboot-Reihe, ein Lippenbekenntnis.




1 Kommentar:

  1. Ich war nie ein großer Fan der Star Trek - Reihen, obwohl ich alle Filme kenne. Bei der Serie und seinen Ablegern sieht das schon anders aus. Da habe ich bewusst eigentlich nur die Next Generation Crew und teilweise noch Voyager verfolgt. Am Ende ist es dann doch immer eh die Macht, die mit mir ist. ;) #TeamStarWars

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