STAR TREK: BEYOND
USA 2016
Dt.
Erstaufführung: 21.07.2016
Regie: Justin Lin
Eine kleine
Einordnung zu Beginn: Kurz bevor ich Star
Trek: Beyond sah, habe ich – mehr durch Zufall – ein paar Folgen der
1990er-TV-Serie Star Trek – Deep Space
Nine wiedergesehen. Darunter waren unter anderem die „kontroverse“ Episode
mit Symbiontin Jazida Dax und der Behandlung von geschlechtlicher Identität und
die unterhaltsame Zeitreise von Quark und seiner Ferengi-Familie auf die Erde
der 1950er Jahre – in einen Ort namens Roswell. Sieht man diese
Trek-Inkarnationen kurz hintereinander, dann wird (wieder einmal) gewahr, wie
wenig Star Trek in der 2009
initiierten Reboot-Reihe von J.J. Abrams steckt. Wie ein hormongeschwängerter
Teenager nutzt auch Justin Lin als Nachfolger auf dem Regiestuhl das Franchise
nur als Hintergrund für einen mitunter bemerkenswert langweiligen
Science-Fiction-Film mit viel Action, aber wenig Substanz – als würde man, um
bei Deep Space Nine zu bleiben, nur
Folgen wie Empok Nor zu Rate ziehen
und eben weniger die sozialen, charakterlichen und philosophischen Fragen, die
das Gro der anderen Episoden aufwerfen. Manchmal, selten, blitzt etwas Geist
der Vorlage auf, gerade so viel, dass es bequem in den Trailer passte und den
geneigten Fan auf eine falsche Fährte locken konnte. Es mag manchem unfair
erscheinen, die neuen Trek-Filme ständig mit der Vergangenheit abzugleichen:
„Sie sind doch ein Reboot, etwas Neues, die auch als eigenständige Werke
gesehen werden wollen!“ Einerseits muss sich eine Neuauflage natürlich immer
mit ihren Vorgängern messen, andererseits kokettiert auch Beyond ständig mit „Old Star
Trek“, was seine eigenen Defizite nur stärker zum Vorschein treten lässt.
So offenbart sich gerade in dem Hinweis auf trashige Elemente der Originalserie
wie die grüne Hand im Weltraum etwas, was der neuen Trek-Generation fehlt: der
Mut zum Experiment, zum Leben jenseits der kalkulierten „Crowd Pleaser“ vom
Flipchart.
Bei einem
Zwischenstopp auf einer Raumstation der Föderation kommt die Crew des
Raumschiffs Enterprise in Kontakt mit einer Flüchtigen, die die Mannschaft um
Hilfe für ihre auf einem unzugänglich gelegenen Planeten festgehaltenen Leute
bittet. Der leicht ausgebrannte Captain Kirk (Chris Pine) und die Seinen nehmen
die Mission an und navigieren sich durch unwegsamen Raum bis zum Ziel durch, wo
die Enterprise prompt von einem Schwarm Raumschiffe attackiert und größtenteils
zerstört wird. Die Mannschaft strandet auf dem Planeten, auf dem ein Megalomane
namens Krall (Idris Elba) einen Schlag gegen die ihm verhasste Föderation
vorbereitet …
In einem Moment
gelingt es Star Trek: Beyond, in einem
Gesprächswechsel zwischen Kirk, Spock (Zachary Quinto) und Dr. McCoy (Karl
Urban) über ein von Uhura (Zoe Saldana) getragenes Schmuckstück mit besonderen
Eigenschaften, eine der Quintessenzen der klassischen Serie einzufangen:
ehrlich witzig, neckisch und mit dem Hinweis auf eine Vertrautheit zwischen den
Charakteren, die sonst im Film nur als Verweis auf Shatner, Nimoy und Kelley,
weniger aus sich selbst heraus, funktioniert. Es ist ein kleiner
Hoffnungsschimmer in einem ansonsten grandios-generischen Durcheinander, dass
gerade im Mittelteil sehr viel mehr langweilt als unterhält, weil sich Beyond kaum Zeit für Irgendetwas
jenseits der nächsten Explosion nimmt. Wenn die Enterprise zerstört wird, hat
dies denn auch nicht einmal annähernd den Effekt des Crashs in Treffen der Generationen, weil ihm kein
„Build-Up“ über Jahre hinweg vorangegangen ist. Wir kennen das Schiff ebenso
wenig wie seine Mannschaft jenseits ihrer Funktion als Platzhalter – „Wenn Sie
die TV-Serie kennen, dann …“
Das Gehetze von
einer „aufregenden“ Sequenz zur nächsten ist ermüdend und wenn im Finale erst
das Weltall von den Beastie Boys erfüllt wird, um dann in einem Showdown ohne
Sinn und Verstand und in gestalterischem Recycling des Vorgängers Star Trek: Into Darkness zu enden (die
Raumstation und die auf ihr stattfindenden Konfrontationen sind ästhetisch und
inszenatorisch ein einziges Déjà Vu), dann kann man sich des Gefühls nicht
erwehren, dass alles schon mal irgendwo gesehen zu haben (auch hier ist die
Verwendung des „Magic Carpet Rides“ in Der
erste Kontakt die charmantere Möglichkeit, populäre Erdenmusik mit Star Trek in Verbindung zu bringen). Im
Grunde weiß man, dass es um den Film nicht allzu gut bestellt ist, wenn selbst
der charismatische Idris Elba kaum etwas aus seiner holprig motivierten
Schurkenrolle herausholen kann.
Dabei steckt
gerade in Krall etwas, dass auch mit den Klingonen als geupdatetes Feindbild
funktioniert hätte: eine kritische Auseinandersetzung mit der Föderation, ihren
mitunter durchaus imperialistisch anmutenden Tendenzen und Fragen nach der
grundsätzlichen Funktionsweise dieser Zukunftsvision. Doch weder Kirk noch
Krall werden in diese Richtung gebracht, der eine verharrt in rein persönlichen
Problemen (inwiefern er z.B. die Sternenflotte für den Tod seines Vaters
verantwortlich machen könnte, wird nicht einmal angedacht), der andere bedient
ein diffuses Feindbild eines Fanatikers, der nur durch die komplette physische
Auslöschung (hier durchaus wörtlich gemeint) gestoppt werden kann. Es steckt
einiges an Das unentdeckte Land in Star Trek: Beyond, ohne dass sich der
Film den Dämonen stellen würde, die er geradezu läppisch heraufbeschwört. Die
Gedanken, dass das Wort mächtiger sein könnte als das Schwert, dass Vorurteile
und Hass keine unumstößlichen Monolithen sein müssen, ist diesem Film
vollkommen fern, eher sieht er in rein militärischen Lösungen ein zweifelhaftes
Heilsversprechen. Das unangenehme Gefühl, als Captain Picard den Antagonisten
am Ende von Der Aufstand geradezu
kaltblütig seinem Schicksal überließ - es kehrt hier äußerst präsent zurück.
Nochmals: Ist das
alles zu harsch? Schließlich kann man Star
Trek: Beyond trotz allem einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen,
unter anderen Vorzeichen würde man sicherlich gnädiger sein und selbst die
Beastie Boys durchwinken. Der Film ist zweifelsohne auf visueller Ebene
interessant, die Make-Up-Effekte sind hervorragend, einige Einfälle zeugen von
genrewürdigem Einfallsreichtum. Aber das Produkt trägt dennoch immer noch ein
Label vor sich her, dem es, ungeachtet aller Ausrutscher, die sich die anderen
Filme und Serien geliefert haben, nicht gerecht wird. Das Poster zu Star Trek: Beyond ist unverkennbar ein
Hinweis auf die Gestaltung selbigen zu Star
Trek – Der Film. Eine Sequenz wie jene, in der Kirk in einem Shuttle
geradezu elegisch an der Enterprise vorüberfliegt und der Zuschauer die Größe,
die Kraft des Raumfahrzeugs und die Freude des Captains über das Wiedersehen
selbst spüren kann, ist hier aber vollkommen undenkbar. Star Trek: Beyond ist, wie die anderen Teile der Reboot-Reihe, ein
Lippenbekenntnis.
Ich war nie ein großer Fan der Star Trek - Reihen, obwohl ich alle Filme kenne. Bei der Serie und seinen Ablegern sieht das schon anders aus. Da habe ich bewusst eigentlich nur die Next Generation Crew und teilweise noch Voyager verfolgt. Am Ende ist es dann doch immer eh die Macht, die mit mir ist. ;) #TeamStarWars
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